Die Religion der Zukunfts-Urmenschen

Bild von Alf Glocker
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Als Wawombo, der Obergott, die Welt aus den Abfällen der Bibimbis – das sind die Vormenschen - erschaffen hatte, schaute er sich um und suchte sich ein Weib unter den Stämmen der Karambaloris aus, die schon seit tausend Jahren vor Wawombo orientierungslos die Erde bevölkert hatten. Sie waren inzwischen wieder zu einem respektablen Haufen geworden. Er nahm sich Schlamampa zur Frau und sie gebar ihm Mordello, den späteren Herrn der Finsternis.

Mordello wiederum paarte sich mit der Meeresgöttin Alguallala, die ihm 2 Söhne und 345 000 Töchter schenkte, denn sie konnte sowohl lebend gebären, als auch winzige Eier legen. Die beiden Söhne wurden lebend geboren. Einer von ihnen hieß „Prellon“ (das bedeutet Brunnenvergifter), der andere war halb Mensch, halb Tintenfisch – er hieß Obu, er besaß 8 Arme und er hatte einen Kopf, der so groß war wie ein ganzer Elefant.

Prellon, der Brunnenvergifter, tanzte sehr gerne mit den letzten Flachlandgorillas, die einst aus den Regenwäldern gekommen waren. Sie tanzten am liebsten in den Ruinenstädten der Bibimbis, wo es noch gepflasterte Plätze und einstürzende Hallen gab. Sie liebten den Kick! Manchmal kam sogar ein versprengtes Dämonster vorbei um ihnen zuzusehen. Dämonster lieben es, anderen beim Tanz zuzusehen. Aber sie selbst haben keine Beine, weil sie körperlos sind.

Die Karambaloris können sie nicht sehen, nur spüren. Und nur die Töchter Alguallalas wissen, wo die Dämonster wohnen, aber nur, solange sie noch in den Eiern sind und nicht reden können. Wenn sie erst einmal ausgeschlüpft sind, haben sie alles wieder vergessen. Deshalb isst Obu gerne Algualallas Eier, denn er ist unablässig damit beschäftigt, sein Wissen zu erweitern. In seinem Elefantenkopf hat ja auch einiges Platz!

Alguallala stört das nicht und Obus Großmutter Schlamampa ist sogar stolz auf ihn. Mordello ist der König aller Dämonster im Himmel und auf der Erde. Er haust in einem intakten Vulkan und er schickt alle 20 Tage eine Menge Weihrauch zu Ehren Wawombos und Schlamambas über die Karambaloris. Diese Rauchzeichen garantieren den Fortbestand der Menschheit! Ab und zu werfen aber die Karambaloris eine halb betäubte Jungfrau hinunter zu Mordello, um ihn zu besänftigen.

Währenddessen vergiftet Prellon so viele Brunnen in der Steppe wie er kann, um das Gleichgewicht zwischen Gut und Besser aufrecht zu erhalten. Das ist nicht ganz einfach, denn die umherwandernden Stämme der Menschheit – Karambaloris genannt – vermehren sich in der Regenzeit, wenn es genug zu trinken gibt, explosionsartig. Und da man ja auch immer nur eine halb betäubte Jungfrau Mordello opfern darf, gibt das nicht sonderlich aus.

Nachdem aber die Erde seit tausend Jahren zur einen Hälfte aus den Ruinenstädten der Bibimbis und zur anderen aus Steppe besteht, müssen immer wieder Brunnen vergiftet werden – weshalb Prellons Aufgabe auch besser ist, als die guten Taten liebender Karambalori-Paare, die die Menschheit nicht aussterben lassen.

Weil aber Wawombo die Welt aus den Abfällen der Bibimbis erschaffen hat, ist nicht alles fehlerfrei geworden. Deshalb müssen sich die Karambaloris sowohl mit kleinen Charakterdefekten, als auch mit Wasser- und Nahrungsmangel abfinden ... wie es bei ihnen auch vor Wawombo gewesen ist (das erzählt jedenfalls die Sage). Warum sie zusätzlich noch den Brunnenvergifter (Prellon) brauchen, kann niemand sagen.

Nur ganz alte weise Schamanen erzählen manchmal noch, wenn sie in Trance sind – die sie durch den Verzehr von Töchter-Eiern erreichen, die ihnen heimlich Obu, der Tintenfisch mit dem Elefantenkopf gab – von den Bibimbis und daß sie es eigentlich gewesen waren und manchmal nachwirkend immer noch sind, welche die Brunnen vergiften. Dann, so sagen die Schamanen in der Eiertrance, wäre wieder eine uralte Giftader der Vormenschen aufgebrochen.

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Kommentare

08. Nov 2016

So ist das, mit der Tradition -
Sie mündet gern in Religion ...

LG Axel

08. Nov 2016

Vielen Dank lieber Axel

LG Alf