Der beginnende Wahnsinn in 365 Schritten / 125

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von Alf Glocker

125. Schritt

Man kann viel machen, in diesem Bereich, der „Leben“ genannt wird. Sinnvolles und weniger Sinnvolles. Am sinnvollsten ist es, etwas zu tun, das allen nützt – eine Straße bauen z.B. Oder ein Haus, am besten gleich einen Wolkenkratzer! Da ist der Aufwand am größten. Die schönsten Berufe sind „Baumeister“, „Flugkapitän“*, „Kardinal“ oder Geflügelzüchter, wobei es von Vorteil ist Massentierhaltung auf kleinstem Raum zu betreiben! Auch „Lobbyist“ im Rahmen einer Abgeordnetentätigkeit zu sein ist ehrenvoll. Es wären noch viele tolle Aufgabenbereiche zu nennen, in denen sich ein tüchtiger Mensch auf sinnvolle Weise bewähren kann, aber kommen wir lieber wieder zum Thema zurück – wir wissen jetzt, worauf es ankommt: sich selbst möglich hervorzuheben und währenddessen Schäden anzurichten, die das Schicksal für uns vorbereitet hat. Denn wer anders handelt, wird ganz einfach übersehen! Protagonisten werden gebraucht, nicht Drückeberger!

Beschäftigen wir uns ausnahmsweise, protesthalber, einmal mit dem am wenigsten Sinnvollen, das man machen kann, dem Betrachten, dann werden wir sehr bald begreifen, warum das so gefährlich ist. Greifen wir uns dafür – warum auch nicht?! – eine der seltsamsten Figuren aus der Weltgeschichte heraus, die man sich nur vorstellen kann: Adolf Hitler! Einen Menschen also, der vermutlich, aus seiner Sicht, ganz besonders sinnvoll vorgehen wollte. Wie er – allerdings ist noch fraglich von wem – dabei unterstützt wurde ist sagenhaft…

Zuerst war da dieser Aufnahmeantrag zur Kunstakademie. Er wurde abgelehnt. Wäre er angenommen worden, dann wäre der „gute“ Mann vielleicht nur Porträtmaler geworden und hätte gerade so, wenn überhaupt, eine Familie fast nicht ernähren können. Aber da stoßen wir schon auf das 2. Problem: die Frau dafür kam ja nicht! Das einzige Mal, bei dem eine Frau zunächst positiv auf ein Angebot zum Rendezvous reagiert hatte, ging für A.H. schlecht aus. Sie ließ ihn einfach, samt seinem Blumenstrauß an einer Litfaßsäule stehen, wodurch es niemals zu einer Familiengründung kam. Der Mann muss sich gesagt haben: da muss ich wohl vorher die Welt erobern, bevor ich eine Frau kriege.

Das war nicht ganz falsch, denn manche Frauen haben durchaus auch Ansprüche: sie nehmen grundsätzlich nur Männer, denen zumindest ein lukrativer Anteil der Welt gehört. Natürlich hätte es auch irgendeine asoziale Schlampe getan, aber so begeistert vom Familiengründen war A.H. dann wahrscheinlich auch wieder nicht. Jedenfalls entschloss er sich, völlig widersinnig, in die Politik zu gehen – das war das Fach, von dem er am wenigsten Ahnung hatte. Aber von Frauen hatte er, zugegeben, genauso wenig. Und schon kamen Leute, die sich in so etwas wie eine Betrachtung vertieft hatten, auf den Gedanken, diesen Unhold beseitigen zu wollen.

Kurioserweise gelang das nicht! Was bei völlig unschuldig veranlagten Leuten oft aus dem Stehgreif gelingt, schlug bei Hitler einfach fehl – und zwar enorme 38 Mal (wenn man alle Versuche zusammenrechnet). Das ist doch eine Betrachtung wert – oder nicht? Aber Hitler war nicht der einzige, der einen ganz besonderen Schutzengel hatte. Die Liste wäre endlos lang, auf der all diese „wundervollen“ Gestalten stünden, die der Menschheit solche „segensreichen“ Denkgeschenke, wie beispielsweise den 2. Weltkrieg ermöglichten. Da könnte man schon ins Grübeln geraten. Oder anders formuliert: man braucht schon einen sehr starken Glauben um nicht auf der Stelle hinter sämtlichen Ereignissen den Teufel höchstpersönlich zu vermuten, während der so oft und so gern zitierte „Liebe Gott“ den Fortgang seiner Schöpfung zu verschlafen scheint.

Was sollen nun aber Menschen machen, die nicht abergläubisch sind und keinen Messias haben, an den sie sich halten können? Die „Betrachtung“ wird ihnen nicht weiter helfen! So sie es doch tun, dieses unsachgemäße und unanständige Betrachten, sind sie in höchstem Maß resignationsgefährdet. Am besten wird es dann sein, sie geben das Betrachten ganz einfach schnell wieder auf, ergreifen die Gelegenheit beim Schopf und reihen sich ein, in einen Ablauf, dessen Ausgang umso attraktiver ist, je ungewisser er sich anfühlt – er muss nur irgendwie finanziell vielversprechend sein.

Sowas gibt es aber überall auf der Welt. Man muss nur gewissenhaft suchen. Es kommt halt auch auf die Gegend an, in der man sich befindet. Nicht überall werden z.B. verbeamtete Gedankenkünstler gebraucht! Dafür gibt es andere Tätigkeitsbereiche, in denen man sich nützlich machen kann. In Südamerika wäre das momentan noch der Job eines Waldarbeiters bei der Regenwaldrodung, in Afrika vielleicht Betreiber einer Diamantenmine, der seinen Arbeitssklaven die Hände abhacken lässt wenn sie auch mal was vom Leben haben wollen.

Kurz gesagt: es gibt unendlich viele Bereiche, in denen sinnvolle Tätigkeiten locken, die uns, insgesamt gesehen, enorm weiter bringen können. Überall ist es jedoch wichtig, sich unbedingt an dem zu orientieren, was Eindruck macht und vor allem: Familien am Leben erhält! Packen wir’s an und vergessen wir, um Himmels Willen nicht, daß wir alles tun dürfen – alles, bis auf eines… Lassen wir die Finger vom Betrachten! Das schafft nur Feinde, nützt keinem Betrieb, Staat, keiner Institution, ja, nicht einmal der Liebe! Und was ist das schon, eine „Betrachtung“? Schließlich kommt es immer auch, oder sogar vor allem, auf den Betrachter an!

*Wer sich jetzt fragt, was für einen Schaden ein Flugkapitän anrichtet, der sollte sich mal ansehen wie viel Atemluft so ein Flugzeug verbraucht – was an sich ja nicht so fürchterlich wäre, wenn wir andererseits umsichtig Urwaldpflege betreiben würden…die Zusammenhänge sind ausschlaggebend.

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