2 sich ergänzende Texte

Bild zeigt Alf Glocker
von Alf Glocker

Der Blick aus mir

Ich schau, aus meiner Witzfigur,
in jeden Tag hinein –
ich seh, die Welt folgt ihrer Spur,
doch fällt ihr nicht viel ein …

Was ihr so groß Probleme macht,
bleibt alles, wie es ist –
wir werden halt nicht über Nacht
zum Gockel auf dem Mist …

Wir stecken bis zum Hals darin,
das macht uns nicht viel aus –
wir handeln ohne jeden Sinn
und spenden uns Applaus …

Wir halten uns für gar nicht schlecht,
denn Spaß muss immer sein –
was falsch ist, sei dafür ganz echt,
verpönt ist reiner Wein …

Drum halte ich mich sehr zurück
und lass uns untergehn –
wir werden uns, zu keinem Glück,
ja doch niemals verstehn!

*

Der Blick zu dir

Komm, Vogel aus der Neunmalzeit,
sei klug wie tausend Affen,
und trag für mich das Unschuldskleid:
„Das werden wir schon schaffen!“

Im Unterricht lockt dich der Damm,
auf dem du bist, um wahr zu sein
ist alles schön, das Herz ist klamm –
und du erglänzt im heiligen Schein!

Sing mit mir dieses Abschiedslied,
das in den Himmel schreit und tönt:
„Steht stramm und ab ins Glied –
die Welt ist wunderbar geschönt!“

Dann, lauf nicht weg, sei angelockt
vom Galgenberg, den man versetzt,
wenn man nur glauben will – verbockt,
aufs herrlich falsche Pferd gesetzt!

Gleich bist du fällig, bist auch reif,
daß man dich aus dem Leben pflückt.
Und Luzifer, den Silberstreif,
hat dir der Herrgott hergeschickt!!

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