Die einzelnen Kontinente und Regionen der Erde sind voll von Hauptreligionen, Nebenströmungen von Hauptreligionen, von Sektierertum sowie von demonstrativer Antireligiosität, die in ihrem Fanatismus auch schon wieder religiöse Züge trägt. Woher kommt das? Entstammt das dem Bildungsbestreben der Menschheit, oder wünschen sich die Massen, auf der Suche nach einem geeigneten Paradies, ganz bestimmte Vorgaben, nach denen sie glücklich werden dürfen …? Meistens nennt man diese Vorgaben jedenfalls „Religion“!
Religionen traten in Zyklen hervor: Immer wieder gab es inspirierte Zeitgenossen, die in dem Wahn lebten, sie habe ein Gott zur Erde geschickt, um dort Menschen zu bekehren. Solche Individuen nutzten ein Mittel zur Macht, dessen sich sonst nur Gottkönige bedienen durften, aber, nachdem viele Generationen von Gottkönigen, erdenweit, ins Land gegangen waren, hatten schließlich auch findige Köpfe entdeckt, daß die Erfindung einer Religion nicht unbedingt Leuten aus der Oberschicht vorbehalten bleiben musste. Sie hatten mitverfolgt, wie verblendet Schafe einem ernannten Hirten folgen konnten. Deshalb war die Verwendung proletarischer Einfachheit zum eigenen Besten nur logisch … Propheten betraten die Bühne der Weltgeschichte! Doch sie mussten schlau sein.
Ein Gespür braucht man schon, wenn man unter Wilden lebt, denen man eine bestimmte Richtung für ihren höchst einfachen Geist verordnet, um so etwas wie Raison zu erzielen. Der Mensch muss geführt werden, sonst begeht er, außer den staatlich verordneten Morden, noch ganz private. Da tut Gleichschaltung not – eine, die das Morden zwar nicht ausdrücklich verbietet, aber eben kanalisiert. Da bringt man doch lieber Leute um, die einfach nicht das Gleiche glauben wollen wie man selbst, bevor man jemandes Leben nur deshalb beendet, weil es einem grade mal Spaß macht. Das Eine muss das Andere ja nicht ausschließen.
„Wann kommt er denn endlich, der Befehl zum Töten?“ fragen sich weltweit zahlreiche Anhänger bestimmter Glaubensrichtungen, deren Hirne nach einer „sinnvollen“ Tat – im Sinne ihres Charakters – verlangen. Und ein kluger Glaubensfürst wird seinen Schäfchen doch nicht ihr liebstes Hobby verbieten. Das würde umgehend das Ende seiner Macht bedeuten. „Anpassen und Lehren“ heißt die Devise … aber bringt den Leuten, um Gottes willen nichts bei, mit dem sie nichts anfangen können. Das ist und soll Sache von dekadenten Zivilisationen bleiben. Dort ist jedermann angehalten, so viel Wissen, mit dem jedermann im Grunde nichts anfangen kann, in sich hineinzustopfen wie nur
irgend möglich. Das ist der einzig nachvollziehbare Religionsersatz, den dekadente Zivilisationen anzubieten haben … und dekadent wie sie sind, gehen sie auch noch davon aus, daß ein überzeugter oder gar fanatischer Gläubiger diesem kuriosen Vorbild folgen möchte, wenn man ihm nur das Angebot macht.
Religion gegen Wissen – eine lächerliche Auseinandersetzung, den weder die Religion noch das „Wissen“ für sich entscheiden können, weil ohnehin immer die Grundantriebe der menschlichen Charaktere siegen werden. Und wenn da einer geneigt ist, sich schlagen zu lassen, weil er meint, er würde den Schläger damit zum Weinen bringen, dann wird – leicht logisch nachvollziehbar – selbstverständlich derjenige siegen, in dessen Stammbuch die Gewalt als Ideologie verzeichnet steht. Oder sollte die Legende von grasfressenden Löwen doch Wahrheit sein?!
Nun ja, vielleicht dreht sich die Erde ja eines Tages andersherum – und jedes Lebewesen wird den unauslöschlichen Wunsch haben, niemand anderen dominieren zu wollen. Nicht gänzlich aus freiem Willen heraus und auch nicht unfreiwillig, weil man vielleicht gewisse Subjekte in ihre Schranken verweisen muss, damit nicht alles vor die Hunde geht.
Vielleicht ist es auch deshalb, der Schranken wegen, einmal dringend nötig, ganz frei, in die Welt hinaus zu fragen: „Wessen Seele präferiert eigentlich welche Verhaltensweisen?“ Sollte man das einmal geneigt sein zu tun, dann würde man eine schreckliche Erfahrung machen … man würde die ungeschminkte Wahrheit entdecken … was ja wiederum sehr gefährlich ist, wie wir oft genug erfahren mussten. Religion hin, persönliche Vorstellungen her – insgesamt resümierend sollten wir, solange wir das noch können, einfach zugeben, wie die Dinge stehen, auf einer Welt voller absichtlicher und unabsichtlicher Widersprüche. Dann begreifen wir plötzlich wie von selbst, als würden uns Schuppen von den Augen fallen:
Die angebotene Religion muss zum Charakter passen … Man kann da nicht einfach eine „Marktlücke“ entdecken und dann das Produkt auf der Straße anbieten. Das Angebot muss schon auch zu den umstehenden Hirnen passen. Ein Sanftmütiger wird niemals eine gewalttätige Religion annehmen und ein Gewalttätiger niemals eine von Sanftmut geprägte Ideologie. Es sei denn, ja, es sei denn, er macht sich die Sanftmut der Gläubigen zunutze und nützt sie für gewalttätige Zwecke aus. Eine von sich aus schon gewalttätige Religion hat das aber nicht nötig. Ihr folgen die Gläubigen aus Überzeugung – und wer von den Gläubigen nicht zu sofortiger Gewaltanwendung bereit ist, aber von der Religion verordnete die Gewaltanwendung toleriert (unterstützt), der ist latent gewalttätig!
Kommentare
Wer nicht dran glaubt, der muss dran glauben!
(Das gilt sogar für Friedenstauben ...)
LG Axel
Den Tauben auch mal Frieden bringen,
das kann den Blinden nicht gelingen...
LG Alf
Interessantes Phänomen.Du hast einen völlig anderen Zugang zu wichtigen
Themen . . . und trotzdem ertappe mich meist bei einem Lächeln und
Kopfnicken . Das ist sehr angenehm.
Dank Dir dafür Alf
ulli
Vielen Dank Ulli!
LG Alf