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ihren Herrschaftsspielraum zu erweitern. Außerdem blickte er
auf das Ende dieser weltweiten Maßnahmen und stellte die Frage nach
geopolitischen Folgen. Er befürchte eine westliche Gelddruckaktion ungeahnter
Ausmaße, die Ländern wie Weißrussland schaden werde. Kampflos wolle man sich
einer solchen Operation jedoch nicht ergeben.
Die Pandemie-Maschine
Als Massenpsychose oder auch Informationspandemie bezeichnete Lukaschenko die
Lage. Das war mir sympathisch. Diese Beschreibung deckte sich besser mit
meiner eigenen Wahrnehmung der vergangenen Wochen als vieles andere in den
Medien berichtete. Es formierte sich nun immerhin allmählich eine Opposition
gegen die alles beherrschende Virenerzählung. Das verfügbare Material an
Gegenstimmen wurde immer mehr. Auch wenn die wenigen Internet-Großkonzerne
sich ein Katz-und-Maus-Spiel mit der alternativen Berichterstattung lieferten
und großzügig allerlei Beiträge entfernten, sperrten oder wenigstens belehrend
kommentierten. Es konnte nur eine Wahrheit geben und die „Falschmeldungen“
mussten alle weggefegt werden, damit das empfindliche Volk nicht verwirrt
wurde.
Gestandene Experten mit genauso ehrfurchtserweckenden Doktoren- und
Professorentiteln wie im Regierungsfernsehen äußerten sich mit Unverständnis
oder gar Fassungslosigkeit über die Vorgänge im Land. Doch die Medienpolizei,
wie der ARD-Faktenfinder, war schnell zur Stelle, wenn ein Kritiker zu viel
Aufmerksamkeit zu erhalten drohte. Die Unwissenschaftlichkeit wurde diesen
Leuten sozusagen unverzüglich per Dekret ausgewiesen. Unwissenschaftlichkeit:
Das war ein Todesurteil angesichts dessen, dass die offizielle
Berichterstattung einen Schlingerkurs ohne gleichen vollzogen hatte und man
doch immer wieder einmal eingestehen musste: man wisse eigentlich nichts so
genau. Aber sicher war sicher. Das Land bleibe heruntergefahren und das sei
gut so.
Dieser Gesundheitsschlaf schien gar nicht lange genug dauern zu können. Das
arbeiten jenseits von Gesetz und Verfassung machte wohl Appetit auf mehr. Eine
groß angelegte und belastbare wissenschaftliche Untersuchung hatte jedenfalls
keine der staatlichen Einrichtungen in Angriff genommen. So ganz genaue und
sachliche Informationen waren gerade einfach nicht gefragt. Man zog ja
täglich Zauberzahlen aus dem Hut und präsentierte sie der Bevölkerung. Die
schien größtenteils wie gebannt und Popcorn verzehrend darauf zu starren und
war ganz entsetzt über die stetig wachsenden Infiziertenzahlen.
Ich hatte mich einmal intensiv mit Kernkraft auseinandergesetzt und damit, wie
verschiedenste Reaktorunglücke zustandegekommen waren. Dabei lernte ich, dass
die Betriebsmannschaft eines Kernreaktors nur mit einer Anzahl Sensoren und
Messwerten arbeiten können aus denen sie den aktuellen Betriebszustand des
Reaktors ableiten müssen. Denn in den Reaktor kann man anders nicht
„hineinschauen“. Aus dieser Komplexität heraus war unter anderem der
Reaktorunfall in Chernobyl zustandegekommen, da die Betriebsmannschaft bzw.
die Ranghöchsten den tatsächlichen Zustand des Reaktors falsch eingeschätzt
hatten und daher falsche Maßnahmen ergriffen wurden, die zur Katastrophe
führten. So ähnlich kam mir gerade die Betriebsmannschaft der Regierenden in
der Gesundheitsrepublik Deutschland vor. Sie hatten sich notdürftig die
nächstbesten Messinstrumente geschnappt und versuchten daraus nun den Zustand
des Virenreaktors, der aus 83 Millionen Bundesbürgern bestand, abzuleiten.
Nach wie vor war nicht zu erfassen, wie viele Menschen denn nun tatsächlich
schon mit C in Kontakt geraten waren. Enstprechend konnte auch niemand sagen,
wie groß die Zahl der Todesfälle im Verhältnis war. Der Präsident von Tansania
behauptete gar, sein Land habe in Untersuchungen mit Hilfe der offiziellen
Testverfahren infiziertes Motoröl und eine erkrankte Papaya entdeckt.
