Mein grosser gelber Regenschirm - Page 3

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alle für Mama und mich. Und es ist mir niemand böse, wenn ich fast alle alleine esse. Die Fischli schwimmen einfach in meinen Bauch hinein!
Gegen Mittag will Mama nach Hause. Es regnet nicht mehr. Den Regenschirm lasse ich also zu. Ich bin ein bisschen müde vom vielen Spielen. Der Regenschirm wird zu meinem Gehstock wie Opa einen hat. ,,Multifunktional’’, kommt mir in den Sinn. Ein Wort, das Mama sagt. Ich verstehe es zwar nicht ganz, aber es gefällt mir und es passt zu meinem schönen, grossen gelben Schirm.

Schatzsuche

Am Nachmittag gehe ich zum Bach neben unserem Haus. Es ist ein kleiner Bach, aber nach dem Regen hat er viel mehr Wasser als sonst. Ich nehme meinen Regenschirm und einen Abfallsack mit. Ich habe Mama wegen dem Sack gefragt. Jetzt bin ich nämlich ein Umweltschützer, wie mein Papa. Ich weiss, was das ist. Ein Umweltschützer hilft, dass die Natur gesund bleibt. Das will ich auch. Darum werde ich am Bach den Müll einsammeln. Und wenn es geregnet hat, gibt es immer mehr davon. Es wurde angeschwemmt.
Mein Regenschirm hilft mir den Müll zu finden. Er hat eine Spürnase und wenn er etwas gefunden hat, bewegt er sich hin und her. Mit ihm finde ich ganz schnell einen Plastiksack im Gebüsch und eine PET-Flasche zwischen den Steinen. Beides tue ich in den Beutel. Im Sand sehe ich Zigarettenstummel. Die lasse ich aber liegen. Ich will sie nicht in die Hände nehmen. Ich finde sie ganz eklig. Papa hat gesagt, dass Zigarettenstummel wegzuwerfen superdreckig ist.
Plötzlich bewegt sich mein Schirm ganz fest. Er hat im Wasser etwas Besonderes aufgespürt. Ich schaue nach. Da glänzt etwas. Ich mag glänzende Sachen! Ich hole es heraus. Es ist aber nur ein Bierdeckel. Schade! Ich dachte, es wäre vielleicht ein Schatz. Darum höre ich auf, ein Umweltschützer zu sein. Ich will Schatzsucher sein. Das ist zwar schwieriger, aber am Schluss hat man vielleicht etwas Schönes.
Am Bach finde ich keinen Schatz. Ich glaube, dass hat damit zu tun, dass es dort keine Piraten gibt. Der Bach ist viel zu klein für ein richtiges Piratenschiff! Ich werde anderswo einen Schatz finden. Beim Abendessen erzähle ich Mama und Papa davon. Später bringen sie mich wie immer ins Bett. Heute bin ich ein Feuerwehrmann, ein Umweltschützer und ein Schatzsucher gewesen. Mir geht es gut!
Am nächsten Morgen als ich den Regenschirm aufmache, fällt ein Stück Papier heraus. Ich schaue es mir an. Es ist eine Schatzkarte! Aufgeregt gehe ich zu Mama und erzähle, was ich gefunden habe. ,,Jetzt ist es einfacher einen Schatz zu finden’’, sagt Mama. Sie hat recht. Sie schlägt vor, dass ich Kim fragen soll, ob er mir dabei hilft. Das ist gut. Vielleicht können wir sogar seine Feuerwehrleiter brauchen, wenn der Schatz zum Beispiel auf einem Baum versteckt ist.
Als Kim bei mir ist, schaut er sich die Karte genau an. Er kann ein bisschen Lesen. ,,S p i e l p l a t z’’, sagt er. Daneben ist eine Schaukel gezeichnet. Wir gehen also dorthin. Und wir finden tatsächlich bei der Schaukel einen zweiten Zettel. Wir staunen, dass er die ganze Zeit dort gewesen ist und kein anderes Kind ihn früher gesehen hat. Er ist nämlich nicht gut versteckt.
Auf dem zweiten Zettel ist die Kletterwand drauf gezeichnet. Sofort rennen wir dorthin. Aber wir finden keinen neuen Zettel, obwohl wir überall schauen. Bei jedem einzelnen Griff zum Klettern. Jetzt wissen wir nicht mehr, was wir tun sollen! Ratlos setzen wir uns vor die Wand auf dem Boden und überlegen. Plötzlich kommt es mir ihn den Sinn: Wir haben nicht hinter der Wand geschaut! Ja, und dort finden wir wirklich ein Stück Papier. Weit oben. Kim muss mich hochheben, damit ich ihn runterholen kann. Auf dem steht meine Adresse. Die kann ich lesen, auch wenn ich sonst noch nicht lesen kann. Die Piraten waren also früher mal bei uns. Warum haben das Papa und Mama mir nie erzählt! Wir rennen ganz schnell zu mir nach Hause. Wir spüren, dass wir den Schatz bald gefunden haben, und sind ganz aufgeregt. Vor der Haustüre finden wir einen Pfeil aus kleinen Ästen. Dem folgen wir. Wir sehen einen zweiten und dritten Pfeil. Wir können es kaum erwarten, den Schatz zu finden. Was der Schatz wohl ist?
In der hintersten Ecke des Gartens finden wir eine Schachtel in der Erde. Nur eine Ecke schaut heraus. Mit den Händen buddeln wir sie aus. Drin sind zwei wunderschöne Figuren. Eine ist Merlin, der Zauberer, und die andere ein Feuerwehrmann. Kim will sofort den Feuerwehrmann haben. Der Zauberer Merlin ist für mich. Ich habe ihn mir schon lange gewünscht. Merlin hat einen glänzenden Zauberstab in der Hand. Er gefällt mir so gut! Und ich weiss jetzt auch, dass Mama heimlich ein Pirat ist.

Wünsche

Seit ich die Figur des Zauberer Merlins habe, spiele ich gerne Zauberer. Einen Zauberstab habe ich zum Glück auch – meinen Regenschirm. Sonst wäre ich kein richtiger Zauberer. Ich verwandle damit alles. Die Waschmaschine wird zum knatternden Motorrad. Die Badewanne zum Flugzeug.
Dolly meint heute, dass ich ihr auch einen Wunsch erfüllen soll. Nicht nur mir selber. Sie hat recht. Ich frage sie, was sie denn haben möchte. Sie will mit Kauz eine Schiffsreise machen. Oh, das ist gar nicht so einfach. Da muss ich mein Zauberbuch holen. Zuerst finde ich es nicht. Mama benützt es nämlich immer zum Telefonieren. Es ist ein Zauberbuch mit Zahlen. Ich mag Zahlen lieber als Buchstaben. Ich kenne bereits alle Zahlen! Jetzt muss ich nur noch die richtige Zauberzahl finden und dann die Zahl mit einer tiefen Stimme wie Merlin aussprechen, damit es funktioniert. 078 567 …! Der Regenschirm öffnet sich und dreht sich um. Jetzt ist er ein Schiff. Dolly und Kauz können einsteigen. Für mich hat es leider keinen Platz, dafür bin ich zu gross. Sie fahren auf dem Fluss bis ans Meer. Ich bin ein bisschen traurig, dass ich nicht mitkann. Sie erzählen mir aber nachher alles. Das ist auch schön!
Ich habe gemerkt, dass es schön ist, für andere zu

In der Schweiz gibt es das ß nicht, nur ss oder s.

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