Zoarn blickte sich um – die Luft war rein. Weit und breit kein Eindringling zu sehen. Er fasste den Griff seines Schwertes fester, seine Augen funkelten. Wie es ihm gelingen sollte sich heute Nacht noch zu Gudrun durchzuschlagen war ihm ein Rätsel, aber versuchen wollte er es trotzdem. Achtung! Vor ihm, auf dem Trampelpfad durch das Gebüsch, Stimmen ... 2 Männer unterhielten sich in einer fremden Sprache angeregt miteinander. Zoarn verstand kein Wort. Jetzt musste er sich so leise wie möglich seitwärts ins Dickicht schlagen, denn eine Konfrontation wollte er unbedingt vermeiden. Einen Kampf mit Schwert und Schild würde man um diese Zeit wahrscheinlich meilenweit hören. Und dann wusste er nicht, wer als erster herbeieilen würde, die Leute aus dem Dorf, oder die eingedrungenen Banden, die die ganze Gegend unsicher machten.
Aber es war zu spät – sie hatten ihn schon gesehen! Bevor sie auf ihn einstürmten hatten sie noch etwas fallen lassen, das wie ein totes Tier aussah. Waren sie auf der Jagd gewesen? Doch jetzt war keine Zeit sich groß Gedanken darüber zu machen, wer was vor einer halben Stunden getan haben mochte.
Ein leichter Speer krachte gegen Zoarns Schild und zerbrach. Dann war der erste Gegner auch schon über ihm – aber er war direkt in Zoarns ausgestrecktes Schwert gelaufen. Mit einem erstickten Schrei krachte er zu Boden. Sein ledernes Wams hatte der Wucht des Aufpralls auf die Schwertspitze nicht standgehalten. Zoarn spürte jetzt einen harten Schlag auf den Helm. Der 2, Gegner hatte sich mit einem Sprung über den gefallenen Kameraden auf ihn geworfen, aber der Hieb seines Krummsäbels traf den Helm nur seitlich. Das hatte beinah schon gereicht: Zoarn taumelt und hatte Mühe wieder auf die Beine zu kommen.
„Sohn einer Hündin!“ fluchte der Angreifer, nun in Zoarns Sprache, wobei er sich erneut auf ihn warf, ihn aus dem Gleichgewicht brachte und ihm den Ellenbogen ins Gesicht rammte. Zoarn wurde schlecht. Vor seinen Augen wurde es für Sekundenbruchteile schwarz! Dann sah er den Säbel auf sich zukommen und hielt seinen Unterarm, der mit einem Kettenhemd geschützt war, der Waffe entgegen. Mit der anderen Hand griff er nach seinem Dolch.
Der Säbel traf klirrend auf das eiserne Hemd, durchschlug es und drang noch 2 Zentimeter in Zoarns Fleisch, bevor er zum Stehen kam. Zoarn schrie vor Schmerzen auf, aber im gleichen Augenblick hatte er dem Feind den Dolch in die Seite gestoßen. Der Angreifer rollte sich ab, krümmte sich zusammen und versuchte noch einmal auf die Beine zu kommen. Zoarn lag immer noch am Boden und keuchte. Dann raffte er sich auf. Im Aufstehen war ihm ein schwerer Stein in die Finger gekommen, den er jetzt, so gut es noch ging, mit beiden Armen in die Luft hob und ihn dreimal auf den Schädel des angeschlagenen Gegners niedersausen ließ.
Dann war der Angreifer tot! Zoorn schleppte sich eiligst davon. Nicht zuletzt deshalb weil wohl jemand ganz in der Nähe auf das Gefecht aufmerksam geworden war. Da strömten Menschen herbei – mindestens 20. Damit konnte Zoarn nicht mehr fertig werden. Er musste sehen, daß er schleunigst von hier weg kam! Im Rennen stolperte er über das „tote Tier“, das die nunmehr Erschlagen hatten liegenlassen. Das „Tier“ stöhnte! Erstaunt hielt Zoarn in seiner Flucht inne und erkannte erst jetzt, daß es Almut war und kein Tier. Das schönste Mädchen aus dem Nachbardorf!
Überall waren jetzt schon die Fackeln der Näherkommenden zu sehen und Zoarn geriet in Panik, aber er konnte Almut nicht einfach so liegen lassen. Sie war nur in ein Fell gehüllt und offensichtlich schwer verletzt worden. „Zoarn“ hauchte sie, „sie haben mich ...“ , dann verdrehte sie die Augen und starb. Zoarn kam nicht mehr zum Weinen, denn ihn traf ein Schlag mit dem Knüppel, erst zwischen die Rippen – er war trotz dem Panzerhemd „sehr gut“ zu spüren – und dann einer, der ihm den Helm vom Kopf riss ... dabei verlor er das Bewusstsein.