Der größte Hereinleger aller Zeiten!

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von Alf Glocker

Gott ist der größte Hereinleger aller Zeiten! Schon gleich nach dem Tohuwabohu hat er den Teufel hereingelegt, der mit seinen revolutionären Bestrebungen von der Gleichheit der ersten Überwesen scheiterte, denn Gott brachte die anderen Engel alle auf seine Seite und erfand für Luzifer, den Lichtbringer, einen Ort, wo sich in Zukunft alle aufhalten sollten, die, kurz nach ihrer Erschaffung, aufbegehren wollten. Derlei Gesindel kann man hierzuuniversen eben nicht gebrauchen.

Dann, als Gott fortfuhr, eine Schöpfung genau nach seinen und nicht nach Luzifers Vorstellungen zu gestalten, legte er Adam und Eva herein, indem er ihnen Erkenntnis von einem Baum versprach, dessen Äpfel quasi durch seinen Zorn vergiftet waren. So hatte er gleich einen Grund, die beiden aus dem Paradies durch seinen Bodyguard Michael hinauswerfen zu lassen. Michael ist ein schöner Name.

Und so ging es munter weiter. Die erotische Anziehung von Eva ausnutzend, verdonnerte er Adam dazu über sie herzufallen, damit ein Kind gezeugt werde, das mörderische Eigenschaften besaß: Kain. Und Kain gab er einen Bruder, der ihm in allen intellektuellen Angelegenheiten weit überlegen war. Das hob Gott noch schlau durch den Rauch der Opferfeuer hervor! Kain fiel herein und ließ Abel nicht mehr lebendig sein ... nein!

Und genau dieses „Nein“ begleitete nun sämtliche Nachkommen Kains aufs Schlimmste. Immer wenn sie etwas anstrebten, sagte Gott „nein!“. Und sie begriffen, daß sie ihm nichts recht machen konnten. Luzifer versuchte ihnen vergeblich zu helfen, indem er alles daransetzte, möglichst viel Macht unter die Leute zu bringen. Doch Gott brachte als Gegengewicht die Ohnmacht zur Geltung, denn die galt für alle!

Die wenigen, die er nicht hereinlegte, weil er sie nicht hereinlegen wollte, das waren die Leute ohne Charakter, denen er die Aufgabe zuwies, sämtliche Ohnmächtigen der Welt, also die überwiegende Mehrheit, gründlich zu verarschen. Das gefiel Gott und den Engeln in der Höhe und sogar dem ehemaligen Engel in die Tiefe so sehr, daß es ewig bei diesem Spiel bleiben sollte, denn so lernten sogar die Dümmsten dazu ... allerdings erst, wenn sie starben!

Von Ewigkeit zu Ewigkeit herrscht nun schon das große Hereinlegen unumschränkt. Durch nichts ist es aufzuhalten, denn niemand möchte sich damit aufhalten etwas zu hinterfragen, was nicht hinterfragt werden möchte, sondern bei sichtbaren Anfängen des Hinterfragens anfängt uns hereinzulegen! Denn, so dumm die Menschen auch sind, eines hatten und haben sie stets schnell kapiert: Einer, der andere hereinlegen kann, ist seeehr weise!

Das Hereinlegen ist eine geradezu göttliche Eigenschaft! Wer es kann, der ist in der glücklichen Lage, sich jeden Tag, den Gott werden lässt, seine Überlegenheit gegenüber den Hereingelegten zu beweisen. „Was, mein Herz, begehrst du mehr?“ würde der Dichter sagen, wenn er nicht in nicht hereingelegten Ausnahmefällen, etwas dichter wäre als erlaubt ist, in einer Welt, einem Kosmos der Hereingelegten und des leidenschaftlichen Hereinlegens!

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