Kino - Page 3

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der vielen Kinosessel fallen, der nicht total verranzt aussah. Als sie aus dem Raum verschwunden war, zog ich meinen Geldbeutel heraus und kontrollierte, ob ich ein Kondom dabei hatte, natürlich hatte ich das, aber ich wollte noch einmal sichergehen.
Die Zeit verstrich langsam und ich wartete darauf, dass irgendetwas passierte. Immer wieder drehte ich mich um und wollte sehen, ob sie gerade durch eine der Türen zurückkam, obwohl ich es sicher gehört hätte. Ich wurde ungeduldig, stand wieder auf. Ich musste mich bewegen, das Speed wollte, dass ich mich bewege.
Ich ging die Reihen auf und ab und fühlte mich etwas blöd.
Irgendwie hatte ich das Gefühl schon stundenlang zu warten, als sich die Lichter endlich dimmten und der Vorhang öffnete. Gleich würde sie zurückkommen. Vielleicht würden wir uns während des Filmes küssen und es würde wirklich mehr werden. Wenn sie nicht interessiert gewesen wäre, hätte sie mich wohl kaum bis hierher geschleppt.
Ich wartete auf ein Geräusch, irgendetwas, aber abgesehen davon, dass sich der Vorhang geöffnet hatte, war nichts passiert.
Die Zeit verstrich endlos zäh und ich lief immer weiter zwischen den Sitzreihen hin und her. Ich wollte irgendetwas machen. Rumsitzen ging einfach nicht. Auf und ab. Auf und ab. Auf und ab.
Wo blieb sie? Ich wurde wirklich ungeduldig. Ich ging in Richtung der Tür aus der sie gegangen war, aber sie klemmte. „Laura?“, rief ich, aber erhielt keine Antwort. War sie deswegen nicht reingekommen? Aber ich hätte doch gehört, wie sie an der Tür gerüttelt hätte, oder?
Warum die Tür nicht eintreten? Mit einem festen Tritt versuchte ich es, aber sie wollte nicht kaputt gehen. Weitere Versuche ließen die Tür zwar wackeln, aber öffnen konnte ich sie dadurch nicht.
Vielleicht war Laura mittlerweile wieder rausgelaufen, also ging ich zur Doppeltür, durch die wir reingekommen waren. Auch sie war verschlossen. Als ich mich gerade abwandte, wurde ein Bild auf die Leinwand projiziert. Ein Waldstück. Einzelne Einstellung.
Kein Standbild, die Äste wiegten sich minimal im Wind. Mehrere Bäume und ein grober Weg. Was für ein Film war das? Ich starrte verwirrt auf das Bild in der Erwartung, dass sich gleich etwas ändern würde, aber da passierte rein gar nichts. Der Raum füllte sich mit Waldgeräuschen.
Ich trat näher zu dem Bild heran, aber es wirkte nicht unscharf oder abstrakt oder so etwas in der Art – selbst als ich nur noch wenige Meter davon entfernt war. Mit einigen Schritten trat ich noch näher heran und kletterte auf den Vorsprung vor der Leinwand. Das Bild wirkte immer noch nicht falsch. Es wirkte so real.
Ich schloss die Augen und war immer noch irritiert, als ich sie wieder öffnete. Was ging hier vor sich? Ich schritt auf dem Vorsprung auf und ab, wollte eine Unschärfe, irgendetwas erkennen, aber es war rein gar nichts zu sehen. Ich stolperte über ein Kabel, welches ich vorher nicht gesehen hatte, fiel auf die Leinwand zu und rappelte mich wieder auf. Hätte ich im Fall nicht die Leinwand berühren sollen? Nichts dergleichen war geschehen. Ich griff in Richtung der Leinwand, aber meine Hand glitt einfach hindurch, ich spürte eine Brise zwischen den Fingern. Was war das?
Ich konnte doch nicht... das konnte doch nicht. Ich schritt hindurch. Ich befand mich in einem Wald. Was passierte hier? Ich befand mich zwischen großen Tannen und überall waren winzige Tannennadeln auf dem Boden verteilt. Als ich mich umdrehte, konnte ich zurück in den Kinosaal sehen. Das war richtig abgefuckt. Mein Herzschlag beschleunigte sich noch einmal und es schlug immer und immer schneller. Es begann zu weh zu tun und ich konnte nicht anders, als mich auf die Erde zu setzen. Noch schneller, noch schneller und es fühlte sich an, als würde das verdammte Ding in meiner Brust gleich explodieren. Ich atmete seltsam, unregelmäßig.
Nach einigen Minuten ging das vorbei. Was passierte hier, was ging hier vor sich? Ich rappelte mich wieder auf, war total erschöpft, aber ich musste wissen, was hier passierte!
Der Wald machte seine Geräusche und durch den Platz zwischen den Tannen konnte ich nur Teile sehen, winzige Ausschnitte, die auf größere Distanz schon nicht mehr erkennbar waren. Der Trampelpfad führte nach oben und ich stieg langsam herauf, hinter mir immer noch der Kinosaal, als wäre er einfach ohne Übergang hineingeschnitten worden. Es war ein Wald, welcher fast komplett aus Tannen zu bestehen schien. Alles wirkte verlassen, grausam, tödlich konfus.
Ich folgte dem Weg weiter und er schien sich endlos in die Länge zu ziehen, doch irgendetwas drängte mich dazu immer weiter nach oben zu gehen. Was blieb mir denn auch anderes übrig?
Nach einiger Zeit erkannte ich oben etwas steinernes, noch zu weit entfernt um Konkretes zu erkennen, aber es wirkte gebaut, nicht natürlich. Ich lief mittlerweile mit einiger Geschwindigkeit um dort hinzukommen, doch irgendwie kam es einfach nicht näher. Schließlich rannte ich, atemlos, obwohl ich noch erschöpft war, doch der Punkt blieb gleichbleibend weit weg.
Dann stoppte ich, stütze meine Hände auf die Knie und schloss die Augen. Ich war zu erschöpft, um weiter zu rennen. Als ich die Augen wieder öffnete, war die steinerne Konstruktion direkt vor mir. Es war eine Art Fünfeck mit geradlinigen Klötzen angezeigt, auf die abstrakte Muster eingemeißelt waren. Es schienen Zeichen zu sein, doch ich verstand sie nicht, verstand nicht, welche Bedeutung oder Sinn ihnen hinterlag; sie wirkten zu fremdartig, aber auch zu unregelmäßig, um wirklich eine Sprache bilden zu können.
Ich trat an einem der großen Klötze, die sich sicher drei Meter gerade in die Höhe schraubten, vorbei, um einen Blick auf das Innere der Markierungen zu erhaschen. Eine ebenfalls fünfeckige Grube war dort ausgehoben worden und von insgesamt fünf Fackeln an den Ecken umringt, die die Form noch einmal unterstrichen.
Ich ging näher heran, um zu sehen, was sich dort in der Grube befand und konnte nur Erde erkennen. Doch dann, eine kleine Stelle. Haare? Ein Haarschopf. Dunkle, braune Haare. So wie Laura... Nur ein ganz kleiner Teil war zu erkennen.
Ich sprang in die Grube und begann wie ein Verrückter mit den Händen in der Erde zu graben und legte immer mehr von der Haut eines Gesichts frei. Doch das war nicht Laura. Das war

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