157. Schritt
Heute fiel es mir wie Schuppen aus den Haaren – das echte Paradies der Werktätigen öffnete sich und etwas Leuchtendes schwebte auf mich zu. Ich wusste sofort, daß es die höchste Weisheit im Himmel und auf Erden war. Es handelte sich um den Filz!
Der Filz allein bewahrt den Weltfrieden, er bringt Wohlstand und Zufriedenheit selbst in höchste Häuser und er hält uns eine Zukunft vor Augen, die glänzend im Wahnsinn ist: die Zukunft der völligen Ineianderverfilzung, einer, die nicht mehr übertroffen werden kann.
Wer nicht mitfilzt ist unkameradschaftlich! Filz funktioniert ohne Ansehen der Person, er überschreitet Grenzen (der Moral) und Länder (der Zwietracht) – und wer es seit Jahrtausenden zu nichts Gescheitem gebracht hat, der wird feststellen, daß durch den Filz alles möglich ist!
Sollte es jemanden geben, der ein Mittel gegen den Filz erfindet, oder auch nur gegen den Filz agitiert, der muss sofort unschädlich gemacht werden, denn eines sicher: ohne den Filz geht nichts mehr! Menschen sind austauschbar, Den Filz aber kann es nur einmal geben!
Ehemalige Erzfeinde werden zu Erzfreunden, weil die oberen Zehntausend derart miteinander verfilzt sind, daß es sich kein „Mensch“ mehr leisten kann, nicht miteingefilzt zu sein. Der Filz ist das neue, ungeschriebene Grundgesetz der Natur! Seine Artikel sind einfach…
Man sollte…nein, es ist DIE Bedingung des Filz, daß jeder, bei Bedarf in der Lage sein muss, die eigene Großmutter ohne Zögern an jeden zu verkaufen, der dafür filzwürdig genug erscheint. Dies ist die neue Selbstlosigkeit: selbst der Untergang ganzer Völkerschaften muss filzstrategisch einkalkuliert werden!
Es zählen weder das Wohlergehen des Einzelnen, noch das ganzer Nationen, wenn es um die Aufrechterhaltung des Filzes geht! Es ist ein einziges Wohlgefallen auf Erden! Und wer am geschicktesten filzt, also so, daß klammheimlich die eigene Art noch in den Genuss größter Filzdominanz kommt, der bekommt schließlich die ganze Welt.
Daß die allgemeine Verfilzung auch eine Krankheit sein kann, darf nicht berücksichtigt werden. Berücksichtigt werden muss dagegen die aufopferungsvolle Hingabe filzfördernder Regierungen und Konzerne, die es filzbejahenden Welt-Filz-Mitgliedern ermöglichen mächtig reich zu werden.
Und wenn wir uns, weltumspannend, eines nicht mehr allzu fernen Tages, einmal freundschaftlich die Hände reichen, dann ist es geschafft: es gibt keine Unterschiede mehr, denn alle werden wir, ob reich, ob arm, ob sterbend oder lebend, derart miteinander verfilzt sein, daß der Mensch keine Rolle mehr spielt – nur noch der Filz!
Der Mensch hat sich, so wie er ist, stets als insgesamt böse erwiesen, da er – den unheilsamen Zwängen der Natur unterworfen – einfach nicht erkennen wollte, daß in der Betrachtung der Dinge die tiefste Wahrheit liegt. Im Angesicht der völligen Verfilzung aber ist es total egal, was der Mensch denkt, da ihn jetzt die Verfilzung lenkt.
Kommentare
Ich find' den Filz manchmal ganz gut!
(Sonst hätte ich ja keinen Hut...)
LG Axel
Bei Hüten ist der Filz erlaubt!
Bei Menschen wirkt er angestaubt... :-))
LG Alf