Die Seele des Staates 48

Bild von Alf Glocker
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(Der Schamane, 2. Episode)

Ein echter Schamane ist glücklich, ruhend in sich selbst, seinen Einsichten und Möglichkeiten. Er hilft, wo er kann. Wenn er will, dann schiebt er die Wolken vor sich her, macht den Regen, oder er „spielt“ mit den Sternen! Nichts kann er ohne die Genehmigung der Geister, die durch Zeiten und Zeitlosigkeiten ziehen, um bei ihm zu sein, da er ihr Kind oder Bruder ist.

Wenn er mit den Sternen spielt, dann dürfen manchmal „realistisch“ denkende Sterbliche mit von der Partie sein. Denn wenn er nicht um die körperliche Gesundheit seiner Mitmenschen bemüht ist, dann um die geistige. Seine Tests sind von allen gewollt und für keinen von Nutzen. Außer in einem der anwesenden Hirne machte es „klick“! Aber das geschieht für gewöhnlich nur alle Jubeljahre einmal!

Folgen wir dem Schamanen auf einen Aussichtspunkt über der Stadt. Bei ihm sind gerade 3 oder 4 Menschenwesen. Der Schamane hat versprochen zu „zaubern“, so ihm die „Geister“ gnädig sind und die Begleiter sind sehr gespannt. Auf dem Hügel angelangt, blickt der Schamane nach oben. Dort ist noch eine leichte Bewölkung zu verzeichnen.

„Das reicht noch nicht“, meint er – und er breitet seine Arme aus. Dann rudert er mit den Händen unter den Wolken herum und öffnet ein immer größer werdendes Loch in ihnen. „Zurück“, sagt er – nicht gebieterisch, aber bestimmt. Dann haben die verbliebenen Wolkenstreifen den Horizont erreicht. „Jetzt wird es gehen!“.

„Ich bin hier, um mich zu vergewissern, daß ihr noch da seid“, meint er schüchtern, fast schon naiv und bittet um das Erscheinen eines neuen Himmelskörpers. Aber der Stern war schon da! Es ist der hellste am Firmament! Langsam setzt er sich in Bewegung. „Ach, komisch“, sagt einer aus der Gruppe, „da kommt, wie auf dein Zeichen, ein Flugzeug“. Alle lachen!

Das Flugzeug kommt näher… „es hat keine Positionslampen“, bemerkt der Schamane. „Stimmt!“, geben die anderen zu. „Das ist gar kein Flugzeug, das ist die ISS (die internationale Raumstation) auf ihrer Umlaufbahn. Der Schamane lächelt verständnisvoll. „Ja“, sagt er – „sie wird nun einen Bogen fliegen, wenn ich sie darum bitte“.

Und die Raumstation weicht von ihrem Kurs ab! Dabei kommt sie näher heran und blinkt 2mal auf. „Hach, habt ihr das gesehen?“ ruft einer erfreut, „das ist ein Hubschrauber, ohne Rotorengeräusch, bestimmt eine ganz neue Erfindung – ich glaube, das gerade neu aufgestellte Einsatzkommando des CIA hat sowas“. Wieder lächelt der Schamane verständnisvoll.

„Es ist ein Hubschrauber, der wahnsinnig schnell fliegen und sich in Luft auflösen kann“. Wieder lacht die ganze, kleine Gemeinde – während der Hubschrauber ohne Rotorengeräusch blitzschnell nach oben startet und sich, als würde er sich in Luft auflösen, in den Weiten des Universums verliert. Gleichzeitig tanzen die Sterne dazu: sie blinken kurz auf und stoßen noch kleinere Lichter, als sie selbst sind, dabei aus.

Nicht alle machen bei diesem Reigen mit. Nur einige Ausgewählte erzeugen die Schau der Unglaublichkeiten. Und die Zuschauer sind fasziniert. Noch mindestens die Nacht über und vielleicht noch einen Tag lang, werden sie an den Spaß zurückdenken, dann werden sie ihn verdrängen, weil sie glauben, daß er nichts mit ihrem Überleben zu hat.

Die „Stimmen“, die sich dabei hätten ergeben können, verhallen vorzeitig, ohne eine Chance je angehört worden zu sein. Und der Schamane kehrt in seine Fantasiewelt zurück, aus der er gekommen ist, um Verrücktheiten zu begehen, die nichts, aber auch gar nichts mit dem Fortgang der Zeit zu tun haben…oder doch?

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Kommentare

21. Dez 2015

Viel Phantasie macht hier sich breit -
Und dies macht sie auch noch gescheit!

LG Axel