Gedankensplitter

Bild für die Seite von Marie Mehrfeld
von Marie Mehrfeld

Dunkelrote Splitter des Kummers auf dem Grund des Wasserglases,
hastig und unbetrachtet verschluckt, nicht wissen wollend, umgehend
unverdaut wieder ausgespuckt, da liegen sie ohne Lächeln auf dem
verblassten Parkett, funkeln kalt im Glanz der steigenden Sonne,

der Streit mir Dir gestern, er wird in Bewegung bewältigt, rasante
Tangoklänge lassen mich laufen, hüpfen, tanzen, rund und um den
Gartentisch, ein Straßenfundstück, viel älter als ich, entzückt entdeckt
bei der Jagd, damals, als der Sperrmüll noch Trouvaillen versprach,

verehrte Fundstücke, Individuen, die mir alte Geschichten erzählen,
heutzutage rast alles, ein ständiger Wechsel, die Liebe per Mausklick,
kurze Verweilzeit, die Unlust an Langfrist, das Leben mit Headset,
der schnelle Einkauf im Netz, auf Pump, nach eins zwei drei Jahren
auf den Bürgersteigen zu besichtigen, verregnet, verrottet, ungeliebt,

alles tauscht sich aus und um, die Beständigkeit verliert den Wert,
ich bin ein Teil davon, schnelle Entsorgung, ein Müllwerkerlaster
zermalmt den kleinen Traum von der Liebe für immer krachend,
und damit die kurzen Erinnerungen, meine reichen weit zurück,

ab und an habe ich sie damals belügen müssen, tut mir nicht Leid,
gesagt wurde wenig, die strengen Regeln, gepredigt, unverstanden,
der unbedingte Gehorsam, die nicht in Frage gestellte Unterordnung,
zu wenig gelobt, ja, warm und heil hat es sich dennoch angefühlt,

da waren Strukturen, die zu tragen schienen, so fühle ich es jetzt,
rückwärts geblickt, durchaus dankbar, die Verklärung, sie funktioniert,
sie streichelt im Nachhinein, indes, durch den Tunnel der Zeit in die
Kindheit gereist würde ich den Aufstand wagen, es klingelt, ich drücke
genervt, ein Paket für mich, Neugier verdrängt zersplittertes Denken.

Gedichtform: 
Thema / Schlagwort: