Februar in der Stadt, noch – aber ...

Bild zeigt Annelie Kelch
von Annelie Kelch

Den Nebeldunst bekämpfen, müdgebrannt, noch Lichter,
Mir ist, als würd aus einem schalen Morgen nimmer Tag.
Zur Arbeit hasten lange Straßen lang viel Bleichgesichter.
Mein Lieb weiß nicht, wie sehr ich ihn noch mag!

Nach Atem ringt an der Chaussee verzweifelt jeder Baum:
Die Wolke Smog gedeiht, wenn keine frischen Winde treiben.
Einsame Alte hocken stillbetrübt vor ihren Fensterscheiben;
Mein Lieb sagt, er käm mit der Eisenbahn; ich glaub es kaum.

Schwer aufs Gemüt falln uns die Schatten vieler Toter …
Wir können nichts mehr fragen und auch nichts verzeihn.
Einzig die Zeit: Sie hält nie inne, trauert nie … ein Roboter.
Mein Lieb sitzt nachts am Schreibtisch und trinkt roten Wein.

Am Abend wird die Welt so still und kalt und klein ...
Früh fällt das Dunkel in benachbarte, verarmte Wälder.
Noch liegen brach am Rand die leer geräumten Felder …
Mein Lieb, wie gerne würde ich jetzt bei dir sein!

Doch eines Morgens, ungeahnt, als hätten über Nacht
Der Horen schlanke Hände sich ganz wundgetuscht,
Empfängt die Erde froh die lang ersehnte, warme Pracht
Der Frühlingsseele: Schweigend kam sie übers Land gehuscht.

Gedichtform: 
Thema / Schlagwort: