Triviale Gedanken …?

Bild von Annelie Kelch
Bibliothek

Zwei Türme
haben den frühen Mond
in ihre Mitte genommen

Die alten Häuser am Ufer
spiegeln sich märchenhaft
im blauen Traveaug' ...

Unter Wasser möcht ich leben –
mit Schiffen, die vorüberziehn
an meinem Fenster ...

„Windbeutel“ heißen auch „Sturmsäcke“
Vier Euro fünfzig das Stück

mit Kirschen und Sahne drin
Wohin mit sooo vielen Kalorien …?

In der „Engelsgrube“ nun
leicht den kleinen Berg hoch
bis zur Sankt Jacobi-Kirche

Direkt vorm großen Portal
hebt ein Mops das Bein zum Pinkeln

hat es nicht geschafft
bis in die „Hundestraße“
ist viel zu weit weg

Auf dem Rathausmarkt
immer noch Händler
mit Gürtelschnallen und Bernstein

Endlich: Die Brücke vorm Holstentor
Ein letzter Blick
auf die Trave

Oje – das Lichtergold der Musikhalle
ist ins Wasser gefallen …

Kein Angler mehr am Ufer
Der Fang längst entseelt
Es dunkelt bereits

Gott Merkur auf der Puppenbrücke
dauert mich; wie kalt es schon ist ...

Triviale Gedanken …?
Zum Ausgleich
lese ich heute noch

Schopenhauer –
(„Es ist nichts leichter, als so zu schreiben,
dass kein Mensch es versteht; wie hingegen
nichts schwerer, als bedeutende Gedanken
so auszudrücken, dass jeder sie verstehen muss.“*)

Jetzt könnte die Ampel
langsam mal grün werden,
denke ich vorm Haus

In Hamburg waren die Busse
fast alle grün, fällt mir ein

Hier sind sie meistens „blau“ –
jedoch selten „randvoll“ ...

*Ich wünschte, Schopenhauer hätte sich daran gehalten …
dann verstünde j e d e r die g e s a m t e Vorrede zur
ersten Auflage seines Werkes „Die Welt als Wille und
Vorstellung“; aber lesen Sie diese Vorrede bitte selbst,
bevor Sie mir Glauben schenken … Ich kann noch
nicht mal darüber lachen … obwohl „der Meister"
eingangs schreibt: „Wie dieses Buch zu lesen sei, um
möglicherweise(!!!!!) verstanden werden zu können, habe ich ...“

Interne Verweise

Kommentare

01. Nov 2017

Trivial sind DIE Gedanken nicht -
Hier Leben zeigt fein sein Gesicht ...
("Bedeutend" realtiv stets bleibt:
Egal, wie man darüber schreibt ...)

LG Axel

01. Nov 2017

Dank, lieber Axel, dir, für deinen Kommentar.
Vieles in jenem Buch mir oft ein Rätsel war.
"Unsere Kindheit sei geprägt von Albernheiten, Dummheiten" ...?
So manches Kind wird früher reif - geprägt durch schlechte Zeiten.

LG Annelie

02. Nov 2017

Ganz und gar nicht trivial, sondern wunderschön, die Stimmung, die dein Gedicht mir spiegelt, ich habe mit-gefühlt und mich gefreut. Auch die dir eigene Illustration gefällt mir. Und ich gebe dir recht, Schopenhauer formulierte seine Gedanken nicht unbedingt so, dass sie jeder verstehen kann ... passend auch die Fotokomposition.
Liebe Grüße - Marie

01. Nov 2017

Danke, liebe Marie, für deinen Kommentar. Manchmal verstehe ich ihn sehr gut und manchmal überhaupt nicht. Dann könnte ich diesen Wälzer in die Ecke werfen. Am besten verstehe ich ihn, wenn er andere zitiert, z.B. Kant oder Pope. Eigentlich sollte ihn man auch bedauern - mit einer Mutter (Johanna Schopenhauer), die kein "zweites Genie" an ihrer Seite dulden wollte.

Liebe Grüße,
Annelie

01. Nov 2017

Dein eindrucksvolles Gedicht gefällt mir gut, liebe Annelie!

Herzliche Grüße
Soléa

01. Nov 2017

Liebe Soléa, ich danke dir für deinen lieben Kommentar, der meine letzten Zweifel an diesen Mini-Versen restlos beseitigt hat, so dass ich mich einigermaßen beruhigt in Bettchen begeben kann, und wünsche auch dir eine angenehme Nacht.

Liebe Abendgrüße zu dir,
Annelie