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24. bis 30. Januar 2010
Ein zweiter Besuch in Sydney - nach dem ersten 2006 - war eigentlich nicht vorgesehen. Wie es dennoch dazu kam, beschreibe ich im Bericht
literatpro.de/prosa/091016/au-2010-01-reiseplanung-aunz
Der Flug von Singapur nach Sydney dauerte ca. acht Stunden. Das sind gefühlte acht Stunden weniger als der 12-Sunden-Flug von London nach Singapur. Sofort beim Betreten des Terminals nach der Landung in Sydney um 11:10 Uhr am Sonntag den 24. Januar wurden wir wieder gewahr, dass der Flughafen in Singapur eine positive Ausnahme ist. Wie die meisten internationalen Flughafenterminals großer Städte ist der von Sydney zu eng und damit nicht sehr kundenfreundlich. Außerdem wird man neuerdings auf dem Weg zur Gepäckausgabe und Ankunftshalle durch diverse Tax-free-shops geschleust, was Nerven kostet wenn man es eilig hat.
Gullan, meine Frau, war eigentlich reif für einen Toilettenbesuch, wollte aber bis zur Ankunfthalle aushalten. Bis dorthin mussten wir an drei Stationen Schlange stehen und unsere Einreiseformulare und Pässe vorzeigen. Wir hatten den Eindruck, dass mehrere Jumbos nahezu gleichzeitig mit unserem gelandet sein müssen.
Diesmal kam jedoch zum Glück kein Kontrollant, der seinen Hund an unseren Koffern schnuppern ließ, um ev. darin befindliche Früchte aufzuspüren (das Einführen biologischer Dinge aller Art ist streng verboten). Einmal reagierte so ein Hund an unserem Gepäck auf Apfelgeruch. Die Äpfel hatten wir allerdings schon am Tag vorher gegessen. Die ausgebildeten Hunde riechen das trotzdem, bekommen von Herrchen eine Belohnung ins Maul gesteckt, bevor dieser dann eine gründliche Kontrolle des Gepäcks durchführt.
Hier mache ich einen Sprung direkt zu unserer Wohnung, die wir für eine Woche zur freien Verfügung hatten. (Gratis, der Wohnungstausch macht's möglich.) Die nächsten zwei Stunden beschreibe ich in einer separaten Erzählung, da diese zwei Stunden etwas außergewöhnlich waren. Siehe Link:
literatpro.de/prosa/010318/ungemuetlicher-empfang-in-sydney
Es handelte sich um eine 3-Zimmer-Wohnung in einem Haus mit drei Wohnebenen, unsere Wohnung lag auf der Parterre. Das Wohnzimmer bildete mit der Küche eine Einheit. Sie waren getrennt durch eine Arbeitsfläche mit Schubladen. Eine Glastür führte auf die kleine Terrasse. Das große Schlafzimmer hatte ein Queensbed (sehr breites Doppelbett mit einer durchgehenden Matratze, nichts für mich) und eine Schrankwand mit Spiegel-Schiebetüren. Das dritte Zimmer war ein unordentliches Büro. Schreibtisch, Schrank und ein Teil des Fußbodens waren mit allerlei Papieren und CDs bedeckt und gefüllt. Aber es gab auch ein einfaches Zimmer mit einem Bett mit schlechter Matratze. Dies wurde mein Schlafzimmer. Gullan hatte, wie schon öfter, das "Mainbedroom" für sich allein. In der Toilette gab es eine Dusche aber keine Waschmaschine. Es ist üblich, dass man die Bettwäsche wäscht, bevor man die Wohnung/das Haus wieder verlässt, falls man Zeit dazu hat. Eine Informationsschrift sollte in der Küche liegen, wir sahen aber keine. Ein versprochener Anruf des Wohnungsbesitzers kam nicht und wir konnten ihn telefonisch nicht erreichen. Die Wohnung war ansonsten sauber und in einem guten Zustand. Wir wussten, dass der Besitzer sie erst vor kurzem gekauft hatte. Die Möblierung war einfach und sah benutzt aus.
Durch die Fenster sahen wir die Straße mit einem breiten, parkähnlichen Grünstreifen. Dahinter war dann der Strand, den wir zwischen den Bäumen schwach erkennen konnten.
