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Schug Schug Spieler der Welt! Ach, was sage ich da, wahrscheinlich des kompletten Universums!“
Sie kennen nur ein Ziel: Das Verstören und Verunsichern. Begriffe, die Sie vielleicht verwenden könnten: 1 a Bassette, Berzerker, Schellenbaum, Eichelhäher, Laubhütte, Terz und Daus. Die Basis-Begriffe kennen Sie jetzt (Djent, Mogal, Hogier, Schug, Avers und Revers, Savonarola, Pollern, Fappen). Und wenn Sie glauben, dass ich Pollern von Pillern (Schwindeln) abgeleitet habe, und Fappen von „Foppen“, eventuell sogar den Begriff „Azzen“ von „Uzen“, ja dann liegen Sie aber so was von richtig... Was Azzen ist, fragen Sie? Denken Sie es sich doch selbst aus! Sie sind doch schon angefixt... Geben Sie es doch zu!
Die Sache wird eine ungewöhnliche Eigendynamik erleben. Viele Nichtbeteiligte rund um den Spieltisch wollen die Spielregeln erklärt bekommen. Sie werden deftig-barsch und ein wenig arrogant abgespeist: „Aha, ein Unkundiger... So einem „Schug Schug“ erklären zu wollen, das dauert doch Stunden und Tage... Sieh einfach zu und lerne!“
Viel Spaß beim Schug Schug! Wenn Sie es richtig spielen, werden die „Bewunderer“ an jedem Sonntag zunehmen. Die Vorbereitung dauert viele Stunden. Das Blatt muss gut ausgesucht werden. Sie wissen jetzt: Sie benötigen ergo 55 Karten. Whist-Karten plus 3. Spielen Sie unbedingt auch um Geld. Lassen Sie gewaltige Beträge von Spieler zu Spieler wandern. Die Umstehenden müssen allesamt denken, ihren Augen nicht zu trauen, nicht trauen zu können. Ich werde auf Lofoten ziehen, wenn ich eines Tages in der FAZ lese, dass 2033 in Hongkong die Schug Schug-WM startet. Dann hat der „Prank“ eine solche Eigendynamik entwickelt, dass er mir doch glatt aus den Händen geglitten ist. Macht nichts, ich sitze schon am nächsten Prank.
Appendix:
Auf Anfrage erkläre ich: Es gibt kein eigentliches Ziel dieses Spiels. Wer wann auch immer Lust dazu hat, kann inmitten eines besonders komplizierten Ablaufs ganz plötzlich die Karten aus der Hand legen, die Backen aufplustern und ziemlich resigniert zum Nebenmann sagen: "Mit dem II. Tusk (Stich!) im Eichelhäher-Zyklus, gleich nachdem Manfred den Daus brachte, hast du mir die Hosen bis auf die Knöchel heruntergezogen mit deinem Gleisner. Ich hatte da noch auf einen Savo gehofft, der sich ja noch im Djent versteckt hielt, aber Pustekuchen. Ich bekam nur die Querflöte. Damit war es klar. Die Partie ging an dich!" "Ja, mit einem Savonarola hättest du doppeln können, sofern er nicht gepatcht gewesen wäre. Aber du hattest diesen Savo eben nicht. Sorry, mein Freund. Das ist Schug Schug!"
Wenn einer fragen sollte: Schug Schug ist schwerer als Bridge oder Magic: The Gathering, doppelt so schwer wie Mah-Jongg, dreifach schwerer als Schach und vierfach schwerer als Backgammon, fünffach schwerer als Gin Romme und noch sechsfach schwerer als Seven Card Stud Poker. Für die Außenstehenden (die Nichteingeweihten) sollte klar ersichtlich sein, schon allein an Gestik, Mimik, Body Language und am Blick, wer das Spiel verloren hat und wer es deutlich gewonnen hatte. Nicht erst, wenn die Euro-Scheine den Besitzer wechseln, muss klar sein: Aha, Spieler B hat gewonnen! Immer, wenn gestochen wird, ruft der jeweilige Spieler "Tusk!" und wirft vehement einen Leporello aus dem Mogal ab, um in der Fachsprache zu bleiben, er pollert ihn. Die anderen sind Profis, reagieren entsprechend, gerne tragisch verbrämt. Kommentare sind erwünscht: "Teufel eins, mitten im Schellenbaum! Der traut sich was mit seinem geazzten Terz! Schiebt den Tusk rüber wie ein Schankwirt das schäumende Helle... Wo der Tusk um die Ecke linst, ist der Gleisner oft nicht weit!"
Wie Sie die einzelnen Karten in Ihrem Spiel benennen wollen, ist ganz allein Ihre Angelegenheit. Sie können Fantasie-Namen aller Art vergeben, nur, diese Namen sollten glaubhaft wirken. Und, nicht vergessen, Sie müssen sich dann jede Menge komplizierter Namen merken. Eine Querflöte zum Beispiel gibt es nur 2 x im Spiel. Eine Sirenia schon 4 x. Und Dugongs sind immerhin 8 x vertreten. Leider gibt es gleich 12 Kartäuser.
