Seiten
andere wichtige Dinge zu erklären. Ich machte mich auf, um frische Brötchen und Kuchen zum Frühstück zu kaufen. Es waren nur 10 Minuten zum Bäcker im kleinen Einkaufszentrum. Dort wurde ich gleich freundlich begrüßt: "Hallo, du musst neu hier sein, ich sehe dich zum ersten Mal". Ja, antwortete ich, du wirst dich an mich gewöhnen müssen, ich werde die nächsten 6 Wochen jeden morgen kommen. "My pleasure" sagte sie. Das fing ja nett an, aber freundliche Leute haben wir in Australien immer wieder getroffen!
Um 11 Uhr kam Clem und wir aßen Frühstück auf der Terrasse direkt neben dem Pool, der wiederum fast an den breiten, angelegten Kanal angrenzte, über den die Anlieger Anschluss an das nahe Meer hatten. Fast alle Nachbarn hatten stattliche Boote. Marie und Clem hatten einen langen Steg aber kein Boot.
Eine Freundin von Marie und Clem kam, um diese zum Flugplatz zu bringen. Vorher erklärte mir Clem noch in aller Eile die Alarmanlage und die Schlösser der Außentüren. Beide Außentüren hatte drei Schlösser und jedes Schloss einen eigenen Schlüssel! Das Aktivieren der Alarmanlage war einfach: Nach dem Verschließen der Türen brauchte man man nur einen Knopf am Schlüsselband zu drücken. Zur Bestätigung, dass die Aktivierung erfolgte, ertönt ein Ton. Wir wünschten Marie und Clem einen angenehmen Aufenthalt im kalten Schweden und weg waren sie. Plötzlich war es ruhig, wir waren allein und hatten ein gutes Gefühl.
Unser Haus
Gullan und ich machten einen privaten Rundgang durch das Haus und schauten uns jeden Raum etwas genauer an.
Das Haus gehörte nicht zu den größten in der näheren Umgebung, mit ca. 150 m2 Wohnfläche aber groß genug für zwei Personen. Das Grundstück war im Verhältnis zum Haus klein, aber das galt für fast alle Häuser in dieser teuren Wohngegend. Es sollten möglichst viele Grundstücke an dem künstlich angelegten Kanälen Platz haben. Der Pool war größer als der Rasen hinter dem Haus.
Wenn man das Haus betrat, stand man in einer imposanten, möblierten Halle. Die Decke, mit Lichteinlass von der Decke, war an die 5 Meter hoch. Die anschließende Küche war nur durch einen Bartisch von der Halle getrennt. Eine Hausbar ("Clems Bar") war auch integriert. Auch zu allen anderen Räumen hatte man von dieser Eingangshalle aus Zutritt: Wohnzimmer, Schlafzimmer (main bed room mit queens bed, Gullans Schlafzimmer) mit integrierter Toilette und Dusche, Gästeschlafzimmer mit Doppelbett, Duschraum, Gästetoilette, Büro mit Computer und Bett (mein Schlafzimmer), Abstellraum, Wasch- und Bügelraum, Doppelgarage.
Diese Halle war das eigentliche Wohnzimmer. Hier stand der Fernseher, eine Couch und zwei riesige, verstellbare Sessel. Hier saßen wir jeden Abend 1-2 Stunden. Unser Reich war die Terrasse. Im Haus haben wir nie gegessen, auch nicht als es im April abends bereits ziemlich kühl (also unter 20 Grad) wurde auf der Terrasse, vor allem wenn der Wind hereinblies.
Marie und Clem hatten uns erzählt, dass der Erstbesitzer dieses Haus bei einer Lotterie gewonnen hatte. Sie hatten es vor 19 Jahren für nur einige hunderttausend Dollar gekauft, heute ist es über eine Million wert.
Nach diesem Rundgang wollten wir noch schnell die nächste Nachbarschaft erkunden. Wir brauchten einige Zeit, um die sechs Schlüssel in die richtigen Schlösser zu kriegen, aktivierten die Alarmanlage und marschierten los.
