Wie meine schnell entstandene und nicht unwichtige Idee zwei wichtigere ärztliche Untersuchungen, die bereits zweimal verschoben werden mussten, zum dritten Mal verschoben wurden, wobei ich meine - im Geist bereits ausgeführte - Idee wütend dort wieder zurückgab, wo ich sie fand.
Eine Dame vom Behandlungszentrum gab uns telefonisch die Mitteilung, dass die Daten unserer jährlichen Gesundheitsinspektion leider zum zweiten Mal geändert werden müssen. Meine zum 11. Januar 2022 und die von meiner Frau zum 13.
Am 10. Januar ging ich bei meinem Morgenspaziergang zum ersten Mal etwas näher an das provisorische Häuschen für die Covidtestung heran und las an einem Aushang, dass ein Selbsttest möglich und gratis ist. Wir sind dreimal geimpft und spüren keine Symptome.
Zu Hause angekommen sagte ich zu meiner Frau mit dem schönen aber seltenen Namen Gullan: Wäre doch nicht verkehrt, so einen Test einmal zu testen. Das linke Ohr meiner Lieben hört ein bisschen schwer, und ich spreche etwas leise. Ich dachte: "Ist ja auch nicht so wichtig." und ging zu meinem Computer, den ich auch nicht so gut verstehe.
Am 11. Januar, 15 Minuten vor 10, verließ ich die Wohnung um meine Gesundheitsinspektion hinter mir zu bringen. Leichter Hartschnee, nur -2 Grad Kälte und knappe 100 Meter zum Behandlungszentrum. Vor der kleinen Treppe zum Weg legte ich mich ungewollt einige Sekunden auf den weißen, eisigen Boden. Ich schaute nicht auf unser Fenster, Gullan steht bestimmt hinter diesem und schüttelt mit dem Kopf. Mit gespielter Vorsicht ging ich den kleinen Hügel hinab, sah das Covid-Testhäuschen, bekam urplötzlich eine Eingebung und nahm zwei Gratisselbsttests mit. ("Typisch Willi - schnell und unüberlegt!", könnte jetzt eine liebe Bekannte von mir sagen.)
Die Dame im Häuschen war freundlich, gab mir zwei Plastiktüten, die alles Erforderliche beinhalten. Die nette Dame, mit Mundschutz hinter der Gesichtsmaske, notierte unsere Namen und Personennummer. Sie zeigte mir den "Briefkasten", in dem ich die Selbsttests hineinlegen sollte. "Das Ergebnis kann etwas dauern." sagte sie.
Dann ging ich die wenigen Schritte weiter zum Behandlungszentrum. Mein eigentliches Anliegen war ja meine jährliche Gesundheitsinspektion. Zweimal wurde sie schon verschoben!
In dieser Covidzeit kann man aber nicht so einfach durch die Tür in das Gebäude gehen. Ein Meter vor der Tür ist ein Klingelknopf angebracht, auf den man drückt. Vor mir stand nur eine Dame, die sichtlich fror. Als sie endlich hinein durfte, ging ich einfach mit, stellte mich in eine Ecke in der kleinen Vorhalle und legte die blauen Plastikschuhschoner über meine leichten Stiefel. Dies ist üblich in Schweden bei Regen oder Schnee. Es ist kein Muss, aber wenn man fast 80 ist macht das vielleicht einen guten Eindruck auf das Personal, bilde ich mir ein.
Als ich an der Reihe war, nannte ich der Dame im "Vorzimmer" den Grund, weshalb ich da bin und gab ihr meine Personennummer. Sie ging zum Computer und stellte fest, dass ich ich bin. Damit bat sie mich, in das Wartezimmer zu gehen. Ich hatte aber noch die zwei Plastiktüten für die Selbsttests von mir und meiner Frau in der Hand. Ich zeigte ihr diese und bat sie, sie bei ihr ablegen zu dürfen, bis der weibliche Doktor mich wieder entlässt.
Genau in diesem Augenblick begann das Drama, in das die frierende Warteschlange hinter dem Klingelknopf mit hineingezogen wurde.
Die "Vorzimmerdame" zeigte sich deutlich überrascht: "Wenn du dir die Test hast geben lassen (in Schweden sagt jeder zu jedem du, mit Ausnahme der Königsfamilie), darfst du und deine Frau das Behandlungsgebäude nicht betreten, erst dann wenn die Selbsttests negativ sind.
Ich war geschockt. In einer Viertelstunde sollte ich bei der Doktorin sein. Ich erklärte der Dame, dass wir dreimal geimpft sind und keinerlei Symptome haben.
Die junge Dame, sichtlich verwundert: "Warum hast du dir den Test denn geben lassen?"
Ich spürte, dass ich in der Unterlage bin und sagte: "Man hört so viel vom Testen, wollte es einmal gemacht haben, und der Selbsttest ist ja gratis".
Die immer noch freundliche Dame sagte, dass sie mit einem Vorgesetzten sprechen muss. Ich schaute durch die Tür nach draußen und sah, dass die Schlange in der Kälte nicht kleiner geworden ist, im Gegenteil.
Die Dame kam mit der Botschaft zurück, dass sie mich nicht reinlassen darf. Meine Gesundheitsinspektion muss zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen.
Ich brauchte nicht einmal eine Sekunde, um zu wissen, dass alles meine Schuld war. Ich nahm meine Testbeutel, sagte "Danke" zu der geduldigen Dame und "Entschuldigung" zur Warteschlange, ging die kurze Strecke zum Briefkasten am Covid-Testhäuschen und presste die zwei Beutel hindurch, was wahrscheinlich auch verkehrt war.
Nach zwei Minuten war ich wieder in unserer Wohnung im zweiten Stock. Die Frau steht verwundert und fragt: "Bist du schon da? Und warum gehst du mit den blauen Plastikschuhschonern durch die Straße?"
Ich hatte kaum Kraft und Lust, ihr mein Fiasko im Detail zu erläutern, tat es aber. Denn meine Schnapsidee brachte ja mit sich, dass auch sie nicht zu ihrer Gesundheitsinspektion zwei Tage später kommen konnte. Diese war ihr wichtig, da sie einige wichtige Fragen an die Ärztin stellen wollte.
Nach meinem Trauerbericht hatte sie eine Frage an mich: "Da wir jetzt mindestens zwei Wochen auf einen neuen Termin warten müssen, hättest du den Selbsttest doch testen können."
Aber ich wollte vom Testen nichts mehr wissen.
Ich konnte mich nicht so richtig damit abfinden, dass ich so vorschnell und unklug war. Ich suchte eine/n Mitschuldige/n.
Kurz vor dem Einschlafen habe ich oft besonders gute Ideen. So auch in dieser Nacht:
Corona muss die Hand im Spiel gehabt haben!
© Willi Grigor, 14. Januar 2022
Nachtrag:
Bereits nach einigen Tagen bekamen wir neue Termine für die medizinische Inspektion, beide am 24. Januar.