Dies ist die Geschichte vom Herrn Ohnedurchblick, der eigentlich kein Mensch war, aber nicht wusste, daß er kein Mensch war und der das Land beging, doch nicht wusste, warum er das Land beging, der in den Himmel blickte, aber nichts darin erkannte als etwas ganz Großes. Das Große war aber nicht nur ganz groß, es war riesengroß, größer als ein Silberrückengorilla, größer als ein Elefant, ja sogar größer als eine Giraffe, größer als ein Wal, am Ende sogar größer als ein Gorilla-Elefanten-Giraffen-Wal. Es war eben groß genug, um dem Herrn Ohnedurchblick mächtig Angst einzujagen.
Und deshalb fing der Herr Ohnedurchblick vor lauter Angst zu singen an, denn er konnte irgendwie singen, obwohl er sonst nichts weiter konnte – und was dabei heraus kam, hörte sich an wie „Tralallalallallah“. Und einmal, als der Herr Ohnedurchblick durch eine tiefe Schlucht ging, da erzeugte sein Furchtgesang ein lautes Echo, das er jedoch nicht für das Echo seines Gesanges, sondern für ein göttliches Zeichen hielt. Und von da an glaubte er, den Namen seines Schöpfers zu wissen – er hieß „Tralallalallallah“.
Dieser ominöse Tralallalallallah fing jedoch sofort an, dem Herrn Ohnedurchblick zu gebieten. Damit hatte der Herr Ohnedurchblick zwar nicht unbedingt gerechnet, da er ja eigentlich kein Mensch war – was er nicht wusste - und nicht richtig denken konnte, aber er begrüßte Tralallalallallahs Gebote sofort unterwürfig. Immer wenn es blitzte, schaute er wie ein Schwälbchen, immer wenn die Sonne aufging, tanzte er, bis in die Nacht hinein, verzückt im Kreis. Und immer wenn er, bis in die Nacht hinein, verzückt im Kreis tanzte, sah er von dem anderen leuchtenden Himmelskörper, dem Mond, nur noch eine dünne Sichel, damit er nicht, schwindlig vom Glanz unbekannter Weisheiten, völlig geblendet, zu Boden ging, denn die Weisheit der Natur wollte er von nun an am liebsten vor aller Welt verbergen.
Mit der Zeit „erfand“ er aus seinen einfachsten Einbildungen ein Konzept, das ihm helfen sollte, keine Angst mehr zu haben, denn die Welt gehörte ihm. Das hatte ihm, so nahm er nun automatisch an, Tralallalallallah versprochenen. So dachte er – wenn man das „Denken“ nennen kann. Wenn aber, in aller Welt, alles ihm gehörte, dann sollte es auch kein anderer sehen dürfen. Wenn ihm nun aber ein anderer Mensch begegnete, der einer war, oder jemand, den er für ein Tier hielt, wie er vielleicht eines war, ein Jemand aber, das alles zu sehen begehrte was das Land zu bieten hatte, dann musste er es töten, denn das hatte ihm, so glaubte er wenigstens zu wissen, Tralallalallallah ebenfalls streng geboten. Und Tralallahs strenge Gebote waren ihm heilig!
Bald war der Gesang des Herrn Ohnedurchblick überall zu hören. In Schluchten hallte er wider, er drang über Berge und Seen, kam aus dem Himmel und der Hölle und überall wo man seiner teilhaftig wurde, da wusste man, daß jetzt das letzte Stündlein geschlagen hatte, denn der Herr Ohnedurchblick und sein Gottesgespinst aus seltsamen Geboten, die alles als das Eigentum des Herrn Ohnedurchblick bezeichneten, hinterließ eine Spur der Verwüstung, wo immer er seinen Fuß hin gesetzt hatte.
Und so kam der Herr ohne Ohnedurchblick schließlich ins Paradies, wo man ihm sagte, daß er tun dürfe was ihm beliebt und wie es ihm beliebt. Listig fragte der Herr ohne Durchblick, der eigentlich kein Mensch war, aber nicht wusste, daß er kein Mensch war, die Engel in Menschengestalt, im Paradies, ob sie seinen Tralallalallallah-Gesang für schön hielten und als sie dies bejahten, hielt er sich für klüger als alle Tiere der Welt zusammengenommen, ja sogar für klüger als einen Silberrückengorilla, für klüger als einen Elefanten, für höher als eine Giraffe, für schwerwiegender als einen Wal und für mächtiger als einen Gorilla-Elefanten-Giraffen-Wal. So lebte er denn vor sich hin, glücklich und zufrieden und wenn er den Apfel vom Baum der Erkenntnis bis heute noch nicht gegessen hat ... dann gnade uns Gott: Tralallalallallah!
*
Tralallalallallah
Tralallalallallah, ich singe dir ein dummes Lied!
Ich bin für mich und dich nur da
und halte – ohne Unterschied -
die ganze Welt, in Fern und Nah,
für einen Haufen alten Schrott!
Tralallalallallah, so schlage ich mich immer gut,
und wer nicht singt, wie ich es tu,
den dransalier' ich bis aufs Blut,
den lass ich nimmermehr in Ruh,
dem zeige ich den Weg zu Gott!
Tralallalallallah, hört mir doch zu, ich singe laut!
Niemand kann mich überhören
und wer mich bewusst anschaut,
der darf getrost auf alles schwören,
was Idiotie heißt und Komplott!
Kommentare
Ja, mit Musik geht alles besser!
(Selbst der Einsatz großer Messer ...)
LG Axel
es gibt ja auch Militärmusik - so komisch das auch klingt
Lg Alf