Nachbarschaft
Wir gingen unsere kurze Straße "Australia Court", eine Sackgasse, bis zum Ende und wieder zurück und sahen uns die schmucken Häuser an. Dann wollten wir uns das Superhaus, das ganz in der Nähe im Bau war, etwas von der Nähe ansehen. Man sieht es von unserer Terrasse und Clem erzählte uns, dass ein reicher Mann von 73 Jahren sich dort am Yachthafen diesen Koloss aus Beton und Glas bauen lässt und dass die Kosten sich auf 30 Millionen austraulische Dollar (ca. 18 Millionen Euro) belaufen sollen.
Der Yachthafen lag gegenüber dem kleinen Einkaufszentrum (meine Bäckerei, Lebensmittelgeschäft, italienisches Restaurant, Alkoholladen, Frisör) das wir schon kannten. Im Hafen lagen jede Menge prächtige Boote von Minderbemittelten, die keinen eigenen Steg am Haus hatten. Von dort sah man gut diesen Superbau, der gar nicht zu den umliegenden normalen Villen passte. Die nächsten Nachbarn werden ja nahezu erdrückt von diesem Koloss. Beeindruckend war er allemal!
Wir gingen wieder zurück und setzten uns auf eine Bank an der Strandpromenade. Den Rückweg zu unserem Haus gingen wir etwas abseits der Strandpromenade und kamen zum mit Hecken umsäumten "Retirement Village", eine feine Anlage mit kleinen Häuschen für bessergestellte Pensionäre. Hier wohnten Maries Eltern, die wir bei unserer Ankunft gestern getroffen hatten. Wir ahnten nicht, dass wir sie kurz vor unserer Abreise gezwungenermaßen besuchen würden.
Zu Hause begann ich umgehend mit der Zubereitung unseres ersten Abendessens hier: italienischer Gemüseeintopf mit Pasta und Salat. Da klingelte es an der Tür. Zwei Zeugen Jehovas müssen erfahren haben, dass hier zwei bekehrenswerte Leute eingezogen sind. Es wurde nur ein kurzes Gespräch.
Danach klingelte es nur noch einmal an der Tür: Ein Mann vom Roten Kreuz sammelte für den guten Zweck und erzählte uns, dass er Schweden und Norwegen mit dem Wohnmobil befahren hat. Das half, er bekam seinen Teil aus unserer Reisekasse.
Das Telefon klingelte vielleicht 2-3 Mal. Wir waren total ungestört. Auf der Terrasse, wo wir uns meistens aufhielten, hörten wir nie etwas von den naheliegenden Nachbarn. Auf unserer Straße sah man Leute nur, wenn sie von der Arbeit kamen. Aber das kannten wir schon von den anderen Stellen wo wir uns eingenistet hatten. Die Menschen in diesem warmen Land halten sich nicht soviel außerhalb der Häuser auf, und wenn (selten), dann liegen sie im Pool. Am Wochenende aber hat man das Gefühl, dass alle am Strand sind. Dieser ist aber dennoch nie voll, da alle Strände breit und lang sind.
Es war schon dunkel als Gullan den wichtigen Schlussteil übernahm: das Essen auf der Terrasse auftischten. Wir sahen mehrere Außenlampen, fanden aber nur den Schalter für die Lampe an der Tür. Zwei Kerzen und die Sterne mussten reichen. Am nächsten Tag suchten wir lange, fanden aber nicht die Schalter für die Außenlampen. Über E-Mail erfuhren wir dann von Marie und Clem, die inzwischen bei uns in Åmål eingetroffen waren, wo die Schalter versteckt waren: Hinter der Gardine zwischen zwei Fenster im Wohnzimmer.
Tägliche Routine
Ich stand immer zuerst auf, da ich
© Willi Grigor, 2008 (Rev. 2017)
Betreffend Singapur siehe auch
literatpro.de/gedicht/290316/dies-kleine-land
literatpro.de/prosa/290316/gestrandet-in-singapur