Im Bauernhaus in Gühlitz stand
der Erinnrung fast verloren,
der Kindheitsküchenschrank
nun zum Designobjekt erkoren.
Er stand in der Küche des Hauses herum
und war, wie bei Schränken üblich, stumm,
doch sang er ein Lied aus alter Zeit,
von Kindheit und Geborgenheit.
Rechts in dem Fach roch‘s stets nach frischem Brot
Und links daneben leuchtete es rot,
wie ein Schatz in einem Glase:
die Erdbeermarmelade.
Wenn er draußen beim Spiel
mit zwanzig Kindern laut und grob
ganz plötzlich dabei innehielt,
dann wars nicht nur der Appetit auf Brot
und süße Marmelade,
vielmehr verbarg er so die Frage,
ob sie noch da sei,
wenn er nach ihr rief.
Und wenn er rief, dann ging die Mutter
Zum Schrank mit jenem roten Schatz,
schnitt Brot und strich die Butter
an jenem längst verlornen Platz.
Wenn sie dann an der Türe stand
Riss er das Marmeladenbrot
Ihr aus der Hand, als wäre er in Not.
Ein kurzer Blick nur war sein Dank,
bevor er im Gewühl verschwand.
Gewissheit hielt er in der Hand.
für Volker Meinhardt
Kommentare
Gerne gelesen, komme aus Wanne-Eickel (heute: Herne-Wanne).
Ja, ja, das Ruhrgebiet. Lieber ein Glas Kölsch als eine Wanne-
Eickel.
HG Olaf
:)... , bei da Omma...
Auch bei Muttern - nicht nur Brot und Marmelade...
Erinnerung verdichtet.
LG Yvonne