Die Beine leicht aufgestellt, Arme hinter dem Kopf verschränkt liegt er nach durchwachter Nacht bleiern reglos auf taufeuchter Wiese. Sein müder Blick folgt den rasch dahin ziehenden grauweißen Wolken. Eine leichte Morgenbrise lässt die rosaroten Blüten des Rotdornbaumes über ihm wispern: Sie hat dich verlassen. Tränen fließen nicht mehr, doch auch nach langer Zeit bleiben seine Gedanken zu oft noch an ihrem zärtlichen Lächeln hängen. Auch das Verbrennen gemeinsamer Fotos hat es nicht zum Verschwinden gebracht. Sie ist unauslöschlich abgelegt in den Neuronennetzen meines Neokortex’, denkt er. Mach das Beste daraus, flüstert er sich zu, hör auf zu grübeln, es ist ja ihr Lächeln, das in mir bleibt und nicht ihre Wut. Verhaltend grinsend fällt ihm der freche Miró-Kunstdruck ein, den sie ihm geschenkt hat, er hängt noch immer über seinem Bett. Mit neuem Elan erhebt er sich, streckt die Arme befreit in die Luft, begrüßt den neuen Tag froh und eilt mit federnden Schritten davon.
Joan Miró wurde 1893 in Barcelona geboren und starb 1983 in Palma. Er war ein spanischer Maler, Grafiker und Bildhauer. Seine frühen Werke bauen auf katalanischer Volkskunst auf und sind vom Kubismus und Fauvismus beeinflusst. Etwa Mitte der 1920er Jahre änderte er seinen Malstil grundlegend. Unter dem Einfluss der damals in Paris vorherrschenden Kunstströmung des Dadaismus’ und Surrealismus’ wandte er sich vom gegenständlichen Malen ab und entwickelte eine ganz eigene und unverwechselbare Bildsprache. Seine magischen Symbole für Mond, Sterne, Vogel, Frau und Auge wurden die beherrschenden Elemente seiner Gemälde. Miró gehört zu den beliebtesten Vertretern der Klassischen Moderne des 20. Jahrhunderts.