Sie begann in Hamburg

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von Willi Grigor

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Eine bewegende Lebensgeschichte, in der Uwe Seeler eine wichtige Rolle spielte.
Sie begann im Mai 1963 in Hamburg und endete im April 2012 in Düsseldorf.
(Uwe Seeler war in seiner aktiven Zeit einer der besten Mittelstürmer der Welt und ist seit 1972 Ehrenspielführer der deutschen Fußballnationalmannschaft.)

Vorbemerkung
Einer meiner ersten und besten Jugendfreunde in Düsseldorf, Günter "Peppo" Kohnen, starb am 14. April 2012 nach einem jahrzehntelangen Kampf gegen die Parkinson-Krankheit.
Günter, Jahrgang 1939, war ein echter Düsseldorfer, ein "Oberbilker Jong". Ein im besten positiven Sinne ein wahres "Original". Ein Typ, den alle mochten. Seine große Leidenschaft war der Sport! Er war an fast allen Sportarten interessiert, vor allem Fußball, Eishockey und Tennis.
Die letzten 40 Jahre haben wir unsere Freundschaft hauptsächlich aus der Ferne gepflegt (seit 1975 lebe ich in Schweden). Kurz vor Günters Tod schrieb ich sein außergewöhnlich bewegtes Leben auf, um ihm auch auf diesem Wege ein Andenken zu bewahren.
Siehe: literatpro.de/prosa/070916/ein-freund-uwe-seeler-heino-und-ich

Diese Geschichte "Es begann in Hamburg" ist also im Prinzip ein Teil von Günters Biografie. Ich möchte mit ihr Günters Sportbegeisterung seine Bewunderung für und seinen Dank an Uwe Seeler, sowie dessen mehrfaches, freundliches Entgegenkommen gegenüber Günter hervorheben.
Günter starb am 14. April 2012. Ich habe Anlass zu sagen: "Uwe hat, ab dem 26. Januar 2012, Günters Zeit bis zu seinem Tod in gewisser Weise erleichtert."

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Mein erster Arbeitseinsatz nach der Lehre führte mich 1963 bis 65 nach Hamburg. Ich war 20 Jahre alt und fühlte mich etwas einsam in dieser fremden Stadt. Meine zwei älteren Kollegen fuhren jedes Wochenende nach Hause. Ich nur einmal im Monat, das bezahlte der Arbeitgeber. Im August 1963 begann die erste Saison der Bundesliga. Uwe wurde auf Anhieb der erste Torschützenkönig der Bundesliga. Die Spiele im Volksparkstadion wurden ein Muss.
Ich wurde Fan des HSV und von Uwe Seeler. Bei meinen Heimbesuchen in Düsseldorf erzählte ich viel von Hamburg, dem HSV und "Uns Uwe". Damit steckte ich Freund Günter an. Er wurde der wohl größte Uwe Seeler Fan in Düsseldorf, obwohl Fortuna sein Verein war.

Am 3. Juni 1967 fuhren wir - zusammen mit zwei Freunden - nach Hamburg, um im alten Volksparkstadion das Bundesligaspiel HSV gegen Fortuna Düsseldorf zu sehen. (HSV gewann 2:1, Uwe und Charly Dörfel trafen beide.)
Am nächsten Vormittag, wir übernachteten zwei Tage irgenwo am Hafen, rief Günter spontan von einer Telefonzelle Uwe Seeler in seinem neuen Haus in Norderstedt an und fragte, ob "wir ihn treffen dürften, wir sind aus Düsseldorf und haben gestern das Spiel HSV gegen Fortuna gesehen". Uwe sagte zu, ohne zu zögern.
Wir trafen ihn, frisch geduscht und mit kurzer Hose, mit seiner kleinen Tochter am Gartentor. Wir, vor allem Günter, sprachen eine ganze Weile mit ihm. Ein Freund hatte einen Fotoapparat und machte ein Bild von uns drei anderen zusammen mit Uwe. Es zeigte sich später, dass auf dem Bild nur Günter mit Uwe und seiner kleinen Tochter zu sehen waren. Ich war sehr enttäuscht, dass ich nicht mit drauf war. Heute denke ich, dass es so genau das Richtige war. Günter zusammen mit Uwe. Günter war leidenschaftlicher Anhänger von Fortuna, natürlich, aber Uwe Seeler der Spieler, den er am meisten bewunderte.
Zufrieden und voller Dankbarkeit, dass Uwe uns so ohne weiteres empfing, fuhren wir wieder in die Innenstadt, machten dort eine Rundtour und saßen am Abend in einer Hafenkneipe und tranken helles Bier, weil es Düsseldorfer Altbier da nicht gab. Außer uns waren zwei Paare im Lokal, die ihr Getränkepensum so gut wie ausgeschöpft hatten. Als wir fragten, wo das Pissoir ist, zeigten sie nur auf eine Tür an der Wand. Als wir sie aufmachten, standen wir im Freien, ca. einen Meter oberhalb Straßenhöhe. Eindeutig eine bequeme Einrichtung - für Männer.

