Tröste dich, die Stunden eilen,
Und was all’ Dich drücken mag,
Auch das Schlimmste kann nicht weilen,
Und es kommt ein andrer Tag.
In dem ew’gen Kommen, Schwinden,
Wie der Schmerz liegt auch das Glück,
Und auch heitre Bilder finden
Ihren Weg zu Dir zurück.
Harre, hoffe. Nicht vergebens
Zählest Du der Stunden Schlag,
Wechsel ist das Loos des Lebens
Und – es kommt ein andrer Tag.
Gedichtinterpretation
Einführung
Theodor Fontanes Gedicht Trost ist ein kurzer, aber eindringlicher Text, der sich mit den Themen Vergänglichkeit, Hoffnung und dem unaufhaltsamen Lauf der Zeit auseinandersetzt. In einer einfachen, volksnahen Sprache vermittelt es eine tröstliche Botschaft, die den Leser dazu ermutigt, in schwierigen Zeiten durchzuhalten und auf eine bessere Zukunft zu vertrauen.
Formale Analyse
Das Gedicht besteht aus drei Strophen mit jeweils vier Versen (Quartetten). Das Reimschema ist durchgehend abab, wodurch eine regelmäßige, harmonische Struktur entsteht. Der Rhythmus ist fließend und unaufgeregt, was den beruhigenden Ton des Gedichts unterstützt. Die klare und schlichte Form verstärkt die universelle Botschaft des Textes.
Inhaltliche Analyse
In der ersten Strophe weist Fontane darauf hin, dass die Zeit unaufhaltsam vergeht („die Stunden eilen“). Diese Vergänglichkeit wird als tröstlicher Gedanke dargestellt, da auch belastende Situationen nicht von Dauer sind. Die Aussicht auf einen neuen Tag, der mit neuen Möglichkeiten verbunden ist, steht im Mittelpunkt dieser Strophe.
Die zweite Strophe beleuchtet das Zusammenspiel von Schmerz und Glück. Beide sind Teil des Lebens und wechseln sich ab, wie die Zeile „Wie der Schmerz liegt auch das Glück“ zeigt. Der Gedanke, dass „heitre Bilder“ ihren Weg zurückfinden, gibt Anlass zur Hoffnung und verdeutlicht die zyklische Natur des Lebens.
In der letzten Strophe ruft Fontane explizit zur Geduld und Hoffnung auf. Die Imperative „Harre, hoffe“ ermutigen den Leser, sich den Schwierigkeiten des Lebens zu stellen, da der Wechsel von guten und schlechten Zeiten ein Grundgesetz der Existenz ist („Wechsel ist das Loos des Lebens“). Die Schlusspointe „Und – es kommt ein andrer Tag“ fasst die Kernaussage des Gedichts zusammen: Es gibt immer eine Perspektive auf Veränderung und Erneuerung.
Botschaft und Relevanz
Trost vermittelt eine universelle Botschaft, die auch heute noch zeitlos ist. Die schlichte Sprache und die klare Struktur machen das Gedicht zugänglich, während die Themen Vergänglichkeit und Hoffnung tiefgründige Reflexionen anregen. Es erinnert daran, dass selbst die dunkelsten Momente vorübergehen und Raum für Neues schaffen.
Vergleich mit anderen Werken
Fontanes Gedicht Trost steht in einer Reihe mit anderen Werken, die sich mit der Vergänglichkeit des Lebens und der Hoffnung auf eine bessere Zukunft befassen. Ähnlich wie in Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland nutzt Fontane einfache Bilder und eine klare Sprache, um grundlegende menschliche Werte wie Geduld, Großzügigkeit und Hoffnung zu vermitteln. Auch in Die Brück' am Tay thematisiert Fontane den unaufhaltsamen Lauf der Zeit, wenngleich dort die Schicksalhaftigkeit stärker im Vordergrund steht.
Fazit
Mit Trost gelingt Theodor Fontane ein eindringliches Gedicht, das den Leser ermutigt, in schwierigen Zeiten durchzuhalten. Es verbindet Schlichtheit mit emotionaler Tiefe und bleibt durch seine zeitlose Botschaft relevant. Der Wechsel zwischen Schmerz und Glück ist unausweichlich, doch das Gedicht zeigt, dass jeder neue Tag eine Chance für Erneuerung birgt.