Leben in Zeiten der Massenpsychose - Page 21

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niemals hat die Öffentlichkeit so sehr auf Todesursachen, Todeszahlen und
die diesbezüglichen Unterschiede zwischen Ländern geblickt. Es zeigte, wie
hilflos letztlich die Wissenschaft war, komplexe Sachverhalte einzuordnen und
Ursachen aufzudecken. Es zeigte aber auch, wie sehr Zustände in
Krankenhäusern in manchen Ländern lange Zeit von der Öffentlichkeit ignoriert
wurden. Denn das tausend- und zehntausendfache Sterben an Grippeviren hatte
nicht erst mit der Königsgrippe begonnen. Nach allen Informationen, die mir
zur Verfügung standen, hätte man die einscheidenden „Maßnahmen“ entweder gar
nicht, oder schon immer während der Grippesaison erlassen müssen.

Das Leben unter der Pandemie professionalisiert sich

Der deutsche Alltag draußen im Land war nun vollständig der virtuellen
Pandemie unterworfen. Da waren Menschen, die verzweifelt versuchten, den
gebotenen Abstand von 1,5 Metern in allerlei ungünstigen Situationen
einzuhalten. Vor den Supermärkten waren nun 1,5-Meter-Warteschlangen keine
Seltenheit mehr. Jedes Geschäft durfte entsprechend seiner Fläche nur noch
eine gewisse Maximalzahl an Kunden aufnehmen. Der Beruf des Ordners und der
Sicherheitskraft erlebte dadurch immerhin eine neue Blüte. Der Einkaufswagen
wurde in diesem Krieg gegen die Viren zur neu entdeckten Superwaffe. Wie
durch ein Wunder erreichte der durchschnittliche Einkaufswagen ziemlich genau
die Länge von 1,5 Metern. Von daher waren einige Geschäfte auf die Idee
gekommen, nur noch Menschen einzulassen, die auch mit einem Einkaufswagen
bewaffnet waren. Zwei Menschen auf einen Einkaufswagen waren mancherorts nicht
mehr erlaubt. Ein Plakat vor einem Baumarkt erklärte mir die „NN“: Falsch war
es als Familie anzureisen und einen gemeinsamen Einkaufswagen zu verwenden.
Richtig war es alleine anzureisen und einen Einkaufswagen ganz für sich
alleine zu bemannen. Angesichts der Begrenzung der Anzahl der Kunden, die
gleichzeitig einen Supermarkt betreten durften, war es aus Profitgründen umso
mehr geboten, die Kunden anzuhalten, ihren Einkauf zügig zu tätigen. Die
Gruppe der besonders schützenswerten Alten in der Bevölkerung hatte nun also
die Wahl entweder nicht mehr einkaufen zu gehen und durch soziale Abschirmung
in eine Depression zu verfallen. Oder durch mangelnde Befolgung der Auflagen
den Tod durch das Virus in Kauf zu nehmen. Oder durch den Stress im
Einkaufskampf einen Nervenzusammenbruch zu erleiden.

Doch auch in diesem Dschungel von Neurosen und neuen Regeln wurde immer wieder
mal ein Auge zugedrückt. Wichtig erschien es vor allem sich dem Machtanspruch
der Pandemieregelungen zu unterwerfen. Wenn diese Geste vollbracht war, sah
man es dann auch nicht mehr so eng, wenn der Abstand zum nächsten zu gering
war oder man den Einkaufswagen irgendwo hinter sich gelassen hatte. So ähnlich
wie in der katholischen Kirche befand ich, wo man auch Freiheitsgrade hinter
den Kulissen hatte, wenn man nur den Schein wahrte und nichts offen in Frage
stellte.

In sozialen Netzwerken und Firmen wurden nun neue (a)soziale Techniken
entworfen, die der Pandemie gerecht wurden. Selbst die großen Konzerne
entdeckten plötzlich ihre Flexibilität. Überall fand man unbürokratische Wege,
etwa für den Empfang eines Pakets nicht mehr unterschreiben zu müssen. Alles
nur, um nur ja nicht einem anderen Menschen zu Nahe zu kommen. Überall lauerte
ja schließlich der Tod und zwar ohne Ansehen von Stand und Herkunft.