Zurück in Düsseldorf hatten wir einiges (und das oft) in unserer Oberbilker Stammkneipe "Zum Fässchen" zu erzählen.
Beim späten Nachhausegehen stimmten Günter und ich dann immer unser neues Abendlied an. Es wurde auf unserer Straße bekannt, aber nicht direkt beliebt:
"Oh HSV, oh HSV wie schön sind deine Tore!
Und das nicht nur zur Sommerzeit
nein auch im Winter, wenn es schneit.
Oh HSV, oh ..."
Wir sangen mehrere Strophen, aber der Text war immer gleich.

Am 1. Mai 1972 spielte Uwe Seeler sein Abschiedsspiel im Volksparkstadion. Seit 1946 spielte der begnadete Fußballer beim Hamburger SV - er spielte nie in einem anderen Verein.
Günter und ich flogen hin und waren dabei. Uwe beendete damit seine einzigartige Karriere als Fußball-Profi. Sein Abschiedsspiel im ausverkauften Volksparkstadion gewann eine Weltauswahl 7-3 gegen den HSV.
Beim Warten auf den Rückflug in Hamburg Fuhlsbüttel, sahen wir den legendären Sportreporter Harry Valérien eine Stuhlreihe weiter sitzen. Günter war ein nach außen gerichteter Typ und hatte eine Art, die bei den Menschen ankam. Also ließ er sich die Gelegenheit nicht nehmen und setzte sich neben Valérien. Erst als es Zeit war, in den Flieger zu steigen, brachen sie das Gespräch ab.

Günter war ein Klassenkamerad und guter Freund von Heino (Heinz Georg Kramm). Sie waren schon seit ihrer Kindheit Mitglieder des Oberbilker Fußballvereins Schwarz-Weiß 06 und haben in den jüngeren Jahren dort selbst gespielt - und gar nicht so schlecht.
Heino hatte zur Feier seines 50jährigen Geburtstags hochkarätige Gäste sowie Günter Kohnen eingeladen. Aus dem Bereich des Sports waren u. a. Otto Schneitberger (legendärer Eishockeyspieler in der DEG und der Nationalmannschaft) sowie Fritz Walter (Fußballlegende und wie Uwe Seeler und Franz Beckenbauer Ehrenspielführer der Nationalmannschaft) anwesend. Günter saß neben Fritz Walter und sein Gegenüber war Otto Schneitberger. Der Umgang mit Sportgrößen wurde für ihn fast zur Normalität.

*
Drei Beispiele von Günters Kontakten zu Fußballgrößen in Düsseldorf, die sich fast in Richtung einer persönlichen Freundschaft entwickelten. Diese Personen schickten Günter regelmäßig Ansichtskarten, die von der gesamten Mannschaft unterschrieben sind. Seine diesbezügliche Sammlung war enorm.

Erich Deuser
war ein Masseur mit Staatsdiplom und hatte seine Praxis nicht weit von der Total-Tankstelle, wo Günter arbeitete und ihn kennenlernte.
Deuser war als Masseur bei Fortuna Düsseldorf tätig, als Sepp Herberger ihn 1951 zur deutschen Fußballnationalmannschaft holte. Diesen Posten hatte er bis 1982 inne. Daneben betreute er bei den Olympischen Spielen 1952 bis 1976 Sportler verschiedener Sportverbände.

Kuno Klötzer
war von 1953-57 und 1963-67 Trainer von Fortuna Düsseldorf. Da Günter kaum ein Spiel von Fortuna Düsseldorf verpasste und

Willi Grigor, 2020

Hier lesen Sie ganze Geschichte über meinen Düsseldorfer Freund Günter:
literatpro.de/prosa/070916/ein-freund-uwe-seeler-heino-und-ich

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