Die Mönche

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von Anita Zöhrer

Totenstille umgab mich. Es war das erste Mal in meinem Leben, dass ich mich bei Nacht auf einen Friedhof wagte. Neugierde war es, die mich hergeführt hatte. Erzählungen von verstorbenen Mönchen, deren Seelen hier seit hunderten von Jahren regelmäßig zu einer bestimmten Zeit ihr Unwesen treiben sollten.

Ein meditativer Gesang in lateinischer Sprache von Männern erklang und zog mich in seinen Bann. Ich blieb stehen und beobachtete, wie in der Ferne ein blaues Licht die Dunkelheit verdrängte. Eingetaucht im Nebel gelangten Mönche zum Vorschein. Ihre Kapuzen tief in ihre Gesichter gezogen schwebten sie in Reih und Glied auf mich zu, ihre Trauer konnte ich deutlich spüren. Seelen von Verstorbenen, die auf diesem Friedhof beerdigt waren, erhoben sich aus ihren Gräbern und schlossen sich ihnen an, Männer wie auch Frauen, Jung und Alt.

Aufs Grausamste hatte man jene Mönche im Krieg zu Tode gefoltert. Keinen Frieden fanden sie seither, so sehr hatte sie ihr Schicksal geprägt. Nun wanderten sie umher von einem Friedhof zum anderen und nahmen Seelen mit auf ihre Reise, die genauso rastlos wie sie waren.

Tränen flossen aus mir heraus wie strömende Bäche, als sie mit mir ihre Erinnerungen teilten. Bilder ihrer Ermordung legten sie mir in mein Gedächtnis, nichts mehr ersehnte mich, als sie von ihren Qualen zu erlösen.

Dass sie auch mich mitnahmen, flehte ich sie an, einer der Mönche wandte sich mir zu. Kein Gesicht hatte er, ebenso seine Mitbrüder. Zittrig berührte ich sein Gewand. Leblos fiel mein Körper zu Boden, nur meine Seele blieb aufrecht. Kein Zurück gab es nun mehr für mich.

Zwischen den Mönchen reihte ich mich ein und wanderte mit ihnen von einem Friedhof zum nächsten. Zusammen mit ihnen ertrug ich all den Kummer und das Leid, welche zahlreiche Verstorbene in unsere Mitte trieb.

Bis zum Morgengrauen wandelten wir auf Erden herum. Beim Aufgang der Sonne begaben wir uns in unser ewiges Zuhause, wo die ruhelosen Seelen endlich ihren Frieden fanden. Nur die Mönche verzichteten darauf. Aus freien Stücken kehrten sie zurück, um weiter Verstorbene einzusammeln, die geblendet von ihrer Vergangenheit ohne ihren Beistand den Heimweg nicht schafften. Ich begleitete sie. Treu an ihrer Seite wollte ich verharren.

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