WER SPRICHT MICH IM SCHLAF?
Im Traum
sprechen die halben Sätze
den ganzen Sinn,
zerlegen die rohen Wörter,
wenden den Inhalt,
verschieben das Gefüge
der Nacht.
*
Weiße Seidenbänder,
kurz & rund geschnitten an den Enden,
sie fühlen sich weich zwischen den Zehen an
– ZEHENTRÖSTER –
schicke ich einem Freund.
*
Der Schlüssel
ist im Haus
eingeschlossen.
Im Kästchen
liegt Befreiung.
*
Der Zug fährt im Schritttempo. Ich sitze in Gegenrichtung,
sehe, was zurückbleibt, was verlassen wird & verschwindet.
Meine Freundin ist schlecht gelaunt, sie steigt aus & läuft
neben dem Zug her. Ich setze mich auf ihren Platz, sehe,
was auf uns zukommt. Dann, nach einer Weile, immer noch
mürrisch, steigt sie wieder ein – an der Hand ihren Sohn.
*
An der Straße am See
sitzt im Garten eine
Frau und trinkt grünen
Tee. Nebenan wohnt
ein Mann, der hält im
Zelt ein Pferdchen und
einen Affen. Auf dem
Bahnhof lebt ein Mann
mit seiner Familie. Ein
Theater hat er auf
dem Bahnsteig gebaut
und vor dem Haus einen
roten Teppich ausgerollt.
Splitter, die ich aufschreiben muss – kurze Geschichten von geheimnisvoller Schönheit, Überraschungen & lauter Unmöglichkeiten, Verwandlungen im Wortsinn.