Das Schattenvolk kommt aus dem Dunkel,
in das wir es hineingedrängt.
Es drückte uns wie ein Karbunkel,
an das man nur sehr ungern denkt.
Sie lebten parallel ihr Leben,
kaum einer von uns nahm sie wahr.
Wir sahen sie die Straßen fegen,
die Räume putzen, Jahr um Jahr.
Wir kauften ein in ihren Läden,
Gemüse, Obst, Döner, Geschmeide,
im Taxi fuhren sie fast jeden,
sie taten keinem was zuleide.
Und wir machten die Augen zu.
... wir wollten sie noch nichtmal kränken ...
Am Besten ließ man sie in Ruh',
sie war'n eh nicht mehr wegzudenken.
Haben wir ihnen Mut gemacht,
sich hier bei uns zu integrieren?
Wir haben nicht an sie gedacht,
das können wir schlecht ausradieren.
Sie hatten sich zurückgezogen
und ihren Stolz still kultiviert,
irgendwo sind sie abgebogen,
wohl, weil es doch zu nichts geführt.
Wir haben ihnen Schuld gegeben,
dass sie sich abgeschottet haben.
Geschah das nicht mit unsrem Segen?
Wenn wir so unnahbar uns gaben?
Wir haben es nicht zugelassen,
dass sie als Nachbarn mit uns leben,
und nun können wir es nicht fassen,
wenn plötzlich sie die Köpfe heben.
Wann wächst bei "uns" Gespür dafür?
Wann werden "sie" für voll genommen?
Ein jähes, gnadenreiches "Wir"?
Wann sind wir endlich angekommen ...
noe/2016