Lebhafter Bergwind weht von den Höhen zu mir in die Tiefe hinab und lockt mich aus meiner Hütte. Ich solle kommen, es sei an der Zeit, flüstert er mir ins Ohr, seinem Ruf folge ich.
Mit bloßen Füßen wandere ich über einen steinigen Weg, blutige Blasen hindern mich nicht am Weiterkommen. Meine Mühe wird sich lohnen, mein Ziel, die Spitze des Berges, bewahre ich mir vor meinen Augen. An den Blumen und Beeren am Wegesrand erfreue ich mich, Stärkung verschaffen sie meiner müden Seele. Tiere, Kühe, Schafe und sogar Hirtenhunde schenken mir streckenweise ihr Geleit, trösten mich in meinen Stunden der Trauer, lassen meinem einsamen Herzen ihre Geborgenheit erfahren.
Bei Nacht sind die saftigen Wiesen mein Bett, die Sterne und der Mond meine niemals ausgehenden Lampen. Kaum habe ich eine Erhebung erklommen, geht es wieder bergab, es ist zum Verzweifeln. Dass ich selbst schuld daran bin, kann ich nicht leugnen. Ich könnte es ändern, mir meine eigene Route suchen, doch stattdessen gehorche ich den Stimmen um mich herum. Frei sein will ich und bin doch eine Gefangene, eine Gefangene meiner selbst.
Immer anstrengender gestaltet sich mein Pfad, ich kann nicht mehr. Erschöpft setze ich mich unter einen Baum und weine. Keinen Sinn erkenne ich mehr in meiner Unternehmung, ob mein Ziel die Strapazen tatsächlich wert ist?
Die Laute eines Esels wecken mich aus einem unruhigen Schlaf, ein sympathischer Mann ist sein Besitzer. Mich auf sein Tier zu setzen, fordert er mich auf, das letzte Stück des Weges erleichtert er mir.
Wenige Meter vor der Spitze des Berges halten wir. Mein Weggefährte nimmt mich an der Hand und steigt mit mir durch eine Wolke den Felsen hinauf. Eine klare Sicht erwartet uns oben, ein Ausblick auf das Tal, auf Wälder und andere Berge. Unbezahlbar ist es, hier oben zu stehen, kostbar wie mein mir lieb gewordener Freund.