Deutschland ist das Land der … wasss??? –, der Dichter und Denker?? Nein, Deutschland ist das Land der verordneten Klischees, der Klischeegläubigen, der Klischeebürger. Demzufolge hat es natürlich auch mindestens einen Klischee-Fernsehkommissar! Einer heißt Bill Schwätzer und er kann nicht sprechen! Aber er packt alles mit einer Hand auf dem Rücken. Er jagt die Bösen und ist mit den Guten gut befreundet, und wenn er jemanden verhaftet, dann sagt er: „Miofnsitschbegufas“.
Wenn Kommissar Schwätzer ermittelt, dann bleibt kein Auge trocken. Er ermittelt sozusagen „manuell“. Wo der hinschlägt, wächst kein Gras mehr. Und er vermöbelt seine Kontrahenten auch, wenn er noch halb bewusstlos ist … und zwar reihenweise! Natürlich tut er das nicht ohne vorher, in aller deutscher Demut eine Unmenge Prügel eingesteckt zu haben. Wenn ihn dafür später eine holde Maid lobt, sagt er nur trocken: „Emwischenmrgldes“. Danach darf sie ihn bewundern.
Dank Bill Schwätzer ist Deutschland heute so sicher wie noch nie! Er muss keine Kriminalstatistiken fälschen, er geht einfach mitten in eine Ansammlung düsterer Ganoven hinein und nuschelt: „Bfminggngngnumwellasfümel!!“. Und schon stieben die bösen Sünder, die Fanatiker und die Falschparker panikartig auseinander, wobei die hilfesuchenden Jungfern aller Schattierungen, liebreizend und hilflos wirkend, Schutz bei ihm suchen. Er ist unser neuer Serien-Held!
Fuck you Goethe würde sich zwar im Grabe umdrehen, wenn er den Schwätzer nuscheln hörte, aber das macht nichts! Wer war schon Goethe?! Jetzt geht es um ganz andere Größen…und ob die beinahe Analphabeten sind oder nicht, das spielt nur eine untergeordnete Rolle. Heute brauchen wir andere Leitbilder. Eine deutsche Kultur ist nämlich nur noch im Fernsehen erkennbar – oder mit dem Ofenrohr im Gebirge. Alles überstrahlend ist dagegen der Ruf unserer Ordnungshüter.
Sie lassen sich verprügeln, sie helfen wo sie können, sie werden bespuckt und beleidigt, ganz wie es der christlichen Tradition entspricht. Aber Kommissar Bill Schwätzer kann mehr. Zwar lässt auch er sich beleidigen und bespucken, aber am Schluss hat er die Pluderhosen an und schlägt mit dem Vorschlaghammer um sich. „Frmuschnignadanampf, wsdunichdassumikalläss“, und selbstverständlich auch: „knnabloschnopfgulrtäsch!“. Wer genau zuhört, versteht gar nichts!
Aber das ist nicht nötig! Taten will man sehen, zumindest imaginäre … und der gute Bill ist genau der richtige Typ dafür: er ist der Hans Klo Vomdamm für kleinwüchsige Hosenträger, für anhimmelnde Müller Lieschen, für die assligsten Asseln der Trabantenvorstadt, wo sich Fuchs und Karnickel gegenseitig an Menschenrechtsgegner verkaufen und Schlepper sich mit bestochenen Kommunalpolitikern ein Stelldichein geben. Es ist eine Freude, ihm zuzusehen!
Der Schwätzer braucht – um heldenhaft einen Helden darstellen zu können – ein markantes Gesicht, mit tiefen Dackel-Denkfalten auf Stirn und Backen, denn dieser Kommissar denkt mit allen Körperteilen gleichzeitig. Aus diesem tiefen Grunde hätte er selbstverständlich auch Kindergärtner für ohrenlose Zwerghasen werden können, aber dafür war er viel zu verantwortungsgeil. Er muss an der vordersten Front des Guten, als Bester, gegen das Verbrechen stehen.
Das größte Verbrechen scheint für ihn jedoch die klar verständliche Artikulation zu sein, denn er überspielt sie, mit männlich bestechender Robustheit, gekonnt, um diese Wirkung zu erzielen: „Ich bin ein Superwesen – macht mit mir, was ihr wollt!“ So reitet er in den Sonnenuntergang hinein, auf neue Herausforderungen zu, die den Kerl und kein Abziehbildchen fordern – und wenn man gut aufpasst, dann hört man auch seinen Cowboy-Song: „Imfernuhbulatonenringbffbriau!“