Fliegendreck 1

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von Alf Glocker

(Aus "Schizophrene Texte")

Was soll das Sinnstreben? Was soll das Nicht-nach-dem-Sinn-streben? Ein Menschenleben ist kurz, Bäume leben länger aber langweiliger und das auch nur wenn die Menschen das zulassen. Aber mit dem Zulassen ist das überhaupt so eine Sache ...

Falls einer mal, in völliger geistiger Verwirrung, sich auf etwas anderes, als aufs Essen, Trinken, Vögeln, Saufen und Blöddaherreden konzentriert – als wärs schon egal auf welchem Niveau, dann ist das doch eher zum Lachen, oder?

Warum? Nun, das wissen ja schon die Gläubigen (irgend einer gaaanz besonders "wichtigen" Religion), denn die verraten uns euphorisch, daß es auf nichts weiter als auf den Glauben ankommt. Peng!

Da haben wir's! Also können wir uns nach der Decke strecken wie wir wollen, es ist und es bleibt alles wurscht! Hauptsache wir sind einfach da und freuen uns untertänigst. Weit hergeholt?

Eher nicht. Stellen wir uns doch einmal vor, wir versuchten unser Möglichstes, damit wir möglichst kluge Sachen hinterlassen können und/oder im Jenseits eine gute Position einnehmen ... Wie meinen??

Wassollndassein – ein Jenseits? Hat dort jemand eine Datscha? Kann man mal schnell dorthin reisen um sich anzusehen, wo man, oder was einen da später mal erwartet? Nicht, daß wir nicht gern dran glauben würden ...

Aber was wäre, respektive ist, wenn es, a). gar kein "Jenseits" gibt und wenn, b). nach unserem Tod alles was wir erreicht haben weggeschmissen wird, weil da nämlich Menschen hier leben, die nichts von uns aufheben möchten?

Dann sind wir doch angeschmiert oder? Oder ist es schizophren sich dergleichen überhaupt nur ausmalen zu wollen? Sucht man sich nicht besser irgend einen Vorwand um andere übers Ohr hauen zu ... müssen?

Das Leben ist, wie gesagt kurz und nachdem keine zulässigen Beweise, ja nicht einmal unbestreitbare Indizien dafür vorliegen, daß so ein Leben mehr als eine Verarsche ist, hat man doch plötzlich auch alle "Rechte", nicht wahr?

Hat also jemand etwas das ich möchte, dann darf ich es mir nehmen – außer der andere ist stärker als ich. Bin's aber ich, dann kann ich doch auch der Glücklichere sein! Ich kann es nicht nur, ich "muss" es sogar.

Denn wenn ich schlau bin, sage ich, daß ich glaube, wobei ich mir unter diesem Vorwand zum Erfolg verhelfe, oder ich sehe ein, daß ich hier nichts ausrichten kann. Dann kann ich ja immer noch wirklich "richtig" glauben.

Ich darf halt bloß nicht verzweifeln an meinem Glauben, an der Wahrheit, an der Welt, an meinem Schicksal – aber raussuchen muss ich mir schon irgendwas, das mir gut gefällt. Am besten mir graust's vor gar nichts!

Dann brauche ich auch überhaupt keinen höheren Sinn und somit kein Streben, keine Fantasie auf jeden Fall, vor allem aber brauche ich das bisschen Geduld, welches nötig ist, damit ich beim Herumleben nicht die Geduld verliere.

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