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Gruppen. Scrooge kannte die Leute und sah den Geist mit einem fragenden Blicke an.
Die Erscheinung schwebte weiter auf die Straße.
[99] Ihre Hand wies auf zwei sich begegnende Personen. Scrooge hörte wieder zu, in der Hoffnung, hier die Erklärung zu finden.
Auch diese Leute kannte er recht gut. Es waren Kaufleute, sehr reich und von großem Ansehen. Er hatte sich immer bestrebt, sich in ihrer Achtung zu erhalten, das heißt in Geschäftssachen, blos in Geschäftssachen.
„Wie geht’s?“ sagte der Eine.
„Wie geht’s Ihnen?“ sagte der Andere.
„Gut,“ sagte der Erste. „Der alte Geizhals ist endlich todt, wissen Sie es?“
„Ich hörte es,“ erwiederte der Zweite. „’S ist kalt, nicht?“
„Wie sich’s zu Weihnachten paßt. Sie sind wohl kein Schlittschuhläufer?“
„Nein, nein. Habe an andere Sachen zu denken. Guten Morgen!“
Kein Wort weiter. So trafen sie sich, so schieden sie.
Scrooge war erst zu staunen geneigt, daß der Geist auf anscheinend so unbedeutende Gespräche ein Gewicht zu legen schien; aber sein Gefühl sagte ihm, daß sie eine verborgene Bedeutung haben müßten, und er dachte nach, was wohl diese sein möge. Sie konnten sich nicht auf den Tod Jacob’s, seines alten Compagnons, beziehen, denn der gehörte der Vergangenheit an, und sein Führer war der Geist der Zukunft. Auch konnte er sich Niemand von den ihn näher Angehenden denken, auf den er sie hätte beziehen können. Aber in [100] der Gewißheit, daß, auf wen sie sich auch beziehen möchten, doch für ihn eine wichtige Lehre darin liege, beschloß er, jedes Wort, das er hörte und jede Scene, die er sah, treu in seinem Herzen aufzubewahren, und vorzüglich seinen Schatten zu beobachten, wenn er erschien. Denn er erwartete von dem Benehmen seines zukünftigen Selbst die vermißte Aufklärung und die Lösung der Räthsel, die ihm jetzt so schwierig schien.
Schon auf der Börse schaute er sich nach seinem Selbst um; aber ein Anderer stand in seiner gewohnten Ecke, und obgleich die Uhr auf die Stunde wies, wo er gewöhnlich dort war, sah er sich doch auch nicht unter den Scharen, welche durch den Eingang sich herein drängten. Das überraschte ihn jedoch wenig, denn er hatte schon lange daran gedacht, sein Geschäft aufzugeben und glaubte und hoffte, in diesen Erscheinungen die künftige Verwirklichung seines Planes zu sehen.
Reglos und schwarz stand neben ihm das Gespenst mit seiner ausgestreckten Hand. Als er wieder von seiner nachdenklichen Stellung aufblickte, glaubte er nach der Richtung der Hand, daß die unsichtbaren Augen sich starr auf ihn hefteten. Bei dem Gedanken überlief ihn ein kalter Schauer.
Sie verließen die geschäftige Umgebung und gingen in einen abgelegenen Theil der Stadt, wo Scrooge nie vorher gewesen war, dessen Lage und schlechten Ruf er aber kannte. [101] Die Straßen waren schmutzig und eng und krumm; die Läden und Häuser ärmlich; die Menschen halbnackt, betrunken, barfuß, häßlich. Gäßchen und Thorwege, wie eben so viele Kloaken strömten Abscheu erregende Gerüche und Schmutz und Menschen in die Straßen; und das ganze Viertel schien erfüllt von Verbrechen, von Schmutz und von Elend.
