Bin ein sensibles Wesen und kann in Augen lesen, such nach dem Sinn des Lebens – oft auch vergebens; viel Jubel fühlt’ ich und viel Schmerz und blickte tief in manches Herz; noch bin ich nicht verwirrt, doch hab ich oft geirrt; ganz hoch stieg ich und stürzte ab, stand trauernd an so manchem Grab; und auf der Suche nach dem Ich traf ich beim Pilgern dann auf Dich; kein Blick zurück, ich war bereit, du warst mein Glück, Geschenk auf Zeit; Gefühl traf auf Verstand, wir liefen Hand in Hand; es kam dein schweres Leid – ein wahrlich dunkles Kleid – und du gingst du fort an einen Ort, an den ich dir nicht folgen kann, mein wahrlich heiß geliebter Mann; du hast mich ungefragt verlassen, der Gram, er ließ den Tag erblassen; ich konnte nicht verstehen, dass wir uns niemals wieder sehen und schloss mich weinend in mir ein und wollte nur noch einsam sein; doch war mir immer klar, dass nichts so bleibt, wie einst es war; jetzt ist ein Jahr vergangen, ich habe mich gefangen, und ich will nicht verschweigen – tanz meinen Reigen nun allein, das muss so sein; ich wandre tastend, zu selten rastend; ich kenne weder Sinn noch Ziel und weiß genau, es ist ein Spiel mit Ende und keiner Wende; so wie es kam, hab ich’s genommen und bin jetzt endlich angekommen; doch irgendwann in ferner Zeit – wann ist’s so weit? land ich am letzten Ufer an, dann senk ich meine Augen sacht und warte auf die milde Nacht und lasse dankend alles los und weiß – jetzt schließt sich auch mein Kreis; die Seele löst vom Körper sich und fliegt befreit in’s ew’ge Licht - das hoffe, doch ich weiß es nicht …
Geschenk auf Zeit - ein Lebensslam
von Marie Mehrfeld
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