Weiß von einem Wanderstab
den nie ein Mensch mir jemals gab
Aus tiefstem Innern kommt er her,
Durch Dick und Dünn mich führt er
Der Stab, er bleibe ein Geheimnis
Es ist gefallen das Gefängnis
Er weist durch alle Lebenszeit
und führt in der Vergänglichkeit
Und ein Engel, machtvoll mild
malt in mir ein großes Bild,
wohnt in meiner Seele still,
nicht immer grad, wie ich es will
Dieser Engel ist die Liebe
O dass sie mir erhalten bliebe!
Sie macht uns alle zu Geschwister,
und gibt uns menschliche Gesichter
Und am Himmel, sternenklar
funkelt einer in der Schar
zwinkert, lächelt, winkt mir zu
hebt den Geist und Sinn im Nu
Ich hab ihn lange nicht entdeckt
Warum hielt er sich so versteckt?
Ich ahne es, das inn're Licht
- und leb aus dieser Zuversicht
2016 - Anm.: Eine Umdichtung des Chorals von J.B. Berger 'Einen goldnen Wanderstab', Leipzig 1777.
Umsetzung mit Bild und Musik: https://youtu.be/OMjTmQ7Kr0w
Kommentare
Jede Zeit hat ihre Form der Frömmigkeit.
Hier wurde ein erbaulicher Choral des 18. Jahrhunderts noch einmal erinnert, in Art und Aufbau stehen gelassen - und dann meisterhaft verwandelt.
Mich freut besonders, wie hier mystische Erfahrungen poetisch nur angedeutet werden, wie stimmige Fotos und ein Gitarrenchoral die Aussage verstärken - und wie sehr mir mit all dem Mut und Zuversicht gestärkt wurden.
Und mir ging auf, dass die lange Reihe von Theologen, die auch Dichter waren, hier um einen würdigen Nachfolger bereichert wurde. Auch J. B. Berger dürfte sich darüber freuen.
Jolanthe
Choräle waren und sind für viele Menschen ein Anker und Leuchtturm in stürmischen Gewässern.
Stern, auf den ich schaue,
Fels, auf dem ich steh,
Führer, dem ich traue,
Stab, an dem ich geh,
Brot, von dem ich lebe,
Quell, an dem ich ruh,
Ziel, das ich erstrebe,
alles, Herr, bist du!
(A. Krummacher 1857)
Jesus hat den Lobpreis in Bezug auf seine Person nie gutgeheißen (s. Lk 18/18f). Wenn man solche Hymnen aber transformieren und übersetzen kann, kann man doch etwas retten. Danke! JW