Eine typische Unterhaltung am Schug Schug-Spieltisch
Rüdiger: "Nun pollere schon, Gustav. Du hast den Zyklus eröffnet. Was wird geboten?" Gustav: "Die Laubhütte steht im Regenwald, Rüdiger. Mein Angebot steht: Die 1 a Bassette pollere ich herbe (legt den Leporello ab und schiebt ihn gekonnt unter den Djent) und erhalte nun (zieht vom Djent die oberste Karte, zeigt sie herum) eine Sirenia. Da hat sich das Fappen aber mal so richtig gelohnt. Ich höre?" Rita: "Das kontere ich zwar gewagt, aber gewieft (Pollert erst und fappt sogleich), meine 3. Kartäuser. Zwei davon stehen zur Beobachtung. Wer wagt einen kurzen Blick? Oder einen kleinen Umweg über die Laubhütte? Wer traut sich, die Herren?" Rüdiger: "Meinen Savonarola hättest du wohl gern, was, Rita?" Rita: "Ja, dann könnte ich glatt über den "ei der Daus" in die Querflöte pusten, mit dem III. Tusk wäre dann das Spiel für die hohen Herren als beendet zu betrachten!" Gustav: "Nur nicht so vorschnell mit den so jungen Pferden. Erst müsst Ihr beiden Hübschen an meinem netten kleinen Berzerker vorbei. Denkt Ihr vielleicht, ich pollere den? Ha!" Rüdiger: "Aber ganz koscher war deine Aktion ja nicht gerade, Rita. Als du den gepatchten Savo über den Schellenbaum gezogen hattest. Der Bassette-Zyklus war doch definitiv perdu, richtig?" Rita: "Nicht ganz. Solange ich noch einen Finger auf dem Poller habe, ist der Spielzug noch nicht beendet." Gustav: "Nun beruhigt Euch mal. Wir befanden uns noch immer im Bassette-Zyklus. Du hättest deinen Savo also gar nicht ausspielen können. Und für den Tusk hattest du zwei Leporelli zuwenig auf dem trockenen Mogal. Außerdem, wenn wir mal ehrlich sind: Deine Finte kurz vor dem Dugong-Terz, ich ahnte übrigens deinen Querflöten-Leporello über den angedeuteten Daus gleich, du machst nämlich immer so ein spitzbübisches Gesicht, wenn dir ein Dugong-Terz gelingt, die war nicht astrein. Es ist verpönt, einen gepatchten Savo zu pollern, wenn man genau weiß, dass einer der Spieler sein Fappen noch nicht beendet hat." Rüdiger, verschmollt: "Wenn ich es dir doch sage, Rita hatte gefappt. Ich habe es genau gesehen!" Rita: "Und genau deswegen brauchen wir einen kundigen Schiedsrichter, so, wie auch die Profis. Bei denen kann es zu solchen Missverständnissen gar nicht kommen. Und nein, ich hatte noch nicht vollständig ausgefappt, Rüdiger! Nur, weil du der Hogier warst, kannst du dich nicht so benehmen! Kategorisch absulotistisch!" "Es heißt absolutistisch!" (Beide Herren unisono) Die Laune am Tisch ist nicht die beste. Ein Schiedsrichter ersetzt nicht den Hogier, das muss klar sein. Wenn einer der Impro-Leute, die "zusehen", einspringen mag, dann ist er der Schiedsrichter. Hier kann er dann, frei von der Leber, abstruse und komplexe Gedankengänge einbringen, ein wildes Gestammel der pseudo-intellektuellen Art.
Jeder Spieler erhält vom Hogier zu Beginn 4 Leporelli. Jeder Spieler hat zu Beginn exakt 400 Euro vor sich, in kleineren Scheinen, keine Münzen. Es wird kräftig gesetzt, in den Zwischenrunden nicht mehr als 10, 20 Euro. In der Endrunde dann aber gerne auch mal einen Fuffi oder Hunderter. Leid und Freud´ wechseln einander ständig ab. Das schauspielerische Talent des gesamten Teams wird auf eine harte Probe gestellt. Das Spiel macht nur im Verbund Spaß!
Es ist gut, wenn wenigstens eine Frau am Spieltisch sitzt. Es gibt dröge Tumbnickel unter den Männern, die sich zu denken gemüßigt fühlen: "Also, wenn die dort das schnallt, dann schnalle ich Schug Schug doch schon lange..." Ja, solch unfassbare Ignoranten-Schädel gibt es. Man mag es kaum glauben.
Kommentare
Tolle Geschichte!
Voller Sperenzchen & Mätzchen, Lug & Trug,
- könnte mich bei diesem Spiel vor Lachen kaum halten...
winke, winke
Monika
Schalom Monika,
konnte einen vollen Tag lang nicht bei LiteratPro andocken.
Ständig "Zeitüberschreitung Netzwerk". Ich habe es wohl
tausendemale versucht. Jetzt aber, endlich: Vielen Dank
für das wunderbare Lob, Monika!
Ich liebe solche Wörter wie Sperenzchen, Mätzchen und
Fisimatenten etc. Da hast Du aber voll meinen Nerv
getroffen. Ich habe das Schug Schug schon gespielt
(mit professionellen Mitspielern). Ich hatte Probleme,
ernst zu bleiben, ja, aber letztlich, in der Runde mit
professionellen Impro-Leuten, hat es geklappt. Mein
Text saß nicht ganz sicher, ich verhaspelte mich an
der einen oder anderen Stelle, aber die Betrug hatte
Methode - und wurde voll geglaubt. Wir verschoben
fast 800 Euro von A nach B und C. Die Leute haben
Bauklötze gestaunt.
Denk Dir selbst solch ein Spiel aus. Es macht eine
Menge Spaß. Du hast, glaube ich, die Veranlagung
zum wirklich guten Prank. Danke für Deinen Support.
Dein "Winke Winke" hat mir nach all dem Frust, gar
nicht mehr auf LiteratPro zu kommen, voll den Tag
gerettet. Höchst erfrischend. Winke Winke zurück.
Greetz von
Garf Garf Mattatuck
...aber die Betrug hatte Methode...
Autsch, das steht da wirklich. Und ich
konnte es abschließend nicht mehr
verbessern. Merke: Texte besser an
Ort und Stelle Korrektur lesen, G.M.
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