und du?

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von Dirk Tilsner

Wenn wir uns wirklich wandeln, im sieben-jährigen
Pendelschwung, bin ich vom Umkehrpunkt bis dato
weit entfernt. Da liegen Jahre vor mir voller Fragen;
wie: ob du noch immer einem bunten Falter gleichst.

Nein, nicht die Bluse meine ich. Dein Wesen war‘s,
ein Lachen jeder Flügelschlag; es brauchte keinen Witz
dafür, der Frühling und die Wiese waren Grund genug.
Und außerdem: ob heute noch das Reh aus deinen Augen
springt; das scheue Tier, das sich befangen und beherzt
zugleich vom Unterholz befreit und auf die Lichtung wagt.

Schon holt das Pendel wieder aus; bereits zum fünften
Mal Kokon zerrissen, neu entpuppt, ausgeflogen und in
Eisnächten erfroren. Und dito: beim Äsen schnell zum Aas
geworden; mitunter rechtzeitig ein paar Haken geschlagen
und zurück ins Dickicht; am besten für immer verstecken.

Ich jedenfalls bin nach wie vor der Lustigste am Tisch.
Allein, es fehlen mir die Gäste; und weiß sehr wohl
von einem oder anderen:

die Flügel längst verdorrt, kaum mehr als Rudiment; dem
Zweck geweiht, als Accessoire für falsche Freunde und
die Chefetage. Ansonsten viel zu schwer für einen Flug.
Wozu denn auch? Man überblickt den Acker ohnedem;
das Reh vor langer Zeit erlegt; die Furchen sind von uns.

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