Ferne

Bild von Volker Harmgardt
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F e r n e

1.
Bei Tag liegt Staub auf meiner Haut,
das Leben sehr fern, ist real geworden,
sehr real, zu real.
Mit der Arbeit meiner Hände formte
sich Begehren, besonders schön.
Auf Bildern in trauriger Geometrie.
Wo lebt die Wahrheit im Dasein.

2.
Vielleicht an Orten der Niederkunft,
ich weiß um die Tänze bei Mitternacht.
Die Wanderung durch steinerne Nacht
mit Stimmen zwischen den Gräbern,
inmitten Blatt und Baum, im wortgenetzten
Garten ohne Gesicht, endete hier.
Wo steht die Lüge im Gestern.

3.
Flüsternde Weite über Auen und Bäche,
ich laß' mich nieder, steh` auf, gelöst
aus den Verstrickungen, beruhigte sich
Faust und Fuß, nur das selbstsüchtige
Feuer flackerte in beiden Augen.
Hinter vergangenen Figuren.
Woher weht der Wind.

(C) -VH- 1979

Interne Verweise

Kommentare

05. Sep 2017

Hallo Volker!
Schön das Du wieder da bist mit deiner Kunst, die ich sehr schätze.
Wie war der Urlaub? Ich hoffe, Du konntest dich entspannen. Melde Dich doch mal wieder betreffs der Rezension.
LG Ekki

05. Sep 2017

Gruß retour,
alles nicht gelaufen, wie geplant !!!
Aber jetzt wieder in der Reihe.
Daher an dieser Stelle ein Text von Dir:

Reparaturfehler

Die alte Kirchturmuhr ward repariert, doch irgendwie
war`s falsch zentriert.
Ein jeder konnt` es nämlich seh`n, statt zwölf
schlug`s nun wohl dreizehn.
(Ekkehard Walter)

Herzliche Grüße und Gratulation hier
zu diesem außergewöhnlichen Gedichtband,

Volker

06. Sep 2017

Dein Gedicht verzaubert,
erzeugt schöne Bilder,
auch das verfremdete Foto gelungen,
danke dafür, Volker -

Liebe Grüße - Marie

07. Sep 2017

Hallo Marie,
ich war 1979 relativ unzufrieden mit meinem Text,
habe zwar einiges aus der Vergangenheit
angesprochen, den Leser dann aber mit drei Fragen
allein gelassen, als würde ich etwas verheimlichen !
In meiner Hamburger Zeit habe ich wilde Geschichten,
tragische Gedichte, eben aus meiner Sicht angemessene
Literatur zur Politik und dem damaligen Zeitgeschehen
produziert.
In einem alten Koffer fand ich jetzt meine Aufzeichnungen
wieder und entdeckte, dass sie gerade jetzt sehr aktuell sind.
Die Wort- und Satzstellung habe ich nicht verändert.
Meine Stimmung wurde mit dem Lesen alter Texte immer
besser und so traf ich die Entscheidung zur Veröffentlichung.
Ich war mit meiner Arbeit zufrieden.
Dein interessanter Gedanke dazu hat mich großzügig
beschenkt. Danke.
Das Bild auf dem ich zur Hälfte erkannbar bin ist ein
Gemälde aus unserer Kunsttherapie meiner Klinik.
Ich habe es, wie Du festgestellt hast, etwas
verfremdelt !
Mit diesem Augenblicksbild grüße ich
und wünsche noch eine gute Woche,
Volker

07. Sep 2017

Verehrte Luise,
ich habe von Lesern und Lektoren immer wieder gehört,
meine Verse seien zu splittrig, so zäh in erzählerischen
Passagen und hätten auch einen Gedanken an Selbst-
zerfleischung, was kein Mensch hören denn lesen wolle.
Oh je, ich würde fast nicht mehr leben !!!
Emotionale Äußerungen sprengen schon mal den Rahmen
des Literaturbetriebs bzw. den Kopf eines Verlages.
Es ist wie es ist.
Nun zu Dir, ja, das ist Vergangenheit, die über die Gegenwart
in die Zukunft springt, wobei der Wechsel stets blitzartig,
ohne die geringste Vorwarnung geschieht.
Der Windhauch ist bescheiden aber sympathisch.
Herzlichen Dank für Deinen Kommentar
und poetische Grüße,
Volker