Es ist einfacher die Existenz von etwas zu behaupten als die Nicht-Existenz
von etwas zu beweisen. Mit dem Argument es ja nur gut zu meinen und die
Menschen vor dem Tod zu schützen, sowie mit der Unterstützung durch die
Massenmedien, waren die Gesundheitsdiktatoren in einer starken Position. Doch
langsam wurde es schwierig. Schon seit sechs Wochen herrschten
unterschiedliche Formen des Ausnahmezustands in dieser Republik und noch immer
hatten sich keine Leichenberge aufgetürmt. Die Spannung ließ sich langsam
scheinbar nicht mehr so gut aufrecht erhalten. Der warme Frühling ließ sich
auch nicht aufhalten. Draußen in den Parks und der Natur konnte ich
mittlerweile größere Bevölkerungsgruppen beobachten, die sich nicht mehr um
die Vorgaben zu kümmern schienen. Es wurde Normalität gelebt und zwar die
alte. Das sah ich mit Freuden.

Von fehlenden Kriegszielen

In dieser Situation stellten nun die Massenmedien die Gretchenfrage: Wie kam
man aus den Maßnahmen nun wieder heraus? Da es keinen nachvollziehbaren Anlass
gab, die Maßnahmen in ausufernder Geschwindigkeit zu beschließen, gab es nun
keinen nachvollziehbaren Anlass, die Maßnahmen wieder aufzuheben. An dieser
Stelle fiel nun der Begriff „Exit-Strategie“. Diesen Begriff kannte man ja
schon und er passte bestens zum „Krieg gegen das Virus“. Im Afghanistankrieg
hatte man keine Exit-Strategie. Auch nicht im Irakkrieg. Auch nicht im
Syrienkrieg. Also warum sollte man eine im Virenkrieg haben? Rein konnte man
immer, nur heraus nicht mehr. Davon konnte wenigstens der politische Westen
ein Lied singen.

Die große Welle der Erkrankungen, Einweisungen auf Intensivstationen und
Todesfälle in Deutschland werde auf jeden Fall noch kommen, war nun zu
vernehmen. Erst war sie für Anfang April angesetzt. Dann für Mitte April.
Schließlich für den Mai. Ich fühlte mich an den Tag des jüngsten Gerichts
erinnert, der bei den Zeugen Jehovas von deren Gründer immer weiter nach
hinten in Kalender verlegt wurde, bis er sich entschloss, kein konkretes Datum
mehr zu nennen. Der Tag des jüngsten Gerichts komme jedoch bald, daran bestehe
kein Zweifel. Das ist bis heute die offizielle Doktrin der Religion der Zeugen
Jehovas.

Passend dazu griffen die extremeren kirchlichen Gruppierungen im Lande diese
Gesundheitskrise als willkommenen Anlass auf, um die Geschehnisse als „Strafe
Gottes“ darzustellen. „Das Ende ist nah“ las ich nicht nur an den
entsprechenden Gotteshäusern, sondern ich traf hin und wieder auch Menschen
an, die das tatsächlich auf offener Straße vor sich hin murmelten. Alle
möglichen Gruppierungen versuchten sich in dieser Zeit eine Scheibe von der
Katastrophe abzuschneiden, die nach meiner Meinung noch nicht einmal
eingetreten war und voraussichtlich auch nicht eintreten würde.

Der Schachzug

Der nicht vorhandene Ausstiegsplan für die Maßnahmen nahm langsam schemenhafte
Formen an. Es war ganz ähnlich wie in den klassischen Kriegen, wo von
Truppenabzug gesprochen wurde, aber im Gegenzug gleich wieder neue Truppen
hineingeschickt wurden. Einige Geschäfte jenseits der Grundversorgung durften
nun wieder öffnen. Zwei Menschen, die nicht demselben Haushalt entstammten,
durften sich unter freiem Himmel auch ohne sozialen Abstand wieder begegnen.
Der Gegenzug war, dass nun in den Geschäften und in öffentlichen
Verkehrsmitteln eine Maskenpflicht eingeführt wurde. Nase und Mund mussten
vollständig bedeckt werden.

Schon in meinem Arbeitsumfeld hatte ich von den glühendsten Verfechtern der
Kronenpropaganda in den letzten Tagen vermehrt vernommen, dass „die Menschen
immer noch nicht verstanden“ hätten. Es würden immer noch nicht genügend
Menschen freiwillig Masken im Supermarkt tragen. Da kam diese Maskenpflicht
nun natürlich nur folgerichtig, nachdem die Regierungspropaganda noch einen
Monat zuvor von der Nutzlosigkeit selbst der meisten besseren medizinischen
Masken sprach. Doch hier herrschte offenbar eine Art „Doppeldenk“ wie im Roman
„1984“, welches dort wie folgt beschrieben wird: „Doppeldenk: bedeutet die
Fähigkeit, gleichzeitig zwei einander widersprechende Überzeugungen zu hegen
und beide gelten zu lassen“.

Das religiös anmutende tragen von Talismannen war also nun von der Regierung
zur Pflicht erhoben worden. Dazu passend mussten es

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