Warum ich das Recht (nicht) habe

Bild von Alf Glocker
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O, mein Gotttt – was sitzt denn da für eine wunderschöne Steckmücke an der Schlafzimmerwand?! So fein, die Flügelchen, so ausgefeilt ihre Antennchen, mit denen sie ihre Beute (mich) ausfindig macht, in der Nacht, wenn alles ruht, nur das Ungeziefer, Verzeihung liebe Mücke, die Geschöpfe des Himmels nicht.

Ist dies nicht überaus entzückend?! Die schlanken Beinchen, das süße Köpfchen, ihr zauberhaftes Sirren, das mich sogar aus dem Schlaf reißen kann. Wenn ich dann verärgert bin, tue ich der Schöpfung Unrecht, denn alles, was sie hervorgebracht hat, ist staunenswert!

Ich darf sie einfach nicht erschlagen – obwohl ich doch weiß, daß sie über mich kommen wird wie eine biblische Plage, sie und alle ihre Artgenossinnen, die ich noch gar nicht in meine Überlegungen mit einbezogen habe. Was werde ich also tun?

Zuerst werde ich niederknien und sie anschauen, wie ein unbegreifliches Phänomen werde ich sie bewundern. Sie und all ihre Fähigkeiten, die so einzigartig sind, wie die Natur im Allgemeinen. Hier verdient sie im Besonderen meine freundliche Aufmerksamkeit.

Dann werde ich mich völlig nackt ins Bett legen und selig einzuschlafen versuchen. Ich werde sogar – so es gerade zu kühl dafür ist, ohne Decke zu träumen – die Heizung ein wenig aufdrehen, damit ich mich nicht aus Versehen, instinktiv zu schützen versuche.

Und wenn ich aufwache, werde ich aussehen wie ein Streuselkuchen! Am ganzen Körper wird es mich jucken und ich werde mich kratzen wollen. Aber das darf ich ja. Ausgiebig, wenn's sein muss. Aber ich werde glücklich sein, denn ich habe ein Wesen davor bewahrt, von mir getötet zu werden.

Nach dieser enormen Geistesleistung, dieser wahrhaft höheren Betrachtung(sweise) bin ich zufrieden mit mir und der Welt! Ich kann mich freuen, eine Methode gefunden zu haben, die mich erträglich macht – im Gegensatz zu vielen Generationen meiner Vorfahren, die sich einfach gewehrt haben.

Und nun weiß ich auch, daß ich diese Methode überall anwenden werde: ich möchte mich in Zukunft nur noch den Ansprüchen meiner Umgebung fügen. Wenn mich jemand bestehlen will, dann frage ich ihn, was er denn gerne von mir haben möchte, und gebe es ihm.

Falls jemand eine (scheinbar) unerträgliche Arbeit für mich hat, für die ich (scheinbar) nichts bekomme, dann werde ich sie fröhlich für ihn leisten, wissend, daß mein Lohn ein besserer ist, als ihn mir je ein Mensch würde bezahlen können. Und wenn mich eines Tages jemand umbringen möchte ...

dann neige ich einfach mein Haupt und verkünde aller Welt, die es hören oder auch nicht hören will: „Jedes herrliche Lebewesen auf der großen, weiten Welt, ist ebenso viel wert wie ich, und ich sehe keine Veranlassung, dies nur deshalb anzuzweifeln, weil man mir etwas anzutun gedenkt!

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Kommentare

29. Sep 2016

Ein Text, der nicht die Mücke macht!
(Dafür ist er zu gut erdacht ...)

LG Axel

30. Sep 2016

harharr - genau. Gottseidank war es nur eine Staire...

LG Alf