Es war Sonntagnachmittag, auf der Straße war ziemlich viel Verkehr und auf dem Grünstreifen waren viele Leute, eine riesige Picknickgemeinde. Uns gegenüber auf der anderen Straßenseite war ein Restaurant, alle Tische im Freien waren besetzt. Wir saßen am Tisch mitten im Wohnzimmer, waren müde und hungrig. Ich sah Gullan an und sagte nicht sehr begeistert: "Wir haben auf alle Fälle die beste Stelle auf diesem Campingplatz".
Wir beschlossen, einen kleinen Spaziergang zu machen, die Einkaufsmöglichkeiten zu erkunden und im Restaurant etwas zu essen. Auf der Straße sprachen wir einen Mann an. Er beschrieb uns den Weg zum nächstgelegenen Supermarkt "Cooles" auf der Ramsgate. Der Spaziergang dorthin dauerte 10 Minuten. Wir gingen entlang der verkehrsreichen Straße, aber nur dieses erste Mal. Der Weg zu Cooles entlang des herrlichen Strandes war nur wenig länger aber viel schöner. Durch den breiten Grünstreifen merkte man nchts vom Verkehr. Wir kauften unsere üblichen Grundnahrungsmittel: Brot, Früchte, Wasser, Nescafé, Käse und Tomaten. Auf dem Rückweg kauften wir in Steves Coffee Bar bei uns gegenüber Fish and chips, was normalerweise immer eine sichere Bank ist. Die Tische sahen nicht sehr einladend aus. Wir beschlossen, in unserer Wohnung zu essen. Wir waren von diesem Essen nicht sehr begeistert. Steve musste auch in Zukunft ohne uns auskommen.
Wir sahen einen Mann auf dem Rasen vor unserer Wohnung vorbeigehen. Er kam zur Terrassentür und stellte sich vor. Er hieß Jeffery und wohnte hier im Haus im dritten Stock. Er hat eine Brieftasche gefunden und fragte, ob es vielleicht unsere sei. Dies war nicht der Fall. Er war wohl nur neugierig auf die neuen Nachbarn, die mit Alarmgetöse eingezogen waren. Wir fragten ihn, ob heute ein besonderer Tag sei weil so viele Leute am Strand sind. Seine Antwort: Es war kein besonderer Tag. Sydney ist eine große Stadt und die Menschen in Australien lieben es, sich am Wochenende mit der ganzen Familie am Wasser aufzuhalten und zu picknicken. Wir wussten das eigentlich, hatten das aber noch nicht in einer der großen Städte in Australien erlebt. Sydney ist auch eine Ausnahme: nirgendwo sonst gibt es so viele Strände im Stadtgebiet wie hier. Der Nachbar erzählte auch, dass Übermorgen, Dienstag, noch viel mehr los sein wird. Dann wird Australia Day gefeiert, ein großer Feiertag hier.
Wir wollten etwas fernsehen, das Tennisturnier Australian Open in Melbourne war im Gange. Große Tennisereignisse verfolgen wir gern im Fernsehen. Die tolle Anlage in Melbourne kennen wir von unserem Besuch dort 2008. Der kleine Fernseher hatte vier Kanäle zur Auswahl. Einer davon nur in schwarzweiß: der mit den Tennisübertragungen. Es wurde kein langer Abend. Der erste Tag hier in Sydney, Dollspoint war für uns zu Ende. Er war etwas mehr irritierend als der erste Tag an einer neuen Stelle normalerweise ist. Wir wussten aber aus Erfahrung, dass schon der nächste Tag die Wende bringt, wenn Routine und Entdeckerlaune einkehren.
Der nächste Tag begann dann auch mit der üblichen Routine: Ich stieg zuerst aus dem Bett, Badezimmer, kurzer Zwischenstopp in Gullans Erster-Klasse-Schlafzimmer, Anziehen (Unterhose, kurze Hose, T-Skirt, Sandalen) und raus in die herrliche Wärme um frische
© Willi Grigor, 2010 (Rev. 2016)
Über die ersten zwei turbulenten Stunden nach der Landung lesen Sie hier:
literatpro.de/prosa/010318/ungemuetlicher-empfang-in-sydney