Die großen Nachplappergemeinschaften der Welt erleben derzeit eine vermutlich nie wieder endende Renaissance! Denn überall wird eifrig nachgeplappert. Dafür stehen die Plapperbücher zur Verfügung. Sie wurden ausschließlich für Papageien geschrieben. Und die versammeln sich mit Begeisterung, in Plappertempeln und auf Plätzen, um die heiligen Litaneien zu plappern. „Oh, großer Dings, wir plappern das Plapperbekenntnis!“ Nichtpapageien sollten schleunigst Reißaus nehmen, denn wenn sich die Papageien erst einmal in Rage geplappert haben, dann bleibt kein Auge trocken! Aus der Sicht der Plapperer ist es überdies verboten, nicht zu plappern.
Auf das ungläubige Nichtplappern steht, bei den Einen, der Ausschluss aus der Plappergemeinschaft, notfalls sogar die Entplapperisierung, und bei den andern schlicht und durchaus ergreifend: der Tod. Wer‘s nicht glaubt, der sollte einmal hergehen und öffentlich den großen Dingsbums, von dem es außer ihm keinen gibt, schmähen und dann ganz langsam bis 13 zählen. Wenn er dann noch lebt, ist das reiner Zufall. Das an sich wäre ja noch nicht so schlimm, schlimm ist nur, daß die Plapperer, also die Nachplapperer, also die Papageien, immer mehr werden. Sie sehen als Verbreitungsgebiet die ganze Erde an, auf der sie sich zum Hirntod plappern.
Denn das Nachplappern ist ganz wichtig – es verleiht der haltlosen Seele Halt, in der Haltlosigkeit, der Charakterlosigkeit Würde, durch die Gemeinschaft der plappernden Papageien und dem sinnlosen Plappern Sinn, durch die ewige Wiederholung des Nachplapper-Bekenntnisses! Auf diese Weise werden Asseln zu Respektspersonen, Spinnen zu Wirbeltieren, Oktopusse zu Geistesgrößen und Vollidioten zu Staatsmännern- und Frauen von extra hohem Rang! Ein Nachplapper-Bekenntnis kann jederzeit erhebend wirken und Eindruck schinden. Und wer Eindruck schindet, kann andere schinden, die keinen Eindruck machen!
Schande über die Machtlosen, die weder Eindruck noch andere schinden, sondern außerhalb der Plappersphären nichts nachplappern, was zwangsweise geplappert werden MUSS! Ohne Plapperei keinen Anstandspreis! Wer nicht bereit ist, etwas einfach so nachzuplappern, der hat keinerlei Anrecht auf die eigene Zunge, dessen Kinder werden auch nicht gesponsert, denn außerhalb der Nachplapper-Gemeinschaften existiert kein Terrain für Nachplapper-Unwillige und Vor-dem-Sprechen-Denkender. Sie leben ausschließlich im Niemandsland! Und das Niemandsland gibt es leider gar nicht. Nicht auf der Erde und auch nicht im Himmel.
Himmel und Erde sind Nachplapperern vorbehalten! Jeder hat sich vorher zu erkundigen, wer schon einmal was genau geplappert hat. Daraus ergibt sich eine lange Kette von Nachplapperern, an deren Ende natürlich, logischerweise, tatsächlich einer stehen müsste, der von sich aus etwas behauptet hat. Bevor man jedoch das Ende der Kette erreicht, muss einem klar sein, daß diese auch das Ende der Fahnenstange wäre, wenn man vorher nicht sofort reumütig umkehren und sich in den Schoß der größten Plapperlügen geflüchtet hat. Nehmt euch in Acht! Plappert nur, was geplappert werden darf und vertraut auf keinen Fall dem, was in euren Köpfen vorzugehen scheint, ohne die Plapperprüfung bestanden zu haben!
Also: „Großer Dings, von dem es nur einen einzigen geben darf, wir plappern zu dir, wir verneigen uns plappernd, oder nicht plappernd, vor dir und wir befolgen die ewigen Regeln des Plapperns, sobald sie uns vorgeplappert werden, brav bis in den Nichttod, sondern in den Himmel der Plapperer, wo wir belohnt werden für unser Plappern, in Ewigkeit … plapperplapperplapper!“ Gerade durchs Plappern fühlt sich der Nachplapperer wohl, natürlich auch in der Schlangenhaut, oder im Spinnennetz. Es ist wie auf einer „Komm-wie-du-gerade-bist-Party“ – jeder ist willkommen. Und mit Hilfe des gemeinsamen Nachplapperns gestaltet sich das Ritual vollkommen.
Jeder bekommt sein Plapperfett weg. Jeder ist Teil des Plapperns, in dem, oder indem man sein eigenes, selbstgedachtes Wort nicht mehr verstehen kann. Nicht zuletzt deshalb, weil man es sich schon gar nicht zu formulieren traut. Dem Nachplappern sei Dank! Ihm schulden wir alles: Weltkriege, Wahlsiege, Reiche und Großreiche, vielleicht sogar Superreiche. Alle können am Nachplappern verdienen … die einen das Himmelreich, die andern den Tod. Darauf kommt es aber nicht so sehr an, wie darauf, daß streng darauf geachtet wird, daß man des Plapperns nicht müde wird und natürlich vor allem: daß das Richtige nachgeplappert wird – Plapperaplapp!
Kommentare
"Plappern gehört zum Handwerk" - heißt es darum!
("Banause" meint "Handwerker" - drum ist der dumm ...)
LG Axel
Plappern ist Klappern - zum Handwerke gehört's
wie dem auch sei - ein bisschen mich stört's
LG Alf