Das menschliche Gehirn ist kompliziert – manchmal zu kompliziert und zu leicht zu beeindrucken. Wir leben in einer sich rasant verändernden Gegenwart und wir werden immer stärker von Reizen überflutend, die allerdings nicht immer reizend sind! Dabei denken wir uns selten das Richtige … Wir denken ohnehin viel zu selten: Wir versuchen zu lernen und dann lassen wir es damit gut sein, denn wer etwas gelernt hat, der kann … was? Denken immerhin nicht! Denn denken dann man nicht lernen, man kann nur erlernen, was andere gedacht haben.
Die Erinnerung dominiert unseren „Geist“ – und das Vergessen. Zwischen diesen beiden Vorgängen spielt sich das Leben ab. Ohne Erinnern und Vergessen könnten wir gar nicht leben – wir besäßen keine „Identität“. Ja, auch Lebewesen ohne die Kraft oder den Mut selbständig zu denken haben eine „Identität“ – auch wenn sie sich aus den Essenzen vieler fremder Identitäten zusammensetzt. Wir definieren uns aber aus dem, was wir von der riesigen Informationsflut für uns behalten haben. Und wir hegen und pflegen dies als unsere Rechtfertigung!
Doch Erinnerung kann ein Fluch sein, besonders, wenn wir genau das Falsche vergessen haben und andere für uns abwägen ließen, was Recht und Wahrheit ist. Das Erleben besteht hauptsächlich aus Enttäuschungen und Traumata, die sich jedoch leichthin wegdiskutieren lassen, wenn man nicht so genau hinschaut und mehr darauf achtet, sich in eine vermeintliche Sicherheit zu bringen, aus der heraus wir glauben, die Welt beurteilen zu können. Dabei haben wir meistens gar keine Ahnung was, von wem beschlossen, wirklich vorgeht. Wir passen uns nur an.
Und tief in unserem Unterbewusstsein zieht ein verrückt gewordener Gnom an den Fäden des „Glückshafens“, der die Geschenke verteilt, die uns (immer vorläufig) beruhigen sollen … hier ein Herzchen, da ein Bärchen, dort ein Bonbon für die Nacht. Der Fehlinterpretation sind Tür und Tor geöffnet – aber anders ist das Ganze, das manche Leute das „Schmieden ihres Schicksals“ nennen, ja nicht zu bewältigen. Der Mensch entscheidet grundsätzlich selbst darüber, was aus ihm wird, wohin er geht, für wen er arbeitet und vor allem was der „denkt“! Hihihahahohohuhu …
Stellen wir uns doch nur einmal vor, wir hätten vor langer Zeit einen Unfall mit einem blauen Wagen gehabt. Dabei wurden wir schwer verletzt, oder wir haben jemanden schwer verletzt. Das sich daraus entwickelte Trauma sitzt uns seitdem im Genick – und immer, wenn wir einen blauen Wagen sehen, reagieren wir erschrocken und befürchten, das Unglück könne sich wiederholen … Das nichtvorhandene Schicksal – wir erinnern uns „Der Mensch bestimmt sein Schicksal selbst“ hat jedoch beschlossen, daß sich der nächste Unfall mit einem roten Wagen ereignen wird!
In diesem Fall wäre es geradezu fantastisch, wenn wir im Voraus logische Zusammenhänge feststellen könnten, ohne auf Vorprägungen oder verwirrende äußere Einflüsse achten zu müssen … denn diese vernebeln uns den Block fürs Wesentliche. Geistige Fehlleistungen würden somit ausgeblendet werden und könnten keinen Schaden mehr anrichten. Wir würden nicht mehr auf die Farbe der Autos achten, sondern auf das Fahrverhalten ihrer Lenker. Das erweitere unseren Horizont enorm – und wir könnten uns rechtzeitig in eine echte Sicherheit bringen!
Unqualifizierte Autofahrer können in allen möglichen fahrbaren Untersätzen zu finden sein! Wer fährt denn eine Kurve, wenn es geradeaus geht? Wer übersieht ein Stoppschild? Wer macht Jagd auf harmlose Fußgänger? Welcher Auto- ist eigentlich ein Radfahrer? Wer erfindet ganz neue Verkehrsregeln, wenn er in eine andere Stadt kommt, weil er hofft, unerkannt alles tun zu können, was ihm Spaß macht? Und wer diskutiert das Fehlverhalten von Fahrern in roten Autos weg, weil er ganz genau weiß, daß wir vor blauen Autos große Angst haben?
Vergessen wir doch mal das Richtige und wenden wir uns einem Neuland zu, von dessen Existenz wir bisher noch nie gehört haben, weil der Mechanismus in uns, der uns zwingt, das Falsche zu vergessen, so fürchterlich aktiv war! Schütteln wir alles ab, was uns seelisch belasten könnte und bewerten wir die Welt so wie sie ist, nicht wie wir befürchten, daß sie sei … Unsere Synapsen würden es uns danken – und unsere Kinder ebenfalls – sie würden womöglich in den Genuss einer Zukunft kommen, die etwas weniger von Fehlleistungen durch Erinnerungen geprägt ist.
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