Frühlingsgeläut

Bild für die Seite von Marie Mehrfeld
von Marie Mehrfeld

das Liebesgeflüster hinter sich wiegenden jungen Büschen,
das stille Nicken der Märzenglöckchen verweht, der Lobes-
gesang und das jubelnde Singen verstummt, und auch der

schmetterlingsleichte Klang des zarten Frühlingsgeläuts in
hohen leeren Räumen verhallt, nur jenes Rauschen im Kopf
schäumt unverdrossen schrille Töne, überschwemmt mich

mit seinen Wellen, die gefüllt sind mit Mikroplastikteilchen,
nicht wieder den holden Frühling besingen in gedroschenen
Silben und Weisen, denn diese blutigen Risse, die wir in die

blassen reinen Himmel der Morgenfrühe geschlagen haben
mit unseren Kriegen, mit unserem Neiden und dem Hassen,
sie fallen auf mich und verbrennen mein Herz, hier sitze ich

mit gefalteten Händen und bitte vergebens, und die wachen
Gedanken, sie bilden lange Schlangen vor geschlossenen
Kassen der falschen Hoffnung, der zu oft gesagten Formeln,

des unterlassenen Handelns, verzweigen sich ineinander und
wollen mich in Scheinwelten der Suche nach Frieden tragen,
ich wehre mich murrend, denn wir haben das Teilen verlernt,

wir haben, ich habe versagt und suche vergebens nach einem
versöhnlichen Ende, während mir die rasenden Sekunden des
Lebens unwiederbringlich in den ermüdeten Fingern zerrinnen

Gedichtform: 
Thema / Schlagwort: