Ein Glück!

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von Heide Nöchel (noé)

Ein Glück!

„Ein Glück!“, der Höhlenforscher rief … Von allen Seiten prasselte das Stakkato des Echos auf ihn ein wie ein schlecht geprobter Kanon: "ai...ck...ück...ck...kkk...!" Die Höhle schien größer zu sein, als der Schein seiner Helmlampe reichte. War das jetzt gut - oder schlecht?
Er konnte die anderen nicht hören. Er war schneller gewesen, neugieriger vielleicht, vielleicht undisziplinierter, ja, OK. Oder auch nicht OK.

Wenn die Höhle groß genug war, hatte er auch mehr Luft. Das war positiv. Die anderen würden bestimmt schon auf der Suche nach Hilfe sein. Wenn er nicht so ungeduldig gewesen wäre, wäre der Steinschlag vor ihm niedergegangen und er wäre noch bei den anderen. Aber er wollte unbedingt weiter. Und das hatte er jetzt davon. Vor sich unerforschtes Gelände, hinter sich eine Mauer aus Geröll und in der Luft jede Menge Staub, der sich langsam legte.

Jedenfalls hatte er genug Wasser. Sein Handy lag mittendrin in dem Höhlenteich, direkt neben der Taschenlampe, da war kein Rankommen mehr. Hier unten hätte er wahrscheinlich sowieso keine Verbindung bekommen.

Aber die anderen würden sicher bald mit Hilfe zurück sein. Dass er so gar nichts hörte ...? Eigentlich müsste er doch schon Räumgeräusche hören oder Rufen!

"Hallo?", rief er jetzt und wartete den Hall der Höhle ab, seine aufgestellten Ohren waren jetzt ganz gespitzt auf den Geröllberg gerichtet. "Seid ihr da?" Wieder lauschte er. Er hörte nichts. In seinen Ohren rauschte es, aber ansonsten ... Der Widerhall verklang und es war nur das schmatzende Tropfen zu hören, das wohl den Teich gefüllt hatte im Laufe der Zeit.

Er wusste nicht, wie stabil der Geröllberg war. Sollte er versuchen, von seiner Seite her die Steine beiseite zu räumen? Aber es waren ziemliche Brocken dabei, die könnte er nie alleine bewegen. Und wenn dann alles in Rutschen käme und er die Situation schlimmer machte, als sie jetzt schon war?

Besser, er wartete noch ein bisschen. Unschlüssig blieb er stehen und schaute zwischen Geröllberg und Wasserfläche hin und her. Es war doch ziemlich feucht hier unten. Gut, dass er den Neoprenanzug unter dem orangenen Overall anhatte, so würde ihm wenigstens nicht so schnell kalt werden. Aber lange konnte es ja nicht mehr dauern, bis die anderen Hilfe geholt hatten. Er merkte gar nicht, dass er zwischen den Zähnen hindurch melodielos pfiff. Sie würden bestimmt bald kommen.

Die Drei auf der anderen Seite hörten ihn nicht rufen. Sie holten auch keine Hilfe. Das war aber nicht ihre Schuld, denn sie bildeten die unterste Schicht unter all dem Geröll.

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