In einem sauberen Haus steht die Luft nicht! Ob im Sommer, ob im Winter – immer ist alles frisch! Aber wie ist das zu bewerkstelligen, wenn einem einer stinkt? Zuverlässigen Quellen zufolge besaß Sohwass von Schlapp keinen Körpergeruch (sowas gibt’s!), er wusch sich regelmäßig, war ein begeisterter Warmduscher, ja sogar ein viel zu häufiger Bader, aber irgendetwas an ihm stank zum Himmel und wieder zurück!
Der Geruch war vielleicht nicht wirklich mit der Nase wahrnehmbar, umso mehr dafür jedoch mit der Seele – und von diesem Mief musste das Haus befreit werden … Miss Mutig tat ihr Bestes, um dem Genüge zu tun. Ob Sommer oder Winter – Durchzug war lebensnotwendig! Ein sanftes Lüftlein, welches das Haus durchwehte, sorgte für Gesundheit … natürlich nicht bei dem ollen Stein. Der war dauererkältet (wie alle Flaschen).
Konnte er denn nicht ohne seine „Dämpfe“ existieren? Wenn er sich im Bade aufhielt, lastete stets ein leichter Nebel in diesem Zimmer. Miss Mutig stellte das jedes Mal erbost fest, wenn sie hereinkam – und sie kam immer herein – rang sie sofort nach Atem. Wenn sie mit ihrem Vorhaben (Wäsche umschichten) fertig war, dachte sie deshalb auch gleich weiter und eifrig an Steins Gesundheit – sie ließ beim Hinausgehen die Türe offen.
Natürlich hätte sie in einem solchen Raum, der völlig von anscheinend giftigen Dämpfen erfüllt war, nicht lange bleiben können. Das konnte doch Sohwass von Schlapp sicherlich auch nicht?! Er würde ihr, so vermutete sie, mehr unbewusst als bewusst, für den Augenblick, nein, ewig dankbar sein, wenn sie für Zugluft sorgte! „Hilfe“, rief Stein erschrocken, „ich erkälte mich doch – mach bitte die Türe wieder zu!“
Hatte sie denn nicht bemerkt, daß er noch gar nicht abgetrocknet war? Das erschien ihm besonders in der kalten Jahreszeit irgendwie rücksichtslos. Miss Mutig wiederum konnte so viel primitive Sensibilität kaum verstehen. Sie fragte verunsichert: „Kannst du es denn da drin überhaupt noch aushalten? Ich würde sofort ersticken!“ Sohwass empfand Mitleid mit der guten Miss, der er böse Absichten einfach nicht unterstellen wollte.
Schlapp trocknete sich schlapp ab und ging dann, seelisch leicht erschöpft von den immer wiederkehrenden Ungereimtheiten zwischen ihm und Miss Mutig, ins Schlafzimmer, um sich anzukleiden. Dort stellte er panisch fest, daß beide Flügel der großen Türe in den Wintergarten weit offenstanden und die Fenster der Verglasung ebenfalls sperrangelweit geöffnet waren. Schnell beeilte er sich, alle leise zu schließen …
Leise, denn Miss Mutig sollte den Vorgang akustisch nicht mitbekommen. Sie hätte sich beklagt! Als er, Stein, einmal lautstark die Fenster schloss, um zu demonstrieren, für wie gefährlich er offene Fenster hielt, wenn er frisch geduscht oder gebadet aus dem Badezimmer kam, hatte sie sich beklagt: „Musst du mich denn immer kritisieren, wenn ich mich darum kümmere, daß uns die Frischluft nicht ausgeht?“
Logisch für sie war: daß er einfach nichts positiv sehen konnte. An allem hatte er herumzumäkeln, nichts konnte man ihm recht machen, und überhaupt … er hatte doch keine Ahnung, warum Frauen den größten Wert auf ein sauberes Nest legen! Kretins wie er sind immer nur um ihr eigenes „Wohl“ besorgt, das sich höchstens um Essen, Trinken und Spaß beim Sex dreht. Damit kann ein richtiger Mensch doch nichts anfangen!
Warum hatte sie sich bloß mit diesem Esel eingelassen? Man müsste ihn regelrecht aus dem Haus lüften, man müsste einen derart großen Durchzug entfachen, daß alles Unbrauchbare aus diesem Haus hinauszerrt würde wie Aasgeruch aus einem Geierhorst. Nein, einfach war es nicht, einen Stein zu ertragen. Aber sie, Miss Mutig, würde sich gelegentlich schon zu helfen wissen … und dann Gnade ihm Gott!