Wenn es mich nicht gäbe …

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Wenn es mich nicht gäbe, dann könnte ich alles nachvollziehen. Vielleicht wäre mir dann auch ganz egal, was geschieht! Vermutlich würde ich sogar keine Angst haben, ich würde mir nicht vorstellen können, was auf mich zukommt, weil ja nichts auf mich zukäme. Das wäre praktisch ganz anders, als es ist – denn es gibt mich tatsächlich … auch wenn das manche bestreiten mögen. Für viele bin ich natürlich Luft, mache hätten es gerne, wenn es mich nicht gäbe, denn dann gäbe es auch keine Kritik an der Ignoranz … jedenfalls nicht von mir.

Wenn es mich nicht gäbe, würde ich mich anstandslos akzeptieren! Ich würde es gut finden, so zu sein, wie ich nicht bin, denn ich wäre ja auch nicht. Ich müsste mich nicht über den Alterungsprozess aufregen, der mich von Jahr zu Jahr „schöner“ und „interessanter“ macht, und ich würde auch nicht über das lachen, was ich gerade in den PC getippt habe. Ich wäre einfach supertoll: über jeden Zweifel erhaben – ich hätte nichts an mir auszusetzen, ich würde wahrscheinlich geradezu lieben, was ich NICHT bin.

Wenn es mich nicht gäbe, würde ich mich sicherlich nicht darüber aufregen, was meine Artgenossen alles mit der Welt, mit sich und mit ihrem verkümmerten Verstand anstellen – ich würde auch nicht andauernd schreien „Wascht eure Gehirne bitte nicht dort, wo ich davon nicht mit betroffen bin … macht was ihr macht bitte überall, aber möglichst nicht hier, auf diesem Globus, von dem ihr mich am liebsten verschwinden lassen würdet, wenn ich bloß richtig da wäre." Und an dieser Stelle gerate ich sogar ins Zweifeln … bin ich denn wirklich da?

Wenn es mich nicht gäbe, dann wäre ich doch nicht darüber unglücklich, daß es noch so viel mehr nicht gibt, außer mir. Es gibt keine anerkannte Wahrheit, weil die Köpfchen einfach nicht dafür gebaut sind, Sichtbares zu sehen und Begreifliches zu begreifen. Es gibt keine Phantasie, die sich ausmalen kann, was passiert, wenn jetzt nichts passiert. Das gibt’s doch gar nicht! So wenig von allem, außer der Borniertheit, kann es doch nimmermehr geben. Ich könnte also direkt froh sein, wenn es mich nicht gäbe.

Wenn es mich nicht gäbe, dann gäbe es aber auch kein Schwarzes Loch in der Verkleidung des Bösen und kein Weißes, aus dem sprudeln kann, was zur Auffindung von Schwarzen Löchern, in diversen Verkleidungen, führen könnte, wenn die Gehirne nicht andauernd gewaschen würden. Schade, daß es die Zauberei auch nicht NICHT gibt, sondern daß sie in einem verruchten Untergrund wirksam ist, in dem alles möglich werden kann, was jedem, den es gibt, unmöglich erscheinen sollte.

Wenn es mich nicht gäbe, dann hätte ich nicht darunter zu leiden, daß es die anderen auch nicht wirklich gibt. Ich sehe nur ihre Schatten an meiner eigenen Nichtexistenz vorübergleiten und ich jammere aus meinem virtuellen Jenseits in das virtuelle Diesseits hinein: „Wenn es mich nicht gäbe, dann würde sich die Welt jetzt endlich in ein fulminantes Chaos entwickeln, aus dem es kein Entkommen mehr gibt …“

Wenn es mich nicht gäbe, wenn es kein Entkommen gäbe, wenn es kein Universum und keine Erde gäbe, dann gäbe es auch keinen Grund, warum es mich nicht geben sollte! Ich wäre einfach vorhanden und ich könnte nicht an diesem Wahnsinn teilnehmen, der gar nicht stattfindet, weil seine Auswirkungen jedes vertretbare Maß, himmelschreiend, überschreiten! Ich wünschte, es wäre, wie es nicht ist … ich wünschte, es gäbe tatsächlich die Möglichkeit, diese Überlegung aus guten Gründen anzustellen, was wäre, wenn es mich nicht gäbe …

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Kommentare

02. Dez 2019

Dann gäb's freilich nicht den Text -
Der wirklich lesenswert hier wächst ...

LG Axel

02. Dez 2019

Sehr gerne gelesen.
HG Olaf

04. Dez 2019

Du bringst mich ins Grübeln...
Vielen Dank!
Britta

04. Dez 2019

Uff - fein!

Vielen Bitt!

Alf