Ich heiße Nathan und bin Hirte

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Ich heiße Nathan und ich bin Hirte. Vor einiger Zeit hat sich etwas Unvergessliches zugetragen, das ich Dir unbedingt erzählen möchte:
Ich hütete gemeinsam mit einigen anderen Hirten Schafe auf den Feldern in der Nähe von Bethlehem. Jeder von uns passte mit auf die Tiere des anderen auf, denn wir waren durch die jahrelange Arbeit zu Freunden geworden.
Es wurde Abend, es wurde Nacht. Wir wechselten uns mit dem Hüten der Schafe ab, so dass immer einige von uns wachten und die anderen schlafen konnten. Die Herden waren ruhig und nur ab und zu hörte man das Blöken eines Schafes.
Dann, mit einem Mal begann es an einer Stelle des Himmels zu leuchten! Und dieses Leuchten näherte sich uns! Wir, die wach waren, weckten die schlafenden Freunde. Keiner von uns hatte eine Erklärung für dieses Licht. Zu unserem Entsetzen erschien plötzlich eine weiß gekleidete Gestalt in dessen Mitte! Mir schlotterten vor Angst die Knie und ich wagte nicht, mich zu bewegen. Diese strahlende Erscheinung glich einem jungen Mann, würde ich sagen – aber sicher bin ich mir nicht. Dann redete er zu uns! Er sagte, er sei ein Bote Gottes, des Allmächtigen und er sprach freundlich zu uns:
„Fürchtet euch nicht!“, sagte er, „Ich verkünde euch jetzt etwas, das euch und allen Menschen große Freude bereiten wird: Für Euch ist heute in der Stadt Davids der Heilbringer geboren worden, der Christus, der der Herr ist! Damit ihr ihn finden könnt, gebe ich euch dieses als Zeichen: Das Kind liegt in Windeln gewickelt in einer Futterkrippe!“
Meine Freunde und ich hatten uns gerade von unserem ersten Schrecken erholt, als sich plötzlich der Nachthimmel auftat und eine riesige, strahlende Menge himmlischer Heerscharen erschien und sich um den Verkünder herum versammelte! Alle gemeinsam begannen, Gott zu loben und sie sprachen wie mit einer mächtigen Stimme:
„Ehre sei Gott in der Höhe und Friede sei auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens!“
Danach entschwanden die Engel unseren Blicken und wir waren wieder allein auf dem Feld. Es entstand für einen Augenblick eine tiefe Stille. Mein Freund Samuel fand als erster seine Stimme wieder:
„Freunde, lasst uns losziehen nach Bethlehem und dieses Kind suchen, von dem uns die Boten Gottes erzählt haben!“
Ich fragte, was wir mit den Schafen machen sollten, die wir doch zu hüten hatten.
„Die treiben wir mit uns mit. Es kann ja nicht weit sein“, antwortete Samuel.
Wir einigten uns darauf, es zu wagen.
So eilten wir also los und die Schafe zogen mit uns. Es war vielleicht eine halbe Stunde vergangen, als wir an einem Stall ankamen, in dem wir Menschen erblickten! Wir gingen näher heran und staunten: Da lag ein Baby in der Futterkrippe! Es war in weiche Tücher gehüllt und seine junge Mutter hockte neben ihm im Stroh. Der ältere Vater saß daneben. Es war genau so, wie der Engel es uns gesagt hatte!
Ich war zunächst sprachlos! Wir kamen aus dem Staunen nicht heraus und erzählten den Eltern des Jungen, was wir erlebt hatten! Daraufhin staunten die nicht weniger.
Es gab für uns kein Halten mehr! Davon sollten alle erfahren! Alle Menschen, denen wir begegneten! Zunächst kehrten wir mit den Schafen zurück zu unserem Feld, später aber verkündeten wir überall was geschehen war und die Leute wunderten sich darüber.
Und so erzähle ich heute dir diese Geschichte, die sich genau so zugetragen hat – vielleicht wunderst du dich ja auch …

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Kommentare

15. Dez 2014

Dass der Hirte dies erzählt –
Finde ich sehr klug gewählt!
LG Axel

16. Dez 2014

Ganz phantastisch, Cori! Wie oft schon gehört und gelesen, auch aus den verschiedenen Positionen heraus erzählt, aber dennoch schaffst Du es, es kindgerecht - aber eben nicht kindisch - nachzuerzählen, ohne Kitsch und Klamauk und falsche Süßlichkeit.

02. Mai 2017

Liebe Corinna,
Biblische Geschichten kindgerecht weiterzugeben, ist eine schöne und hohe Kunst und verdient Dank und Anerkennung.Dank dem der Dich begabt hat und Anerkennung für Dich, dass Du dies geschrieben und veröffentlicht hast.

LG Ekki (Ekkehard Walter)

02. Mai 2017

Vielen Dank für deine freundlichen Worte, lieber Ekki. Schön, dass dir meine kleine Weihnachtsgeschichte gefällt.
Viele Grüße
Corinna