Was kostet die Welt?

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von Alf Glocker

Wie viel kostet die Welt? Wie viel bin ich ihr wert? Unnütz sich um eine Erklärung hierfür zu bemühen – sie wird es dir schon zeigen und dann stehst du da und guckst blöd! Was dir noch bleibt ist eine Entscheidung ad hoc

Weder die Grausamkeit der Gedanken, noch das Fehlen passender Ausreden, machen mich in der gewünschten Weise fröhlich, die man von mir zu erwarten scheint. „Dinosaurier sind eben gefühlsneutral“ höre ich jemanden zu mir (ins Ohr) sagen. Was für ein blöder Spruch, denke ich, muss aber einräumen, daß Insensibilität Geduld ersetzen kann.Geduld und Ausdauer. Wenn ich etwas nicht sofort kann, muss ich warten bis ich es gelernt habe. Leben ist eben wie Autofahren – es erfordert dieses gewisse Maß an Gewöhnung, das man braucht, um in der Spur zu bleiben.

Erklärungen dieser Art träume ich mir öfter mal zusammen! Dann drehe geistig wieder voll ab und verberge mein Gesicht (in das ich mir nicht mehr schauen kann) im Hinterzimmer der Abscheu. Meine Gedanken reihe ich, wie Perlen darum herum. Dann schlage ich die Bettdecke zurück, deren Ansturm kaum noch aufzuhalten ist, weil ich mich einfach unter ihr verstecken möchte wie ein Kind. Doch noch einmal bin ich kurioser Sieger geblieben.

Wie lautet das richtige Lebensrezept? Was kann ich tun, damit ich keine Angst mehr vor mir und allem, und überhaupt zu haben brauche? Welche Komponenten benötige ich für meine diesbezügliche „Kochkunst“? Ich notiere: 1 Marmeladenglas mit Rettichsülze, 2 Strich Apfelbutter in Tüll, 3 genommene Schokoladenchancen auf Zimtstreuseln, sowie 333 Anteile Aprilscherzchen ohne Beweislasten… Im Fernsehen kommt gerade Sherlock Holmes. Er verfolgt einen als Monster verkleideten Briefträger bis in die Kanalisation. Dabei nuckelt er heftig an seiner Pfeife, denn das ist ja nicht auszuhalten.

Auf der Erdoberfläche treiben die, von allen sinkenden Schiffen geflüchteten Ratten ein munteres Spiel. Sie üben sich im Phrasenweitwurf. Ich überlege mir derweil wie hoch die Miete dieses Jahr wohl wieder ist, die ich an mein Schicksal entrichten muss. 10 000 Demütigungen, dazu die Verheizkosten für die Mitmachgesellschaft. Mein Gesicht kommt aus dem Hinterzimmer und belästigt mich.

„Wieviel ist keins und keins?“ Das steht als Werbeaufschrift auf dem Container eines Sattelschleppers, der gerade auf der Hauptstraße um die Ecke fährt. Die Fußgängerampel steht auf Rot! Ganz links, meine ich. Die Dunkelheit ist nicht mehr weit und die Mitternachtsspitzen torpedieren sehr bald meine empfindlichen Hinterbacken auf’s Kurzweiligste. Ich lache gequält. Aber lachen muss ich schon. Zwar hat der Tort einen Zuckerguss – ich hätte lieber einen Zuckerkuss – aber in der Verscherzung ist die Wahrheit genießbarer.

Rudi Ramschbeutel lässt grüßen. Der Apparat der Verballhornung bläst frischen Wind in die Voliere, worin die Papageien auf ihren Hochsitzen, wie aus Holz geschnitzt, schaukeln. Keine Ahnung woher der Wind weht, wo genau der Apparat steht. „Keine Ahnung“ darf man sagen. Dabei vergibt man sich nichts. Alles ist eine Interpretationsfrage, solange nur gelacht werden darf! Verboten wird später.

Die Zeit ist immer in Vorbereitung auf die Zeit. Nach dem Spiel ist vor dem Spiel, das Eis, auf dem Bewegung stattfindet, ist für alle Esel gleich dünn, die dünnsten Brettchen haben ihre stattlichsten Bohrer gefunden und die Däumchen haben sich weiter gedreht. Was ist passiert?

Am Himmel schiebt sich eine Scheibe vor eine andere Scheibe und hier, auf unserer Scheibe, sieht es so aus als gäbe es eine Sonnenfinsternis. Die Unmöglichkeit der Erstellung einer tatsächlichen Realität flunkert uns aus der Lichtgeschwindigkeit zu. „Hab dich im Herzen“ singen die Chöre der Fischer aus Fritzens Netz, mit dem sie sich selber gefangen haben um in unverhohlener Geilheit an irgendjemandes Bord gehievt zu werden. „Du versäumst nichts!“ sagt eine andere Stimme, direkt aus der überall vorhandenen Versenkung heraus. Aber – glaube ich das?

„I ame the winzigst“, sagt mein Gesicht, verschwindet wieder im Hinterzimmer, wo es seit Jahren am Puzzle einer Kopfgeburt arbeitet. Ich bin entzückt! „Komm“, sage ich zu mir, „verkenne dich selbst, dann verkennt dich Gott“. Und gleich darauf schreite ich wieder zur Tat.

Gesichtslos geht mein Körper die Liebesbriefe der versprochenen Freiheit durch. Mein Gehirn – ohne Kopf, frei im Raum schwebend – leitet elektrische Impulse durch das Magnetfeld „Seele“ und täuscht sie dadurch über ihre Verkleidung, das Fleisch, hinweg.

„Bald ruhest auch du“ unkt der weise Schuhu und er zwinkert mir – juchhuu – vom Grünen Zweige aus zu, auf dem er sitzt. Es blitzt! Die Götter werden sich doch jetzt nicht gegenseitig erschlagen, denke ich, von der Grausamkeit der Gedanken erfrischt. Dann fallen mir eine Million Ausreden ein und es gelingt mir ad hoc in der gewünschten Weise fröhlich zu sein.

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