In einem der tiefsten Winkel dieses Zufluchtsortes der Sünde und der Schmach war ein niedriger, dunkler Laden unter einem Wetterdache, wo Eisen, Lumpen, Flaschen, Knochen und Fettabraum verkauft wurden. Auf dem Fußboden drinnen lag ein Haufen verrosteter Schlüssel, Nägel, Ketten, Thürangeln, Feilen, Waagen, Gewichte und altes Eisen aller Art. Geheimnisse, nach deren Enträthselung Wenige verlangen würden, wurden erzeugt und verborgen in Bergen widriger Lumpen, Massen verdorbenen Fettes und ganzen Beinhäusern von Knochen. Mitten unter den Waaren, mit denen er handelte, saß neben einem aus alten Ziegeln zusammengesetzten Ofen ein grauhaariger, fast siebzigjähriger Schelm, der sich vor der Kälte draußen durch einen pauschigen Vorhang von allerlei Lumpen, auf eine Leine gehängt, geschützt hatte und seine Pfeife im Vollgenusse des Behagens rauchte.
Scrooge und die Erscheinung traten neben diesen Mann, gerade wie eine Frau mit einem schweren Bündel in den Laden schlich. Aber sie war kaum eingetreten, als eine zweite Frau, auch mit einem Bündel, ihr nachkam; und auf diese folgte dicht ein Mann in altem, abgetragenem [102] schwarzen Anzuge, der nicht weniger von ihrem Anblick erschrocken war, als sie vor einander erschrocken waren. Nach einigen Augenblicken sprachlosen Staunens, an dem der Alte mit der Pfeife Theil genommen hatte, brachen sie alle Drei in ein lautes Gelächter aus.
„Sage Jemand, die Leichenwäscherin würde die Erste sein,“ sagte die zuerst Eingetretene. „Sage Jemand, die Wärterin würde die Zweite sein; und nenne Jemand des Leichenbesorgers Gehülfen den Dritten. Schau’, alter Joe, wie sich das fügt! ob wir uns nicht alle Drei hier getroffen haben, ohne daß wir’s wollten.“
„Ihr hättet Euch an keinem besseren Orte treffen können,“ sagte der alte Joe, die Pfeife aus dem Munde nehmend. „Kommt in das Staatszimmer. Ihr habt schon seit lange das Bürgerrecht dort, das wißt Ihr; und die anderen Zwei sind auch keine Fremden. Wartet, bis ich die Ladenthür zugemacht habe. O, wie sie knarrt! ich glaube, es giebt kein so rostiges Stück Eisen in dem ganzen Laden, als die Thürangeln; und ich weiß, es giebt keine so alten Knochen hier, wie meine. Haha, wir passen Alle zu unserm Geschäft. Kommt in’s Staatszimmer.“
Das Staatszimmer war der Raum hinter dem Lumpenvorhange. Der Alte scharrte das Feuer mit einem alten Roulleauxstabe zusammen, schob den Docht seiner rauchigen Lampe, denn es war Abend, mit dem Stiele seiner Pfeife in die Höhe und steckte diese wieder in den Mund.
[103] Während er so beschäftigt war, warf die zuerst eingetretene Frau ihr Bündel auf den Boden und setzte sich mit coquettirender Frechheit auf einen Stuhl; dann legte sie die Hände auf die Kniee und sah die beiden Andern mit kühnem Trotz an.
„Nun, was ist da für ein Unterschied, Mrs. Dilber? Jeder hat das Recht, für sich zu sorgen. Er that es immer.“
„Das ist wahr,“ sagte die Wärterin. „Keiner that es mehr.“
„Nun, warum guckt Ihr Euch da einander an, als fürchtet Ihr Euch? wer ist der Klügere? wir wollen doch nicht einander die Augen aushacken, denk ich!“
„Nein, gewiß nicht,“ sagte Mrs. Dilber und der Mann zusammen. „Wir wollen es nicht hoffen.“
„Nun gut denn,“ rief die Frau, „das ist genug. Wem schadet’s, wenn wir so ein Paar Sachen mitnehmen, wie die hier? Einer Leiche gewiß nicht!“
„Nein, gewiß nicht,“ sagte
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A Christmas Carol in Prose, Being a Ghost-Story of Christmas (wörtlich Ein Weihnachtslied in Prosa, oder Eine Geistergeschichte zum Christfest, deutsch meist Eine Weihnachtsgeschichte) ist eine der bekanntesten Erzählungen von Charles Dickens. Sie wurde im Dezember 1843 mit Illustrationen von John Leech erstmals veröffentlicht.