Wer zurückblickt, der blickt in seinem Stil zurück, entweder im Zorn, in Liebe, oder in Demut, wie auch immer. Und wer nach vorne schaut, der macht das Gleiche. Warum? Warum ändert der Mensch denn nicht einfach sein Leben, wie es ihm beliebt und wann es ihm beliebt? Nun, das geht so ... da gibt es verschiedene Varianten. Entweder, es fehlt an Begabungen oder an Möglichkeiten. Letzteres schließen Optimisten gerne aus. Wie aber wird man Optimist? Das ist ganz einfach: Es klappt vieles im Leben! Der Optimist ist ein Mensch, der mühelos seine Grenzen erweitern darf, weil ihm so manches gelingt ... und das muss nicht unbedingt an seinen Begabungen liegen.
Läge es daran, dann wären nicht so viele große Künstler arm gestorben, so viele Denker verfolgt worden, oder anders herum, so riesenhafte Ignoranten Päpste oder Multimilliardäre geworden. Das Leben erzieht seine Opfer – man darf, anstelle des Wortes „Opfer“, aber auch „Menschen“ einsetzen. Denn jedes Opfer, jeder Mensch, lebt nach seinen Möglichkeiten. Manche dürfen schon in Kindertagen erfahren was es heißt, Freiraum zu haben und dadurch Bestätigung zu erleben und manche Opfer, sprich Menschen, stoßen bei allem was sie tun auf Widerstände.
Diese Umstände werden teilweise durch Neid, durch Verständnislosigkeit, eben auch durch das fehlende Vorstellungsvermögen der Erziehungsberechtigten erzeugt. In diesen Fällen ist eine angemessene Karriere zwar nicht gänzlich auf Null zu veranschlagen, aber sie wird sich doch, aller Wahrscheinlichkeit nach, nicht auf einem, den Talenten entsprechenden Niveau bewegen. Einzige Ausnahme – das Opfer, jetzt eher der Mensch, hat ganz plötzlich sehr viel Glück und jemand hilft ihm weiter, oder ein Umstand wirkt sich begünstigend so aus, daß er das Steuer vor seinem Ableben noch einmal herumreißen kann. Ansonsten bleibt alles beim Alten.
Eine natürliche, d.h. dem Charakter des Individuums entsprechende Entwicklung vollzieht sich nur sehr selten. So etwas gibt es vielleicht noch im Tierreich, wo der Stärkste, der Schnellste, der Schlauste am längsten lebt und die meisten Kinder hat – aber auch dort nur, wenn der Mensch, diesmal nicht in seiner Funktion als Opfer, nicht dazwischenfunkt. Ansonsten schiebt das Leben den Menschen eben als Opfer vor sich her und zeigt ihm, mehr oder weniger unmissverständlich, wo er hingehen kann und wo nicht. Er hat lediglich die Möglichkeit, dabei die Nerven zu verlieren oder nicht.
Und aus all diesen unsinnigen Vorgängen setzt sich schließlich eine globale Ereigniskette zusammen, die gemeinhin als „Geschichte“ bezeichnet wird. Innerhalb dieser „Geschichte“, die nur selten eine gute ist, reihen sich die Unwissenden (wer wüsste schon bei allem die Gründe und Hintergründe) in ihr Schicksal ein, das sie nicht abwenden können. Was sie können, ist ihrer vorgezeichneten Rolle (da geht’s lang) gerecht zu werden. Der Dumme macht sich keine Gedanken, er plappert nach und läuft mit, der Revolutionär wird hingerichtet, der Philosoph zunächst geächtet, bis man irgendwann drauf kommt, daß er sich wohl doch nicht geirrt hat, und der Künstler wird solange verkannt, bis er vor die Hunde geht oder/und sich demütigen lassen muss, wo er nur hinschaut.
Die „ganz Klugen“ können da nur lachen, denn sie haben erlebt, daß es „immer irgendwie weiter geht“. Die Grenzen, an die sie stießen, haben, auf ihre Bemühungen hin, nachgegeben und allein deshalb können sie aus guter Erfahrung folgendes sprechen ... irgend eine Mainstreamweisheit, die der Unglückliche gerne hört, damit er eine Ausrede für sein nicht enden wollendes Versagen hat. Denn es ist immer gut, wenn man sich mit dem Argument belügen kann: „Ich habe generell selbst die Möglichkeit, mein Dasein zu steuern – es liegt alles nur an mir!“ Alle, die daran glauben, haben wenigstens keine Lust aufzugeben. Sie müssen allerdings auch die Kraft haben zuzusehen, wie bisweilen viel Dümmere locker an ihnen vorbeiziehen. Das ist die Essenz des Seins ...
Kommentare
Da steckt richtig Inhalt drin -
Und er macht sogar noch Sinn!
LG Axel
Vielen Dank lieber Axel
LG Alf