In ein Gespräch vertieft mit einem chinesischen Dichter, dessen Lyrikband wir zweisprachig in einem Schuber herausgeben, vergesse ich die Zeit und verspäte mich. Die Mitarbeiter erwarten mich bereits ungeduldig. Entschuldigend schaue ich in die Runde – und dann auf die Badewanne mitten im Raum. Wie gern hätte ich jetzt ein Bad genommen! Doch daraus wird nichts. Ein Grafiker redet unablässig in einer Art Geleier vor sich hin. Die Stimmung ändert sich, alle wirken enttäuscht, irgendwie. Dann, etwa nach einer Stunde seit Beginn seiner Klage über die Abhängigkeit von der Arbeit, unterbreche ich ihn. Meine Situation unterscheidet sich wesentlich von seiner. Ich stehe kurz vor dem Lebensende, denke ich erleichtert.
Standpunkt
von Monika Jarju
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- Autorin/Autor: Monika Jarju
- Prosa von Monika Jarju
- Prosakategorie und Thema: Kurzgeschichten & Kurzprosa
Kommentare
Hab auch 'ne Wanne mitten im Zimmer hier -
In die füllt Krause grade Bier ...
LG Axel
Der letzte Satz, liebe Monika, wirkt wunderbar nach, bei allem Elend. Und insgesamt gesehen, sehr schöne Zeilen.
Liebe Grüße
Soléa
In der Wanne, mit einem gefüllten Glas aus der Kanne.
Sehr gerne gelesen.
HG Olaf
Ich stehe zwar noch nicht kurz davor - hoffentlich -
aber auch mir ist der Rest meines Lebens zu schade für jegliche Klage.
Ich sehe mich in voller Montur in die Wanne steigen,
laut seufzen und die Welt Welt sein lassen.
Welch ein erhabenes Gefühl!
Vielen Dank!
LG Britta
Herzlichen Dank an Axel, Soléa, Britta und Olaf!
Viele schöne Herbstgrüße, Monika