Den ganzen Tag schon habe ich Atemprobleme, so, als würde ich mehr Luft aufnehmen als abgeben. Gegen Abend sind die Lungen fast schmerzhaft über-füllt.
Wenn ich nicht diesen Artikel zu schreiben hätte, wäre ich gar nicht hier.
Ich habe keine Lust, nach der Rebirthing-Sitzung auch noch an der Bewegungsmeditation teilzunehmen, möchte mich am liebsten in eine Ecke legen und schlafen.
"Tu das, aber bleib' nicht dabei. Schau nach einer Zeit, was kommt. Probier' was anderes." Dieses Anything-goes geht mir so auf den Geist!
Ich setze mich mit dem Rücken gegen den Matratzenstapel und bin dankbar für das schummrige Kerzenlicht.
Die Erkenntnis überfällt mich ohne Vorwarnung: Mein Gehirn ist in meinem Körper gefangen, es ist an ihn gekettet und möchte doch viel lieber frei und ohne Grenzen sein! Mein Körper als Ballast, die Kugel am Bein des Gefangenen. Und zusätzlich ist es noch in den Schädel eingesperrt, kann nicht nach oben weg, hat sich vor Freiheitssehnsucht schon ganz wund gerieben.
Jetzt ist mir klar, woher die penetranten Kopfschmerzen kommen, dass mein Gehirn alles tut, diesem Gefängnis zu entfliehen, den Ballast abzuwerfen, sich meines Körpers zu entledigen.
Diese neue Erkenntnis trifft mich mit aller Wucht und so schmerzhaft, dass ich mich der Tränen nicht erwehren kann. Sie fließen einfach aus mir heraus, voller Selbstmitleid. Aber ich weine nicht um meinen Körper, ich weine um mein armes, geknechtetes Gehirn, auch es selbst wiederum nur Gefängnis für mein Denken.
Die Gedanken sind nicht frei!
© noé/1992 Alle Rechte bei der Autorin
Kommentare
Wow!
Da ist so viel Wahres dran.
Einstmals ein (unbekannter) Dichter schrieb:
„Die Gedanken sind Brei!“ (Wer war der Typ?)
LG Axel
das bewegt mich.Aber alles, was ich sagen könnte,
würde irritieren.So schweige ich voller
Sympathie,im strengen Sinne des Wortes.
ulli