Manchmal finde ich Bruchstücke eines Gedankens,
den ein unbekannter Meister
auf den Boden hat fallen lassen,
und füge sie zu einem neuen zusammen,
erfreue mich an ihm eine Weile,
werfe ihn dann in die Lüfte
und hoffe, dass er fliegen kann.
Zumeist fällt so ein Gedanke
wieder nach unten auf den Boden
und zerfällt in seine Einzelteile.
Doch manchmal wachsen diesem frischen Gedanken
Flügel, und er fliegt in eine unbestimmte Zukunft,
ohne mir zum Abschied zuzuwinken.
Ich lächele ihm nach und wünsche mir,
dass wir uns irgendwann irgendwo treffen werden.
Dann mache ich mich wieder auf die Suche
nach Bruchstücken von Gedanken,
die unbekannte Meister
auf den Boden haben fallen lassen.
© Willi Grigor, 2018
Reflexionen und Gedanken
Dieses Gedicht hat im Grunde mit der Übersetzung von Gedichten zu tun.
Durch die eingehende Beschäftigung mit dem Text vor der Übersetzung ihrer Gedichte (und damit ihrer Gedanken) in eine andere Sprache, erfährt man (glaubt es zumindest) wie und was die alten Meistern dachten.
Übersetzen von Gedichten,
Erzählungen, Geschichten,
dem Übersetzer es erlauben,
Gedankensplitter alter Meister
aufzufinden, aufzuklauben,
zu erfahren, was sie dachten,
ob sie weinten oder lachten.