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wie verletzt das klingt. Dann nehme ich die zwei Flaschen Merlot vom Rücksitz, steige aus und laufe schnell zum Haus. Noch bevor mir Nina mit dem Schlüssel gefolgt ist, klingle ich, damit Margot mir aufmacht.
In Ninas Museum riecht es jetzt nach gutem Essen. Als ich weiter hineingehe und die Tür hinter mir offen stehen lasse, zieht von der ebenfalls offenen Terrassentür her ein heftiger Luftzug durchs Haus, angeschürt vom Wind draußen, der jetzt stärker geworden ist. Er treibt erst mal den ganzen Duft hinaus, Nina entgegen, die gerade hereinkommt. Und fast im gleichen Moment fängt nun auch das Mobile in ihrem Wohnzimmer an zu klingen. Der Ton unterstreicht, ganz wie ich mir das vorgestellt habe, ihre Stimme, als sie gerade Margot begrüßt. Dann fällt die Tür wieder ins Schloss, das Mobile kommt zur Ruhe und wir treffen uns alle drei in Ninas Küche. Dort steht Margot ein bisschen aufgelöst über zwei Pfannen. Sie empfängt uns wie eine Mutter ihre heimkehrenden Kinder. Wo wart ihr denn so lange? Habt ihr was Gutes eingekauft? Und: Wars schön im Cabrio? Ja, sagen wir zu allem und Nina nickt noch dazu, während ich mir mit den Fingern etwas aus der Gemüsepfanne hole. Es schmeckt so gut, wie es riecht.
Der Tisch ist schon gedeckt, also entkorke ich den Wein. Nina hat sich gleich hingesetzt. Aber als ich ihr einschenken will, deckt sie ihr Glas mit der Hand ab.
Margot greift dagegen gleich nach dem vollen Glas, das ich ihr hingestellt habe, kaum hat sie die Pfannen und einen Topf auf dem Tisch abgestellt. Sie prostet uns zu und trinkt den Merlot fast so schnell, wie Nina das Mineralwasser, das sie sich inzwischen eingeschenkt hat. So kommt sie auch gleich ins Reden. Erzählt von Ninas Vater, der noch vor ein paar Jahren mit am Tisch gesessen hat. Bemerkt dabei wohl nicht, dass sich in Ninas Gesicht jetzt doch etwas bewegt. Wechselt erst das Thema, nachdem sie sich nachgeschenkt hat und auch das zweite Glas schon fast leer ist. Es gibt da bei mir so einen Drang, andere zu verwöhnen, beichtet sie uns. Wenn ihr wüsstet, wie gern ich für euch gekocht habe. Seit meine Kinder nicht mehr bei mir wohnen, fehlt mir, was das Kochen für andere angeht, einfach was. Und dann erinnert sie sich, für wen sie in ihrem Leben sonst schon regelmäßig gekocht hat. Es fallen ein paar Männernamen, zu denen Nina nickt. Dann hält Margot auf einmal wieder ihr Glas prostend in die Höhe und sieht mir ins Gesicht: Du bist endlich einer, der mich genießen kann. Und dann schaut sie, noch immer mit ihrem Weinglas in der Hand von mir zu Nina und wieder zurück
Später sitzen wir wieder im Wohnzimmer zwischen den lila Kissen gleich neben der noch einen Spalt breit offen stehenden Terrassentür. Durch den Wind ist die Luft draußen jetzt abgekühlt, ich spüre sie hereinziehen, aber von einem Gewitter ist nichts zu hören und nichts zu sehen, auch das Mobile bleibt wieder still.
Während wir so sitzen und alle ein bisschen träge geworden sind, selbst Margot erzählt jetzt weniger, streicht auf einmal die Katze, die ich schon am Nachmittag gesehen habe, herein. Ich erkenne sie sofort wieder. Oskar!, ruft Nina da im schönsten Klang ihrer Stimmbänder. Der Kater springt aufs Sofa, klettert erst auf die Lehne hinter Ninas Kopf, dann auf ihren Schoß. Ninas Hände streicheln ihn, wühlen in seinem Fell und legen sich in seinen Nacken. Er dreht sich, streckt die Beine in die Luft und Ninas rechte Hand fährt über seinen Brustkorb zu seinem Hals. Sein Schnurren klingt bis zu mir herüber, er liegt mit geschlossenen Augen da und leckt, während er die Vorderpfoten über seinen Kopf legt, ein wenig die Hand, die ihm so viel Gutes tut. Nina schaut ihm entzückt zu.
Margot scheint diese Szene zu langweilen, denn sie gähnt künstlich und sagt: Ich glaube, wir sollten noch ein bisschen schlafen. Dabei lehnt sie unter dem Tisch ihren Unterschenkel gegen meinen. Sofort steht Nina auf, so dass der Kater erschreckt zusammenzuckt und seinen Kopf hebt. Verständnislos beobachtet er, wie sie die Gläser auf dem Tischchen vor dem Sofa zusammenstellt. Zu Margot sagt sie: Wer gekocht hat, muss nicht aufräumen. Also greife ich schnell nach den leeren Flaschen und mache mich auf den Weg in die Küche. Margot gähnt noch einmal, fasst an die Sofalehne, um sich aus ihrem Sitzplatz zu ziehen und geht dann langsam in Richtung Treppe zum oberen Stockwerk. Das ist lieb von euch, sagt sie noch und wünscht Nina eine gute Nacht.
In der Küche riecht es jetzt schal. Nina macht sofort das Fenster weit auf und lässt einen Schwall kühle Luft herein, der die Küchentür zuweht. Dann sind ihre Hände überall gleichzeitig und schaffen Struktur. Schon gleich beim Hereinkommen hat sie wohl einen Plan entwickelt. Mir gibt sie knappe Anweisungen. Ich gehe im Vergleich zu ihr aber eher dilettantisch vor. In erster Linie konzentriere ich mich auch darauf, sie beim Wischen, Räumen und Aufkehren immer wieder zu berühren. Jedes Mal entschuldigt sie sich höflich, als hätte sie mich angerempelt. Als wir mit allem fertig sind, wartet sie, die Hand schon am Lichtschalter, bis ich in den Flur hinausgegangen bin. Dann lächelt sie mir noch ihr breites Lächeln zu und geht schnell in die Richtung davon, in der ihr Schlafzimmer liegen muss.
Als ich oben im ersten Stock die Tür öffne, leuchten mir gleich Margots Brüste entgegen. Sie sitzt aufrecht an die Wand gelehnt im Bett und liest. Als sie mich sieht, legt sie ihr Buch weg und lächelt mir liebevoll entgegen. Wie rührend sie ist, denke ich und setze mich neben sie. Ihr Lächeln wird noch liebevoller und sie lässt ihren Oberkörper von der Wand ganz in die Horizontale sinken. Ihre Brüste fallen ein wenig nach rechts und nach links neben ihren Brustkorb, sehen aber immer noch voll aus, als wären sie ein Indikator für ihre Gefühle. Sie schiebt die Decke bis unter ihren kahlen Hügel und führt meine Hand. Ich sehe Ninas Hände im Fell des Katers, während Margot schließlich, als