Wie funktioniert eigentlich Leben? Wer genau hinschaut, entdeckt seine Schönheit und ist bei noch genauerem Hinschauen auch sofort irritiert. Denn es offeriert sich in der seltsamsten Logik ... aber nur, wenn man gewillt ist, alles zu durchdenken – sonst nicht. Sonst ist und bleibt es einfach schön, grausam, wild, dekadent, doof, raffiniert, genial und teuflisch göttlich!
Das Teuflische am Göttlichen sind seine Mechanismen, die einem die Lachtränen in die Augen treiben, oder einem einen Grad der Melancholie verpassen, daß man sich auf der Stelle in eine andere Dimension versetzen möchte, in der es nicht vorkommt. Die Leichtigkeit der Listen, die es, das Leben, auf unsere Rücken verteilt, ist grandios. Wir brechen unter ihr zusammen, wie der Phönix aus der Asche steigt, und wir steigen selbst mit ihm aus der Asche der verbrannten Erde, die es hinterlässt, sobald es die Lust verschenkt.
Die Methode der Lust, oder der Lust am Leben zu sein, ist einfach und vielleicht auch ein bisschen geschmacklos. Eines der Prinzipien der Lust lautet nämlich – und das klingt tatsächlich schizophren – „wer eine besondere Eigenschaft vorweisen kann, der bekommt zur Belohnung eine Strafe“. Natürlich klingt das nach SM und das ist es wohl auch. Und wie darf das jetzt verstanden werden?
So einfach wie man es ausspricht, man muss nur ungewohnte Worte für die genaue Beschreibung verwenden und schon klärt sich alles auf! Denken wir (Männer) an eine schöne Frau! Das ist leicht! Denken wir weiter: Warum ist sie begehrt? Und noch weiter: Was bringt ihr das ein? Jetzt müssen wir gar nicht groß kombinieren, um zu erfahren, was es ihr einbringt: eine Schwangerschaft = die mit den schlimmsten Schmerzen der Welt, bei der Geburt ihrer Leibesfrucht verbunden ist. Dann ist sie glücklich ... Schizophren oder nicht, Schmerzen sind Schmerzen und Glück ist Glück!
Was macht der Mann? Er erringt die schöne Frau (wenn er Glück und noch einiges mehr hat)! Dann darf er sie schwängern! Was bringt ihm das ein? Eine oder ein paar tolle Nächte, Sekunden des Glücks, die Befriedigung seines Bedürfnisses, Sex haben zu müssen. Und was bringt ihm das ein? Verantwortung, Verantwortung und nochmals Verantwortung! Aber nicht nur für ein paar Sekunden, sondern das ganze Leben lang!
Dafür hat er einen Heimathafen. Dafür muss er nicht weiter nachdenken, womit er seine Zeit verbringen könnte. Außerdem hat er Zustände um sich, die unentwegt etwas von ihm fordern, damit er nicht aus der Übung kommt sich anzustrengen ... für den Fall, daß er zivilisiert genug ist, die Verantwortung anzunehmen. Ob das nun ebenfalls schizophren ist, muss jeder für sich selbst klären. Mann hätte sich ja auch auf den Weg machen können, die Innen- und die Außenwelt seines Planeten und seiner Seele zu entdecken. Na, dann eben nicht ... dafür hat er jetzt ja die „Liebe“.
So funktioniert Leben – es spiegelt jedem Wesen etwas vor, das es glaubt darstellen zu müssen. Und jeder geht an seine Position auf der Bühne, die nicht aus Brettern besteht, sondern aus den verschiedensten Nährböden, welche alle geeignet sind, eine Seele soweit zu blenden, daß sie glaubt das zu sein, wonach ihr gerade ist. Bestrafung als das höchste Glück zu ersehnen ist unsere Berufung – also zerstören wir nicht auch das noch!
*
Fangen
Komm, wir spielen Fangen, Bangen,
oder eben rastlos Hetzen, Fetzen.
Und wir finden im Verlangen
einen Grund, uns zu verletzen.
Schlag den Kopf an eine Wand
als wolltest du damit hindurch, nein!
Vergrab ihn lieber gleich im Sand –
der schmeckt schal und doch so fein!
Folge deinen Lustgefühlen – wühlen
sollst du nur im Glück! Dünn, o dick
ist die Welt. Mal morden, fühlen ...
alles hier bedeutet Trick! Très chic!
Bleiben wir, wo wir nicht sind, blind!
Nur nicht an die Dinge rühren,
immer weiter, Kind, geschwind,
um ganz den Lebenswind zu spüren.