Unabhängig davon, wie ernst diese Aussagen zu nehmen waren, beschloss ich
sogleich den vielzitierten Test künftig nur noch Papaya-Test zu nennen. Doch
selbst wenn man die Güte des Testverfahrens nicht in Frage stellte, so war die
Auswahl der Gruppe der Getesteten höchst befangen. Vor allem bereits kranke
oder besorgte Menschen sowie medizinisches Personal wurden getestet. Und
selbst wenn jemand als positiv geführt wurde, hieß dies noch lange nicht, dass
derjenige auch tatsächlich krank war.
Ich war schließlich nur noch ohmächtig über diese erzwungene Umgestaltung
meines alltäglichen Lebens und genervt über die weitgehend unkritische
Akzeptanz alles dessen in meinem sozialen Umfeld. Mein Vater, der besonders
empfänglich für das Nachahmen des Verhaltens der vermeintlichen Mehrheit war,
meinte einmal am Telefon auf meine Kritik hin: Man sei da in eine Maschine
eingespannt, aus der man jetzt nicht mehr heraus komme. Das war eine
interessante Feststellung. Was mochte das nur für eine Maschine sein? Und wie
waren wir in sie hineingekommen? In einem Interview mit einem österreichischen
Psychologen hörte ich etwas ganz ähnliches. Er habe mit führenden Politikern
gesprochen, die selbst die Maßnahmen in ihrer Schärfe nicht nachvollziehen
konnten. Doch, so sagten sie, da sei eine Maschine am Laufen, die man als
Einzelner nun nicht mehr anhalten konnte. Wenn das mal kein Material für
Verschwörungstheoretiker war! Waren am Ende gar außerirdische
Gedankenstrahlen am Werk? In jedem Fall war es ein (massen-)psychologischer
Ausnahmezustand ohnegleichen.
Rückkehr in die verbarrikadierte Arbeitswelt
Unser Urlaub - auch wenn ich ihn nur noch schwer als einen solchen bezeichnen
wollte - näherte sich seinem Ende. Ich war gespannt, wie sich nun mein erster
Arbeitstag im Büro gestalten würde. Die ausdrückliche Genehmigung, gegen jedes
Verantwortungsgefühl das Büro betreten zu dürfen, hatte ich mir ja bereits vor
über einer Woche eingeholt. Ich machte mich wie gewohnt auf den Weg ins Büro.
Am Haupteingang fand ich einen Aushang vor, der erklärte, dass die Firma zum
„Schutz ihrer Mitarbeiter“ ihr Büro geschlossen hat. Vor was genau ich hier
nur geschützt werden sollte, fragte ich mich unablässig. Im Büro selbst
erwartete mich ... niemand. Die Totalität des Gehorsams in meiner eigenen
Firma hatte mich doch überrascht. Ich war von hunderten Mitarbeitern der
einzige, der auf die Erfüllung der Vertragspflichten bestanden hatte.
Abgesehen von ein paar versprengten Personen, wie Hausmeister und
Gebäudereiniger, war niemand da.
Beim Versuch meine gewohnte Teeküche zu erreichen, stand ich vor einer
verschlossenen Türe. Zur Sicherheit sei nur noch die Großraumküche ein
Stockwerk tiefer zugänglich, klärte mich ein weiterer Aushang auf. Auf dem Weg
dorthin hörte ich ein erschrockenes Rufen nach meinem Namen. Es war der
einzige noch persönlich anwesende Kollege von der Personalabteilung. Was ich
denn hier im Büro mache, ob ich nur etwas abholen wolle, wollte er wissen. Ich
entgegnete unbekümmert: „Ich arbeite hier“. Das war natürlich keine
zufriedenstellende Antwort. Ob ich mit dem örtlichen Pandemie-Koordinator
gesprochen hätte, fragte er weiter. Na sicher gab ich zu verstehen. Nur keine
Sorge. Niemand wird sterben. Letzteres blieb nur ein Gedanke.
Meine Arbeitsgruppe hatte sich nach drei Wochen Heimarbeit schon an die neuen
Umstände angepasst. Gleich am selben Tag sollte noch ein „virtuelles
Mittagessen“ stattfinden bei dem sich alle Kollegen mit Kamera und Mikrofon
und ihrem Mittagessen an den PC setzen, um sich miteinander auszutauschen.
Dies war eine Vorstellung, die mir gar nicht behagte. Ich hasste tatsächlich
Video- und Telefonkonferenzen aller Art. Die Qualität von Ton und Bild war
auch nach Jahrzehnten der technologischen Entwicklung immer noch alles andere
als angenehm und eine natürliche Kommunikation miteinander war auch weiterhin
nicht auf diesem Wege möglich. Unter diesen Umständen auch noch im Angesicht
einer Kamera Essen zu mir zu nehmen, verbesserte den Ausblick für mich nicht.
Doch um mich als aus dem Urlaub zurückgekehrter wieder etwas